Der 5. Evangelische Medienkongress ist gerade vorbeigegangen, es war eine gute Konferenz. KI-Vordenker Jürgen Schmidhuber war sicherlich das Highlight, der im Vortrag seine Vision sich selbst reproduzierenden, das Universum bevölkernden Künstlichen Intelligenzen ausbreitete. Eine These, mit der die versammelten Anwensenden ihre Schwierigkeiten hatten und sich fragen: Welche Rolle dann der Mensch noch spielt? Schmidhubers Antwort lief letztlich darauf hinaus, dass der Mensch mit seiner Rolle als Geburtshelfer für das überlegene Bewusstsein der KI zufrieden sein könne.
Wie immer bei evangelischen Tagungen waren die Vorträge und Gespräche von großer Tiefe geprägt, die Bewahrung der Menschlichkeit immer im Blick, mit dem Wunsch, nicht in eine unbekannte Zukunft aufzubrechen. Zumindest ein Stück weit die nächste Wegstrecke erkennen zu können scheint den meisten Menschen wichtig zu sein. Wobei die auf Jahrhunderte gestreckte Perspektive eines Jürgen Schmidhuber dabei auch nicht hilft.
Ganz das Gegenteil beim kritischen Umgang mit der digitalisierten Welt erwarte ich kommende Woche in New York. Ich bin bei der Tagung "Onward 18", wo ein ganz anderer Blick vorherrschen sollte. Es geht viel um Marketing und Marken-Positionierung; veranstaltet wird die Tagung von der Firma "Yext", die unter anderem Partner und Kunden einlädt, sich zu Digitalthemen auszutauschen und zu vernetzen. Yext hat Ralf Peter Reimann und mich eingeladen, bei diesem Austausch dabei zu sein, und die Gespräche über ein Yext-Pilotprojekt in der EKiR weiterzuführen.
Bei der Konferenz gibt es unter anderem den Vortrag "The Joy of Data" von Hannah Fry. Ein Titel, der bei einer deutschen Veranstaltung mit Sicherheit mindestens ein Fragezeichen hätte. Es geht bei "Onward18" unter anderem um "Designing for Results", "Customer Experience", aber auch um Inklusion, Demokratisierung und Technologie, um Chatbots und Innovation. Es ist ein Mix, der vor allem aus der Sicht von Verkaufserfolgen und Kundenbindung auf digitale Prozesse blickt. Ich erwarte einen harten Kontrast zum Evangelischen Medienkongress. Vom "Onward"-Kongress (Dienstag/Mittwoch) werde ich auch bloggen und der Frage nachgehen, ob, wie und welche Lehren von kommerziellen Firmen, großen wie kleinen, auf unsere Kirche übertragbar sind.
Vielen Dank für’s Lesen und Mitdenken - mehr gibt es dann in den nächsten Tagen aus New York!
Im Blog Confessio Digitalis schreibe ich meine Beobachtungen, Links und Interviews zu den Themen Digitalisierung, Digitale Kirche und digitalisierte Welt auf. Ich bin erreichbar auf Twitter als @dailybug.
P.S.: Leser*innen haben mich darauf hingewiesen, dass "Digitalis" auch der Name der Fingerhut-Pflanzen ist, die zu Gift verarbeitet werden können. Das lässt den Blogtitel "Confessio Digitalis" natürlich ein bisschen fies klingen. Andererseits behandelt man mit Digitalis-Präparaten auch Herzprobleme. Und dass das digitale Herz der Kirche besser schlägt, ist mir ein Anliegen. Deswegen lasse ich den Namen des Blogs so - nehmt es als Präparat!