Viele Medien unterstützten mit Berichten und Kommentaren die innerkirchlichen Proteste; auch ich als evangelische Theologin wurde zum Thema befragt. Neben meiner Freude über diesen Aufbruch der heteronormativen Strukturen der r.-k. Kirche spürte ich aber immer mehr auch Wut aufkommen. Denn einerseits: Nun also bewegen sich die katholischen Kollegen endlich! Sie trauen sich echt was! Wow! Proteste namhafter Geistlicher – wunderbar! Sie möchten keinen Unterschied mehr machen zwischen hetero und homo. Toll! Sie sind entschieden, auch gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Finde ich super!
Doch andererseits der bittere Beigeschmack– und das soll mehr ein UND als ein ABER sein!: Warum gab es solche radikaltheologischen Aktionen wie segnen gegen den Willen des Papstes nicht in Bezug auf die Frauenordination, in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen, trotz Maria 2.0 etwa? Die Frage, die in meinem Kopf immer größer wird: Ist es vielleicht weniger gefährlich, ein schwules Paar zu segnen als eine Frau als gleichwertige Kollegin zu haben? Dann fällt mir der zynische, aber treffende Kommentar eines schwulen katholischen Priester-Kollegen von vor ein paar Jahren wieder ein: „Katharina, die Frauenordination werden wir nicht mehr erleben. Was haben denn die Männer davon? Schwule zu akzeptieren wäre durchaus sinnvoll in diesem Männerclub, den Zölibat abzuschaffen ebenso. Aber Frauen – da könnte ja alles anders werden!“
In diesem Sinne sollte weder der Kampf für LGBTIQ in den Kirchen schon wieder zu Ende sein, noch der Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter vergessen werden. Am besten geht beides Hand in Hand!