Der Kirchentag ist ein Ort der Begegnung. Ich komme ausgerechnet unterwegs häufig mit vielen Menschen ins Gespräch. Weil ich mich in Dortmund ziemlich gut auskenne und zielstrebig meinen Weg gehe, fragen sie häufig nach, ob ich wüsste, wo dieser oder jene Ort sei.
Das sind oft nur sehr kurze Unterhaltungen, eine Minute hier, eine Minute dort und schon geht man wieder seiner Wege. Man hat schließlich keine Zeit zu verschenken, es gibt ja so viel zu sehen und zu erleben auf dem Kirchentag und man müsste sich ja eigentlich sowieso schon am besten vierteilen.
Manchmal aber, wenn's passt und wir das gleiche Ziel haben, gehen wir ein Stück zusammen - diese suchenden Fremden und ich. So auch an der Pauluskirche in Dortmund, als mich eine Gruppe junger Helferinnen und Helfer anspricht. Gemeinsam schlendern wir durch die Dortmunder Nordstadt und kommen ins Gespräch. Bis um 15 Uhr hatten sie Dienst, das sei aber "ganz chillig" gewesen. "Und jetzt wollen wir noch ein bisschen Worship-Musik hören", erzählt eines der Mädchen.
Von Silbermond bis Hillsong
Mit diesem Wunsch sind wir nicht allein, denn als wir an der Christuskirche ankommen, sind schon sehr viele Plätze besetzt. Ein Blick ins Publikum zeigt, dass sich hier vor allem jüngere Leute tummeln. Mit dem Titel "Von Silbermond bis Hillsong" hat die Band "Historymaker" ihr Konzert überschrieben und die Setlist ist tatsächlich ein guter Mix aus Charthits und Klassikern aus der Worship-Szene von Hillsong und Bethel.
"Wir haben uns bewusst nicht nur für klassische Anbetungsmusik entschieden", erzählt Sängerin Ramona Weik, "sondern auch Popmusik genommen, die in den christlichen Kontext passt". Dazu zählt die Band auch das Lied "Hey" von Andreas Bourani, das Menschen vom Aufgeben abhalten und zum Weitermachen ermutigen soll.
"Mit Popsongs erreichen wir halt eher die Menschen, die sonst nichts mit Kirche am Hut haben", erzählt der Sänger der Band, Daniel Gräber. Bei diesem Konzert der "Historymaker" sind es vor allem Chartshits auf Deutsch - Silbermonds "Leichtes Gepäck" reiht sich ein zwischen die Fantastischen Vier mit "Zusammen" und Adel Tawils "Ist da jemand". Und auch Christina Stürmer darf auf der Setlist nicht fehlen.
Und als die Musiker Mark Forsters "Chöre" spielen, explodieren nicht nur die Konfetti-Kanonen. Das Publikum singt lautstark mit und feiert.
Intensiver wird's jedoch bei den klassischen Worship-Songs. Für Hillsongs Version des Glaubensbekenntnisses "The Creed (This I believe)" stehen alle auf und die "Historymaker" müssen quasi nur den Sound liefern, der Gesang kommt aus den zahlreichen Kehlen der Anwesenden. "Es ist unfassbar schön, wenn man merkt, dass da was ankommt", schwärmt Ramona Weik nach der Show.
Sie sieht es als ihren Job an, die Leute an die Hand zu nehmen und zum Singen zu animieren - wenn das von alleine geschehe, sei das toll. Da lässt sie dann auch das Mikro Mikro sein und singt einfach so mit, um den "Chor" nicht zu überstimmen. "Wir machen hier Party, aber auch Anbetung. Die Mischung macht's", führt Ramona Weik weiter aus.
"Im kirchlichen Publikum kommen Lieder von Bethel und Hillsong tatsächlich oft sogar noch besser an als die Pop-Hits", so Daniel Gräber. Ihm ist es wichtig, dass die Musik nicht so verkopft ist, sondern dass man sie fühlen kann. So wie bei "Oceans", das beim Publikum schon vom ersten Ton an für Begeisterung sorgt.
Ramona Weik und Daniel Gräber sind nach dem Auftritt glücklich und zufrieden. Jetzt hoffen sie, dass ihre anderen beiden Auftritte am Samstag auf dem Kirchentag ähnlich gut laufen.