"Christus ist auferstanden!" - "Er ist wahrhaftig auferstanden!" In vielen Gemeinden haben wir uns am Ostermorgen wieder mit diesem Wechselruf gegrüßt. Es ist ein Ruf der Freude, ein Ruf der Gewissheit, manchmal vielleicht ein ein Ruf des Protests: In unserer Gegenwart erleben wir viele Zeichen des Todes - egal, ob wir nach Syrien sehen oder vor die lybische Küste. Die Kreuzigung Jesu am Karfreitag reiht sich lückenlos ein in diese Zeichen des Todes. Die Erfahrung der Auferstehung am Ostermorgen aber setzt einen Kontrapunkt: Leiden und Tod haben nicht das letzte Wort, Gott schafft neues Leben! Die Begegnung mit dem Auferstandenen macht aus den enttäuschten und verzagten Jüngerinnen und Jüngern Jesu Menschen mit neuer Hoffnung, die selbstbewusst und freudig in ihrer Welt leben (Lk 24,13-35 und 50-53).
Die Begegnung mit dem Auferstandenen führt dazu, dass verzagte Menschen wieder aufstehen und aktiv werden: Die Emmaus-Jünger, die Jerusalem, dem Ort des Grauens, an dem sie sich als Jünger Jesu nicht mehr sicher fühlten, den Rücken gekehrt hatten, stehen auf vom Tisch in Emmaus und kehren noch in der Nacht zurück nach Jerusalem, um den anderen von ihrer Begegnung zu erzählen (Lk 24,13-35). Die Angst vor Verfolgung scheint wie weggeblasen, auch die Nacht kann sie nicht von ihrem Weg abhalten. Ähnlich aber geht es, wenn wir Lukas glauben, der ganzen Gemeinschaft um Jesus herum: Nachdem sie dem Auferstandenen begegnet sind, scheuen sie nicht einmal vor dem Weg in den Tempel zurück, in dem es ja immer wieder zu hitzigen Diskussionen gekommen war und in dem sie damit rechnen müssen, auf die ärgsten Gegner Jesu zu treffen (Lk 24,50-53).
Wer dem Auferstandenen begegnet ist, wer sich im Leben von ihm leiten lässt, der oder die, so fasse ich die Botschaft des Lukasevangeliums zusammen, wird fähig zum Aufstehen: zum Aufstehen gegen die Hoffnungslosigkeit, zum Aufstehen gegen die Mächte des Todes.
Das ist ganz sicher keine exklusive Botschaft für queere Chrstin*innen, und ich höre schon die eine oder den anderen fragen, was das jetzt hier in diesem Blog soll. Doch wer die Beiträge der letzten Wochen hier aufmerksam liest, merkt, in wie vielen Teilen der Welt auch wir Queers von Leiden und Tod bedroht sind. Wer Moonlight sieht, diesen Oscar-prämierten Film, der ja auch hier schon besprochen wurde, erinnert sich daran, dass es für viele von uns auch immer noch diesen inneren Tod gibt, den wir sterben, wenn wir uns und unserer Umwelt nicht zugestehen wollen oder können, wer wir eigentlich sind.
Aufstehen, ich selbst werden, aber auch aufstehen und für die eintreten, die um ihr Leben beraubt werden, dazu gibt uns Ostern die Kraft. In der Welt von heute scheinen wir sie immer mehr zu brauchen. Gut, dass so viele sie auch heute in dem auferstandenen Christus und über ihn hinaus finden!