Der Rüpel und das Weltjuwel
Sind einige der mächtigsten bzw. bekanntesten Personen der US-TV-Branche bloß Jammerlappen? Kann man Trumps Distanzierung von der rechtsextremistischen Szene für glaubhaft halten? Ist es aberwitzig, dass derzeit Intellektuelle andere Intellektuelle als Intellektuelle beschimpfen? Außerdem: „Wellness für Paare“; mehr als 10.000 neue Abos für den New Yorker innerhalb von drei Tagen.

Ob sich Donald Trump nach dem Wahlkampf anders aufführen würde als im Wahlkampf, lautete eine der oft gestellten Fragen in den vergangenen zwei Wochen. Als sich am Montag „rund zwei Dutzend“ US-TV-Manager und Bildschirmstars bzw. „30 bis 40 Medienvertreter“ aufmachten zu einem sogenannten Hintergrundgespräch mit Trump, taten sie es womöglich in der Hoffnung, er werde sich staatsmännisch verhalten. Doch, ach:

„The fantasy of the normalization of Donald Trump—the idea that a demagogic candidate would somehow be transformed into a statesman of poise and deliberation after his Election Day victory—should now be a distant memory, an illusion shattered.“ 

So kommentiert im eben gerade zuerst verlinkten Artikel - der auf den Darstellungen von namentlich natürlich nicht genannten Teilnehmern basiert - David Remnick, der Chefredakteur des New Yorker, die Zusammenkunft. Im ebenfalls schon verlinkten Text Oliver Georgis für die FAZ ist sogar von einer historischen Dimension die Rede:

„Nacheinander nahm sich der designierte Präsident die Medien-Bosse vor und stauchte sie in einer Art und Weise zusammen, wie es womöglich einmalig in der amerikanischen Geschichte ist. Als erstes attackierte Trump nach Angaben der New York Post CNN-Chef Jeff Zucker: ‚Ich hasse Deinen Sender, jeder bei CNN ist ein Lügner und Du solltest Dich schämen‘, beschimpfte er ihn. ‚Das Treffen war ein totales Desaster‘, zitiert die Zeitung einen Beteiligten. ‚Es war wie ein verdammtes Erschießungskommando‘, sagte demnach ein anderer.“

„Schockiert“ seien die Stars und die Hierarchen vom Fernsehen gewesen, fasst die FAZ im Vorspann zusammen, obwohl sie es durchaus auch als Auszeichnung hätten empfinden können, von Trump angepöbelt zu werden. Glenn Greenwald (The Intercept) ist angesichts der Reaktionen der TV-Leute auf Zinne:

„After everything Trump has said — about immigrants, Muslims, women, etc. — this is what upsets these journalists: that he criticized them to their faces using a mean tone.“

Greenwald bezieht sich unter anderem auf den schon zitierten Beitrag Remnicks: 

„(He) writes that ‚Trump whined’ in the meeting and showed how ‚vain‘ he is. That may be true, but the same is true of his anonymous friends for whose petty grievances he is crusading. There is much oppression in the world and many serious concerns as Trump heads to the Oval Office; how Trump speaks to (…) Jeff Zucker is not on that list.“

Die härteste Passage in Greenwalds Text ist vermutlich folgende:

„If they don’t want to be disliked by powerful politicians — if confronting hostility of this type traumatizes them this way and sends them running to David Remnick for therapy and comfort — then they should go find other work.“

Mit anderen Worten: Einige der mächtigsten bzw. bekanntesten Personen der US-TV-Branche sind bloß Jammer- bzw. Waschlappen. So erfrischend Greenwalds Kritik auch klingt und so berechtigt es ist, darauf hinzuweisen, dass etwa Muslime und Migranten mehr Angst vor Trump haben müssen als Medienvertreter: Dass Trump zumindest versuchen wird, mit Journalisten ähnlich umzuspringen wie es „Erdo?an, Putin, Orbán und die PiS in Polen“ tun (Katja Kullmann in einem Text für den Freitag, auf den wir später noch zurückkommen werden), ist nach diesem Meeting nicht unwahrscheinlicher geworden. 

