Dänemark, Schweden, Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Spanien, Frankreich. So eine lange Zeit ging so schnell vorüber. So viele Marmeladenglasmomente, Kilometer, Landesgrenzen und kalte Duschen. Es war schwierig, den Punkt zu finden, an dem wir umdrehen wollten. Was ist der richtige Moment, wenn man keine Deadline hat? Immer der Nase nach wurde irgendwann zum Hören auf das Bauchgefühl. Ankommen fühlt sich gut an. Orte und Menschen, die einem das Gefühl geben: „Das ist Zuhause“ fühlen sich gut an. Ein Bett mit Matratze und Decken (statt einem Zelt mit Matte und Schlafsack) fühlt sich gut an.
Schon nach so kurzer Zeit zurück fühlt sich das Leben auf Reisen dagegen weit entfernt an. Die Routinen, die man entwickelt hat; die neuen Alltäglichkeiten, die einen beschäftigt haben, alles ist meilenweit entfernt. Was bleibt?
Vielleicht die Erkenntnis, dass weniger mehr sein kann.
Dass das Einfache dankbar macht und das Schwierige auch.
Dass so eine Reise nicht automatisch einen neuen Menschen mit einem neuen Lebensplan aus einem macht und dass man für alles weniger Zeit hat, als man vorher denkt.
Dass sechs Monate zu zweit unterwegs sein nur geht, wenn man sich miteinander Mühe gibt und lernt, immer wieder neu zu kommunizieren.
Dass Reisen einen nicht zu einem besseren, cooleren oder besonderen Menschen macht.
Dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die einen aufnehmen und offen dir gegenüber sind.
Dass es nicht Bali oder Australien braucht, um die Welt zu entdecken.
Dass Gott einen überall hält, aber auch diese Beziehung nicht einfach von allein kommt und einfach so passiert.
Dass es keinen fancy Camper braucht, ein Kombi tuts auch.
Dass Heimkommen wichtig ist.
Dass Minimalismus für alle etwas anderes bedeutet, und es da keinen Standard gibt.
Denn so sehr das Rückbesinnen auf „die einfachen Dinge“ und die Verbindung zur Natur und das Erleben von Minimalismus augenöffnend sein kann, bleibt doch auch die Erkenntnis, dass so ein Leben in Zelt und Auto nur erfüllend sein kann, wenn man es sich ausgesucht hat. Es ist kein glamouröser Lebensstil jeden Tag Wasser, Strom, Toiletten und einen Schlafplatz zu suchen. Es wäre pathetisch, diesen Minimalismus zu glorifizieren, dem andere gerne entfliehen würden. Es ist ein Privileg sich den Beginn und das Ende von einem Leben ohne festen Wohnsitz aussuchen zu können.
Um die Reise knapp zusammenzufassen gibt es hier ein paar kurze Listen, die uns das Leben in den letzten Monaten leichter oder auch schwerer gemacht haben, unsere Empfehlungen und liebsten Orte:
Ohne das geht’s nicht:
- Eine große Akkubox oder auch Powerstation. Nennen kann man es wie es will, wenn man keine extra Autobatterie oder Solarstation hat, ist so ein Ding gold wert. Handys, Laptops, Heizlüfter, Lichter, … Alles geht auf einmal leichter. Und aufladen kann man sie während dem Autofahren.
- Omnia. Das ist ein „Ofen“ für den Gaskocher. Auf einmal geht alles: Pizza, Auflauf und Kuchen backen im Freien.
- Ein Waschsack. Das ist ein Wassersack mit Noppen innen, mit dem man super einfach Handwäsche machen kann. Vor allem in Schweden haben wir ihn viel genutzt, als wir die Sachen noch im Bus trocknen konnten.
- Merino. Wenn’s kalt wird, will man nicht frieren. Deswegen lieber einmal ein Merinokomplettset. Wir haben uns in Norwegen in der Hinsicht sehr gut eingedeckt.
- Stirnlampen. Braucht eigentlich keine Erklärung. Hände frei haben UND sehen können ist einfach premium.
Das hätten wir zuhause lassen können:
- Zu viel Kleidung. Die Hälfte der Klamotten vom ersten Teil der Reise habe ich beim zweiten Mal nicht mitgenommen. Lieber mehr Platz für andere Dinge haben und öfter eine Waschmaschine suchen.
- Skincare und Makeup. Ich hatte nicht viel dabei, aber selbst eine Wimperntusche brauchts eigentlich nie. Auch die Hautpflege wird leiden. Es braucht nicht mehr Hygieneprodukte als in zwei Hände passen. Duschen inklusive. Dasselbe zählt für Schmuck. Braucht es auch nicht.
- Objektive. Lieber eine gute Digitalkamera als eine dicke Kamera, mit vielen technischen Möglichkeiten. Die sind sowieso nicht für lange Wanderungen geeignet und nehmen zu viel Platz weg.
- Hülsenfrüchte. Im weitesten Sinne. Es bringt nichts, „praktisches“ Essen einzupacken, wenn man nie Lust darauf hat.
- Bücher. Auch wenn man es sich vornimmt, man hat für alles weniger Zeit als man vorher denkt. Mehr als ein Buch pro Monat ist nach unserer Erfahrung nicht realistisch, wenn man auch aktiv sein will und viel unterwegs ist.
Da wollen wir nochmal hin:
- Siurana. Die Gegend hat es uns einfach angetan. Stauseen, Wälder, Dörfer an, in und auf Felsen und vor allem unendlich viele Klettermöglichkeiten. Nicht nur direkt bei Siurana, sondern auch in der Nähe haben wir sehr gerne sehr viel Zeit verbracht. Nur als es sehr kalt wurde, sind wir weitergefahren. Der Ort hätte aber immer noch viel zu bieten.
- Bilbao. Nur sehr kurz sind wir auf dem Rückweg über Nordspanien gefahren. Die wenigen Tage dort haben es mir aber angetan. Weiße Berge hinter grünen, hügeligen Wiesen und daneben das blaue Meer mit großen Wellen. Für diese Gegend möchte ich mir auf jeden Fall nochmal Zeit nehmen.
- Docksta. Auch hier war es eher die Gegend als der Ort, der es mir angetan hat. Das Meer, die Wälder, die roten Holzhäuser, die Berge. Dort gibt es alles, was Schweden so besonders schön macht. Plus die einzigen wenigen Klettersteige des Landes.
- Lissabon. Wegen starken Regenfällen haben wir Lissabon übersprungen. Das war zwar schade, aber wir sind uns sicher, dass wir dort auf jeden Fall nochmal vorbeikommen werden.
- Trondheim. In Trondheim waren wir nur kurz und sind wegen kaltem Wetter schnell weitergefahren. Doch die Stadt ist wunderschön und ich würde mir gerne nochmal mehr Zeit zum Stöbern und Erleben nehmen.
Vielen Dank, dass ich diesen Blog schreiben durfte und dass es Menschen gab, die ihn gerne gelesen haben. Ich wünsche allen eine beseelte Zeit auf allen weiteren Lebensreisen!