Digitaler Schulterblick – meldet euch an!
Der Prozess "Kirche im digitalen Wandel" geht weiter - und am Dienstag kann jeder dabei sein.

Am Freitagabend hatte ich das Vergnügen und die Ehre, für evangelisch.de beim Grimme Online Award in Köln zu sein. Wir haben zwar nicht gewonnen (nominiert war unsere Pageflow-Geschichte "Eine Kirche wird zur Moschee"), aber es war trotzdem ein spannender, anregender Abend. Mein persönliches Highlight war tatsächlich, Sascha Pallenberg getroffen zu haben. Als ich 2009 bei evangelisch.de anfing, hatte ich ein anderes Bild von unserer journalistischen Arbeit als heute. Von Sascha P. habe ich seitdem aus der Ferne viel über Unabhängigkeit, Authentizität, "personal brand" und über Corporate Publishing gelernt, was meinen aktuellen Blick auf Journalismus maßgeblich mitgeprägt hat. Zwei Schlüsselerkenntnisse dazu sind: Bleib dir selbst treu und akzeptiere, wenn die Zeit richtig ist, etwas zu verändern. (Alle Gewinner der #GOA18 findet ihr hier. Gratulation!)

Etwas verändern will auch das Projekt "Kirche im digitalen Wandel" der EKD, aus dem heraus der EKD-Synode im Herbst ein erster Beschlussvorschlag vorgelegt werden soll. Für einen Teil des Projektstrangs, nämlich Kommunikation, saßen und standen etwa 16 Leute aus der Projektgruppe am Freitag im "KPMG Ignition Space" in Hannover zusammen, ich war auch dabei. Wir haben unter anderem die Möglichkeiten digitaler Produkte ausgelotet, aber auch grundsätzlich weiter darüber gesprochen, was Digitalisierung mit Kirche eigentlich grundsätzlich macht. Anschließend konnten viele davon bei der Tagung "Heilig, christlich, smart?" mit noch mehr Mitdenker*innen in der Evangelischen Akademie in Loccum am Thema #digitalekirche weiterhirnen. Bin gespannt, was dabei rauskommt.

Zwei anstehende Ereignisse zum Digitalprojekt sind gerade wichtig: Zum einen soll das Thema auch beim Kirchentag in Dortmund 2019 einen Platz finden. Dazu hat sich der Kirchentag ein paar gute Leute rangeholt, die mehr als nur das typische Kirchentagsprogramm daraus zaubern wollen. Ich weiß von mehreren Gesprächssträngen dazu zwischen Menschen im Kirchentag und aus der verfassten Kirche, und einer davon bin ich selbst. Sobald ich mit Jule Lumma telefoniert habe, die in einer der Planungsrunden auf Kirchentagsseite sitzt, weiß ich mehr Konkretes. Und freue mich drauf, denn #digitalekirche gehört auf den Kirchentag mit mehr als nur versprengten Einzelveranstaltungen.

Zum anderen gibt es am Dienstag, 26. Juni, einen "digitalen Schulterblick" in das Digitalprojekt der EKD. Organisiert wird das von der Beratungsfirma aserto, wer teilnehmen will, muss Leonie Stümpel (stuempel@aserto.de) eine E-Mail schicken. Der Einblick ist offen für alle, und je mehr Menschen mit Interesse an #digitalekirche teilnehmen, umso besser wird’s. Ich habe mit meinem Kollegen Markus Bechtold konkurrierende Schätzungen am Start, wie viele Menschen tatsächlich dabei sein werden. Er schätzt rund 50, ich denke rund 80. Also enttäuscht mich nicht und meldet euch an! ;-)

Das war jetzt eher ein Verlaufsupdate, weil einfach viel passiert im Moment. Thematisch ist das europäische Urheberrecht gerade aktuell, Stichwort Uploadfilter, Leistungsschutzrecht, Linksteuer, #saveyourinternet. Da hat der Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments eine ungünstige Vorentscheidung getroffen. Bevor das EU-Parlament darüber entscheidet, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um dagegen auf die Straße zu gehen. Denn die Uploadfilter insbesondere sind ein Werkzeug zur Plattformkontrolle, das viel mehr tun würde, als die Erfinder bisher glauben: Es wäre tatsächlich eine Vorzensur nach staatlichen Vorgaben. Dazu muss ich auch nochmal schreiben, denn nachvollziehbare Urheberrechte sind eine echte Zukunftsherausforderung. Mit Tools aus einer vergangenen Logik ist das nicht zu lösen. Dazu aber nächste Woche mehr.

Jetzt erstmal ein schönes Wochenende – und nicht vergessen: Schulterblick "digitale Kirche" am Dienstag! Wer kann, möge sich einklinken!

Vielen Dank für’s Lesen & Mitdenken!


Im Blog Confessio Digitalis schreibe ich meine Beobachtungen, Links und Interviews zu den Themen Digitalisierung, Digitale Kirche und digitalisierte Welt auf. Ich bin erreichbar auf Twitter als @dailybug.

P.S.: Ich habe zwei Rückmeldungen bekommen, die mich darauf hingewiesen haben, dass "Digitalis" auch der Name der Fingerhut-Pflanzen ist, die zu Gift verarbeitet werden können. Das lässt den Blogtitel "Confessio Digitalis" natürlich ein bisschen fies klingen. Andererseits behandelt man mit Digitalis-Präparaten auch Herzprobleme. Und dass das digitale Herz der Kirche besser schlägt, ist mir natürlich ein Anliegen. Deswegen lasse ich den Namen des Blogs erstmal so - nehmt es als Präparat.