Im Tonfall etwas moderatere Kritik findet sich bei Poynter

„TV executives did the public a disservice by agreeing to hold an off-the-record meeting with the president-elect while he continues to stonewall other reporters.“ 

Benjamin Mullin argumentiert, dass ein Hintergrundgespräch derzeit der falsche Weg sei - weil Trump sich im Umgang mit den Medien nicht an die Usancen hält. Um es mit Georgi/FAZ zu sagen:

Seit 1976 hat kein künftiger Präsident Amerikas länger nach seiner Wahl gebraucht, um eine Pressekonferenz zu halten. Bei Barack Obama waren es drei Tage.“ 

Mullin schreibt in seinem Poynter-Text:

„(Trump) has ditched reporters on multiple occasions, breaking with longstanding traditions of press access (…) He released an informercial-style announcement on YouTube about his presidential agenda, preferring the comfy environs of his office to tough questioning behind a podium. Updates on the presidential transition are made on Twitter, and he shares often-inaccurate information with the public on social media. All of that makes the stakes for scrutinizing Trump higher than they have ever been. To agree to an off-the-record meeting — even to secure greater access for reporters — stands in opposition to the values journalists everywhere are supposed to embody. The public needs answers to hard-hitting questions in public, not a closed-notebook bull session in the privacy of Trump Tower.“

Die Washington Post wiederum greift die hochrangigen Fernsehleute dafür an, dass sie sich als „Requisiten“ für „Trump’s never-ending theater“ zur Verfügung gestellt hätten. Die Post lobt dagegen die New York Times, und zwar für ihr Beharren auf einem On-the-record-Treffen mit Trump.

Um dieses Meeting gab es ein am Dienstag ein Hin und Her. Zunächst sagte Trump via Twitter ab, dann fand das Treffen doch statt. Was er dort sagte, kann man - unter anderem - im Quasi-Live-Ticker der Zeitung nachlesen (dort mangelt es auch nicht an Hinweisen zu weiterführender Lektüre) oder in einer kommentierten Tweet-Sammlung der Washington Post. Eine deutschsprachige Zusammenfassung des „mit Spannung erwarteten Antrittsbesuchs“ liefert zum Beispiel meedia.de [Nachtrag, 13.40 Uhr: Das vollständige Transkript hat die NYT auch bereits veröffentlicht].

Gegenüber der New York Times schlägt Trump einen ganz anderen Ton an als einen Tag zuvor in seiner Rolle als Rüpel gegenüber CNN, NBC und Co. Er bezeichnet die Zeitung als „great, great american jewel“, ja, sogar als „world jewel“, also als „Weltjuwel“, was einen unweigerlich an die von Dittsche geprägte Formulierung „Weltidee“ denken lässt, aber dafür kann Trump natürlich nichts. Dass Politiker heute dies sagen und morgen jenes bzw. das Gegenteil, ist nichts Besonderes. Aber wenn man die Berichterstattung zum Treffen mit den TV-Leuten mit jener über das Gespräch mit den New-York-Times-Redakteuren vergleicht, bekommt man den Eindruck, es mit zwei verschiedenen Personen zu tun haben.

Spiegel Online stellt in seiner Zusammenfassung des Gesprächs bei der Times heraus, dass sich Trump „von der rechtsextremen Alt-Right-Bewegung distanziert“ habe, „die seinen Wahlsieg mit Nazi-Sprüchen und dem Hitlergruß gefeiert hat“. Dass die Distanzierung angesichts der Nähe seines Spießgesellen Stephen Bannon zu eben dieser „Bewegung“ nicht eben glaubhaft wirkt, legt der Artikel auch nahe.

