Es ist heiß und eigentlich habe ich nur eine vage Ahnung in welche Richtung ich zum Eröffnungsgottesdienstes muss. Aber das ist ja das Schöne am Kirchentag: Es gibt immer ortskundige Menschen die einem den Richtigen Weg weisen und so bin ich wie ein Lemming und laufe den Massen nach, die von der Reinoldikirche in Dortmund gen Osten strömen. Es haben sich bereits unzählige Menschen auf der (abgesperrten) Straßenkreuzung Ostwall/Brüderweg versammelt. Die spärlichen Schattenplätze längst belegt, versuchen sich einige Besucher*innen mit Regenschirmen vor der Sonne zu schützen. Denn auch wenn es langsam Abend wird, die Juni-Sonne knallt bereits jetzt schon recht unbarmherzig auf den Asphalt.
Ich sichere mir einen Stehplatz direkt hinter dem Bläserchor, der sich neben der Bühne aufgestellt hat. Eigentlich überhaupt nicht mein Musikgeschmack, finde ich es doch toll, dass sich hier Menschen aller Altersklassen zusammen getan haben, um den Gottesdienst musikalisch zu untermalen. Vor allem: Es sind so wahnsinnig viele Musikantinnen und Musikanten, dass „Lobet den Herren“ auch sicher bis in den hinteren Plätzen zu hören ist. Dennoch will bei mir noch nicht so richtig Stimmung aufkommen. Vielleicht ist es das ständige Journalisten-Gewusel vor mir, die vielen Menschen, die immer noch ankommen oder die Hitze, aber ich finde es schwierig, dem Gottesdienst aufmerksam zu folgen.
Doch während auf der Bühne noch Fürbitten für die vielen Probleme unserer Zeit vorgetragen werden, treten im Hintergrund immer mehr Helfer*innen mit grünen Luftballons auf die Straße. Immer weiter breiten sie sich durch und um die Gottesdienstbesucher*innen aus, bis ein gigantisches grünes Kreuz erkennbar wird (von oben sieht das sicher noch viel besser aus). Als Symbol für so viele Zusagen Gottes: Egal, was dich gerade beschäftigt, egal, mit was du dich gerade herumschlägst, ich bin da. Dieses Vertrauen in Gott, das ja auch Motto des diesjährigen Kirchentags ist, greift auch Annette Kurschus, Präses der Kirche von Westfalen in ihrer Predigt auf. Nicht nur in der Bibel hat dieses Vertrauen in Gott ungeheure Kraft, sondern auch heute noch.
Auch Hans Leyendeckers Glaube gründet sich auf dieses Vertrauen. In seinen Eröffnungsworten zum Kirchentag findet er aber auch noch einmal deutliche Worte gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Themen, mit denen auch die Kirchentagsstadt Dortmund zu kämpfen hat: „Man kam nichts [gegen Rechtsextremismus] machen, ist der gottloseste aller Sätze. Man muss etwas machen.“ Hoffen wir, dass Leyendeckers Vertrauen auch in die Menschen in diesen Tagen fruchtbar wird.
So starten wir in den Kirchentag 2019 in Dortmund.