Ihre Fragen, unsere Antworten - Folge 51: Haben Sie mal Adjektive ausgetauscht?
Unser Interview zu Rechtsextremismus hat für interessante Diskussionen gesorgt.

Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und -Nutzer,

unser Interview mit Friedemann Bringt zu einer Tagung über Rechtsextremismus hat für einige Reaktionen gesorgt. Insbesondere diese fand ich interessant:

"Haben Sie ausprobiert, die Adjektive auszutauschen? Wenn ich Gruppen an sich nicht mehr kritisieren kann, nur weil sie sich zusammenrotten, stehen auch Anti-Fa-Extremisten, Antisemiten, Salafaschisten, rechte Hools und die Kreationisten 2.0 aka Genderistas unter Naturschutz, werden sich vermehren und anderen Subkulturen die Luft zum atmen nehmen." - Carla Columna

Ja, ich habe einfach mal ausprobiert, "die Adjektive auszutauschen". Die Kommentatorin meinte damit, "christlich" gegen "muslimisch" auszutauschen, weil man dann sehen könne, dass das Argumentationsmuster von Herrn Bringt grundsätzlich falsch sei.

Allerdings käme dabei auch nur ein Lob für die muslimische Haltung zugunsten von Geflüchteten raus und eine Kritik an den Menschen, die das muslimische Menschenbild als Quelle von Feindlichkeit gegenüber anderen verstehen. Das Muster funktioniert so herum genauso - eben weil jede gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit grundsätzlich kritikwürdig ist.

Was unsere Leserin hier offenbar verwechselt, ist "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" mit "Widerspruch gegen bestimmte Meinungen". Das ist nicht identisch. Auch in dem Interview übt Bringt natürlich Kritik an bestimmten Gruppen, die gemeinsam eine menschenfeinliche Meinung vertreten: Nämlich fremdenfeindliche Christen (die es eigentlich nicht geben dürfte, wenn alle Christen die biblische Botschaft ernst (und nicht wörtlich) nähmen). Deren Meinungen kann und muss man widersprechen, und zwar aus moralischen Gründen.

Nimmt man Carla Columna aber wörtlich, dann möchte sie eine Erlaubnis, Gruppen einfach deswegen pauschal zu kritisieren, "nur weil sie sich zusammenrotten". Das ist aber auch Unsinn. Es geht doch immer um Einstellungen, Meinungen, moralische Bewertungen, über die diskutiert werden muss, und nicht um Menschen aufgrund von Eigenschaften. Das ist mit "gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit" gemeint.

Dafür muss man sich selbst seiner Haltung aber sicher sein. Das ist nicht immer der Fall, kritisiert Bringt im Interview: "Wir erleben aber, dass sich kirchliche Akteure ganz mit ihrer Meinung und Haltung zurückhalten und das biblische Menschenbild gar keine Rolle mehr spielt."

Angesichts der Lage im Flüchtlingslager Idomeni und an anderen Orten in und um Europa sollte das aber mindestens jetzt nicht mehr so sein. Wer sich davon ein Bild machen will, dem empfehle ich das Interview mit dem rheinischen Präses Manfred Rekowski, der gerade in Idomeni war. Sich dann noch mit der eigenen Haltung zurückzuhalten, geht dann nicht mehr.

Ich wünsche ich euch und Ihnen ein gesegnetes Wochenende!


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