Zum Themenkomplex Bannon/Breitbart/Alt-Right-Bewegung hält der heute bereits zitierte FAZ-Redakteur Oliver Georgi Instruktives parat. Er steigt mit einer Szene ein, die man sich in einem am Dienstag viral gehenden Video anschauen kann: 

„Die Szene, die sich am vergangenen Samstag im der amerikanischen Regierung gehörenden Ronald-Reagan-Building in Washington abspielte, nur ein paar hundert Meter vom Weißen Haus entfernt, übertraf noch die schlimmsten Befürchtungen vieler Amerikaner. ‚Heil Trump, heil unserem Volk, Sieg Heil!‘ rief Richard B. Spencer, und die rund 300 Zuhörer im Saal applaudierten nicht nur begeistert, sondern reckten vielfach sogar den rechten Arm in die Höhe.“  

Georgi stellt Bezüge zwischen der Alt-Right-Bewegung, „so diffus sie ist“, und der „nationalsozialistischen Ideologie“ her. Außerdem schreibt er:

„Nun könnte man sagen: Rechtsextreme gab es immer schon. Das Problem ist nur, dass die Nähe zum Weißen Haus womöglich nicht nur räumlich ist wie am Samstag in Washington. Denn mit Steve Bannon, dem früheren Chef (von) (…) Breitbart News, den Donald Trump zu seinem Chefberater gemacht hat und der Breitbart als Plattform für die Alt-Right-Bewegung bezeichnet hat, könnte die Ideologie der ‚white supremacy‘, der ‚weißen Vorherrschaft‘, ihren Weg bis hinein ins Oval Office finden. Wie sehr Bannon, der als Chefberater den Zugang zum Präsidenten kontrolliert, ein ideologischer Einflüsterer Trumps sein wird – keine Frage treibt Amerika derzeit so um wie diese.“

Dass die FAZ Rechtsextreme Rechtsextreme nennt, ist löblich, das war bisher ja nicht selbstverständlich. Das Reflexionsvermögen Georgis fehlt leider dem meedia.de-Mann Alexander Becker, der im Interview mit Roger Köppel keinen Mucks macht, als dieser mutmaßt, Breitbart könne „nicht so schlecht sein“ - und dann auch noch den Jürgen Elsässer tanzt („Der Spiegel ist heute ein Sturmgeschütz gegen die Demokratie, gegen das Volk“). Alles Wichtige zu diesem Interview hat Handelsblatt-Redakteur Kai-Hinrich Renner gesagt - nicht in der Zeitung allerdings, sondern bei Facebook.

[+++] Mit der Erzählung, an „Trumps Wahlerfolg seien vor allem linksliberale Intellektuelle“ bzw. entsprechend ausgerichtete Medien „schuld“, beschäftigt sich Katja Kullmann in ihrem oben schon erwähnten Freitag-Artikel. Auch Constantin Seibt tut dies im Tages-Anzeiger - und weist dabei auf eine von vielen Aberwitzigkeiten hin:

„(Die) Leute, die zur Volksnähe raten, (sind) fast immer Politprofis: Es sind Intellektuelle, die Intellektuelle Intellektuelle schimpfen.“

Kullmann bringt derweil einen neuen Aspekt in die Debatte:

„Schauen wir auf zwei hiesige Zeitgenossen: den Lagerarbeiter mit Zeitvertrag und den freigesetzten Journalisten mit Doktortitel und 80-Euro-Aufträgen. So, wie die physische Kraft des Arbeiters nur noch wenig zählt, so kann auch ein akademischer Grad längst entwertet sein. Bei beiden ist das Geld knapp. Doch der Journalist verfügt über kulturelles und soziales Kapital, das ihm erlaubt, gehört zu werden. Wenn er sich jetzt, in diesen rechtsdrehenden Zeiten, dazu durchringen könnte, seine Statusangst abzulegen und seiner eigenen Prekarisierung und Marginalisierung fest ins Auge zu blicken, würden ihm vielleicht noch mehr Wege einfallen, mit dem Kollegen im Warenlager ins Gespräch zu kommen. Um gemeinsam die Schlagkraft zu erhöhen. Bevor ... Ja: Bevor es zu spät ist.“

