Den 13. August 2015, Tag des Mauerbaus, an den Monsignore Stephan Wahl in seiner Morgenandacht erinnert, verbringen wir an Bord. Wir sind unterwegs nach Dänemark und werden am anderen Morgen gegen 7 Uhr in Esbjerg ankommen, um von dort aus per Bus nach Ribe zu fahren. Im Programm steht "Erholung auf See". Aber es handelt sich hier schließlich um eine Studienfahrt und so werden uns mehrere Vorbereitungsvorträge geboten: PD Dr. Ludger Feldmann, Geologe und Geograph, führt in die lange Geschichte des kleinen dänischen Ortes Ribe mit der großen Dom-Geschichte ein. Und Professor Dr. Andreas Müller, der sich über Mönchtum auf dem Sinai im 6. Jahrhundert habilitierte, gibt unter dem Titel " Mission und Reformation" einen Überblick über die Kirchengeschichte im Norden. Ich lerne, dass die Reformation im Norden einen wesentlich "konservativeren" Charakter hatte; es gab weniger den radikalen Bruch der Konfessionen als in Zentraleuropa.
Den Nachmittagskaffee nutze ich, um den zweiten geistlichen Begleiter etwas näher kennenzulernen: Monsignore Stephan Wahl, geboren 1960, katholischer Priester, war Sprecher der ARD-Sendung Das Wort zum Sonntag und Direktor des Bereichs "Kommunikation und Medien" im Generalvikariat im Bistum Trier. Wie Margot Käßmann verfügt er über eine sehr angenehme Stimme und ein freundlich-einnehmendes Wesen. Die beiden ergänzen sich hervorragend. Ostern 2006 hatte Papst Benedikt XVI. Stephan Wahl zum Monsignore, zum Päpstlichen Ehrenkaplan, ernannt. In einem ökumenischen Studienjahr in Jerusalem hatte er vor vielen Jahren den "ökumenischen Impuls" bekommen, der ihn seither nicht mehr loslässt. Für "Biblische Reisen" ist er seit Mitte der 1990er Jahre unterwegs; seine erste Reise führte ihn nach Neuseeland.
Ich frage Stephan Wahl, wie er sich fühlt bei unserer Reformationskreuzfahrt, bei der immerhin gut zwei Drittel der Gäste evangelisch sind. Er überlegt kurz. Eine Herausforderung sei es für ihn, er wolle trotz Verschiedenheit den gemeinsamen geistlichen Zungenschlag setzen und tatsächlich auch noch mehr erfahren. Ja, diese Fahrt sei sein kleiner Beitrag zum Reformationsjubiläum. Das Jubiläum könne die katholische Kirche zwar nicht feiern - wie lässt sich Trennung feiern? -, aber durch die Reformation habe sich die katholische Kirche eben auch sehr verändert.