Gurkensalat zum Cappuccino
evangelisch.de/Hanno Terbuyken
Die Oase zur weiteren Verwendung
Vor den Westfalenhallen steht das Café "Zur weiteren Verwendung". Die Pfadfinder vom VCP haben sich eine große Aufgabe gesetzt: Keine Lebensmittel verschwenden.

"In diesem Café werden gerettete Lebensmittel zubereitet und verspendet. Sie würden sonst im Müll landen." So beschreiben die Pfadfinder vom VCP aus Schleswig-Holstein und Hamburg ihre „Oase zur weiteren Verwendung“ kurz und knapp. In den schwarzen Zelten zwischen U-Bahnhof und Westfalenhalle schenken sie frischen Kaffee und Tee aus, aber die Besonderheit ist das Essen. Die Pfadfinder vom VCP haben sich das Ende der Verschwendung auf die Fahnen geschrieben und sind täglich in Dortmund und Umgebung unterwegs, um Lebensmittel zu retten, die ansonsten weggeworfen würden. Die gibt’s dann auf dem Kirchentag.

Am Donnerstagvormittag ist Zeit für Gurkensalat. Zehn Kisten von dem grünen Gemüse haben die Lebensmittelretter eingesammelt, jetzt müssen sie verarbeitet werden. Das Angebot hängt natürlich immer davon ab, welche Lebensmittel überhaupt übrig geblieben sind. Das kann man nicht immer planen.

Wenn nicht gerade Kirchentag ist, steht die „Oase zur weiteren Verwendung“ auf den Zeltlagern des Verbandes, unter anderem beim Bundeslager 2017 in Wittenberg. Die Pfadfinder*innen wollen damit auf das Problem der zunehmenden Lebensmittelverschwendung hinweisen: "Aktiv Lebensmittel retten und aktiv etwas gegen die Verschwendung tun" wollen sie, berichtet Henrieke aus dem VCP Schleswig-Holstein. Im Schnitt wirft jede*r Bundesbürger*in 80 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr weg, schätzt die Verbraucherzentrale Deutschland. Das meiste davon könnte noch gegessen werden.

Vor dem Kirchentag haben die Pfadis Supermärkte, Bäckereien und Großmärkte in und um Dortmund angefragt, ob sie Lebensmittel übrig haben werden. So sind bis Donnerstag schon 350 kg Wassermelonen und 150 kg Obst und Gemüse zusammengekommen – unter anderem die Gurken für den Gurkensalat, die sonst im Müll gelandet wären, obwohl sie noch essbar sind. Rund 50 Ehrenamtliche kümmern sich um Retten, Zubereiten und Weitergeben der Lebensmittel. Ein handgeschriebenes Barometer im Zelt zeigt an, wie viel von was schon zusammengekommen ist. Im Zelt nebenan haben die Pfadfinder eine kleine Ausstellung zu Lebensmittelverschwendung vorbereitet, damit die Besucher nicht nur satter, sondern auch klüger werden.

Wenn die Oase gerade nicht auf einem Zeltlager oder einem Kirchentag steht, setzen die Pfadfinder ihr Konzept auch zuhause um. Bei ihren Pfadfinderveranstaltungen in Schleswig-Holstein versuchen die Pfadis, möglichst viel der Verpflegung ebenso aus geretteten Lebensmitteln zu bestreiten und eigene Verschwendung zu vermeiden. Nur der Kaffee, den man in der schwarzen Jurte auch bekommen kann, ist keine verderbliche Ware und deshalb nicht gerettet. Bio ist er trotzdem. Und weil man nur nehmen kann, was da ist, bestellen die Gäste auch mal Gurkensalat zum Cappuccino.

Die VCP-Oase zur weiteren Verwendung auf dem Kirchentag