Der Vienna Pride Month ist in vollem Gange, die Regenbogenparade – wie sie in Wien heißt – hat bereits stattgefunden und mit ihr unzählige weitere Veranstaltungen. Besonders erfreulich: Der von Christ:innen verschiedener Konfessionen organisierte Pride Prayer, der seit etlichen Jahren im Juni stattfindet, wurde heuer das erste Mal ins offizielle Pride-Programm aufgenommen.
Rund 340.000 Menschen nahmen am 8. Juni an dem Demozug für LGBTIQ-Rechte teil, der einmal „andersrum“ um den Wiener Ring geht. Auch die Fußgruppe „Religions for Equality“ war wieder mit dabei, organisiert von der Gruppe Queer Glauben und EvanQueer sowie einzelnen Pfarrer:innen und Ehrenamtlichen.
Nach einem kurzen ORF-Interview ging ich los zur Parade und war fast fünf Stunden in High Heels und Kollar im regenbogenbunten Treiben der Parade. Die Reaktionen auf uns als religiöse Menschen waren wie die letzten Jahre auch durchweg positiv. Viele riefen uns zu: „Ich bin auch evangelisch!“ oder „Daumen hoch!“. Menschen aus der Kirche und anderen Religionsgemeinschaften und erst recht darunter Geistliche, die auf der Parade mitgehen und für Akzeptanz von LGBTIQ-Menschen votieren, sind deshalb nach wie vor ein Hingucker, weil Ausgrenzung noch immer stattfindet. Als Pfarrerin auf der Parade mitzugehen repolitisiert für mich das Pride-Erlebnis: Neben dem Feiern des Queerseins kann ich hier auch zeigen: Es gibt religiöse Orte, wo queere Menschen safe sind. Und eine Art Appell in die eigene Reihe: Kirche muss sich bewegen!
Wie im vergangenen Jahr stellten wir nach der Parade im Park in der Nähe des Pride Village unsere Fotowand auf: Bunte Flügel mit der Aufschrift „Ich bin wunderbar gemacht. Psalm 139“, vor der sich Menschen fotografieren konnten. Auch unsere Segnungsaktion „free blessings“ boten wir wieder an: Pop-up-church mitten auf der Pride! Sichtbar im Talar segneten rund zehn Pfarrer:innen und Lektoren (in Deutschland: Prädikanten) aus Wien und Niederösterreich über Hundert queere Menschen und Verbündete. Es entstanden spannende und schöne Gespräche und viele der Begegnungen waren zutiefst berührend, manche auch sehr lustig. Menschen kamen mit ihren Erfahrungen mit Kirche zu uns, erzählten uns ihre Geschichte(n) mit Gott – oder auch einfach nur von ihrem Tag auf der Regenbogenparade.
Die queeren Feste werden auch in Österreich immer mehr. In vielen Städten finden inzwischen Paraden statt, etwa im kleinen Mistelbach, nahe Wien. Bei der Mistelbach-Pride, die Anfang Juni stattfand, gab es heuer sogar auch einen Pride Prayer. Erstmalig gingen dieses Jahr auch bei der Salzkammergut-Pride Menschen auf die Straße: Hunderte demonstrierten für LGBTIQ-Rechte in Bad Ischl. Ganz in der Nähe von Wien, nämlich in Baden, gehen am kommenden Samstag queere Leute und Allies auf die Straße. Der CSD in Graz findet am 29. Juni statt, die Tirol-Pride mit der Parade in Innsbruck am 27. Juli. In Klagenfurt wird im August queer gefeiert und Salzburg rückt im September nach. Einen Überblick bietet die Webseite des jungen Vereins St. Pride, der auch die Parade in St. Pölten im Mai veranstaltet hat: stpride.at/ueber-uns/#prides