Auf den allerersten Blick Ähnliches könnte der freilich ein paar Ligen unter Kullmann spielende Jeff Jarvis meinen, wenn er im Tagesspiegel-Interview auf „ein neues Programm namens ‚Social Journalism‘“ hinweist, das er an der City University of New York „gestartet“ habe: 

„Der Ansatz ist, dass man eine Gemeinschaft beobachtet, ihr zuhört und Empathie für ihre Themen entwickelt, und erst dann Journalismus für sie macht. Bislang bestand das Geschäftsmodell darin, die Reichweite zu vergrößern. Wir sollten aber eines aufbauen, das auf Relevanz und Nutzen für Gemeinschaften beruht.

[+++] Ein Thema bei dem verunglückten Hintergrundgespräch zwischen den Gesandten der TV-Branche und Donald Trump: Fake News. Constantin Seibt (hello again!) stellt im Tages-Anzeiger zwei in diesem Bereich umtriebige Halunken vor:

„Vor sechs Monaten waren Ben Goldman (27) und sein Kumpel Paris Wade (26) noch arbeitslose Restaurantangestellte. Heute sind sie Besitzer einer boomenden Nachrichtenfabrik und kassieren das Monatsgehalt eines Managers (...) Ihre Ware sind Politstorys, die Goldman und Wade in einer fast möbellosen Wohnung jeden Abend im Dutzend in die Laptops hacken. Fast alle erfunden, fast alle pro Trump. Etwa: ‚Sieh, was dir die Mainstreammedien nicht zeigen wollen: Hillarys ZUSAMMENBRUCH!‘ Oder: ‚Terroristen haben US-Regierung unterwandert. Lesen Sie, wer auf ihrer TODESLISTE steht!‘“

Dass die beiden Twentysomethings ihr Schwindel-Portfolio auszuweiten gedenken bzw. „darüber nachdenken, eine linke Website zu gründen“, weil sich damit mutmaßlich noch viele zusätzliche Dollar machen lassen, erwähnt Seibt auch. Die Washington Post schreibt ebenfalls über die beiden Fälscher.

[+++] Something completely different: Ein sehr schönes kino-zeit.de-Interview mit den aktuellen Siegfried-Kracauer-Preisträgern Patrick Holzapfel und Ekkehard Knörer über, so profan das klingt, das Schreiben an sich. Es geht konkret um Filmkritik, aber zu empfehlen ist es für Kritiker aller Art. In seiner Antwort auf die Frage „Was ist euch wichtig, wenn ihr eine Filmkritik schreibt, was ist sozusagen die Hauptaufgabe - an euch selbst wie an den Text?“ geht Knörer auf die „Momente“ ein,

„in denen ich das Schreiben (oder Geschriebenhaben) beglückend finde: Wenn mir etwas gelingt (eine Beobachtung, eine Formulierung), mit dem ich nicht rechnen konnte, von dem ich vorher nicht wusste, dass es in mir war. (War es ja auch nicht, es ist erst im Kontakt von Gegenstand, Ich, Augenblick und Schreiben entstanden.) Ich kann gar nicht sagen, ob das Momente sind, in denen man sich besonders nah oder besonders fremd ist. Die Mischung aus beidem wahrscheinlich. Das ist aber, zugegeben, ein etwas anderes Register als ‚wichtig‘ und ‚Aufgabe‘“.

Knörer sagt außerdem zum Verhältnis Filmemacher/Kritiker:

„Wenn man, wie ich, das Schreiben als libidinöse Beziehung zum Gegenstand wie zum Adressaten begreift, dann ergeben sich aus dem Kontakt mit den Filmemacherinnen und Filmemachern interessante, wenngleich nicht immer erfreuliche Komplikationen. Ich kenne keine, die nicht (wie ich auch) geliebt werden wollen für das, was sie tun. (Wie kompliziert auch immer sich dieser Liebeswunsch dann wieder äußert.) Das ist nicht zuletzt Temperamentssache, ob man sich da als Kritikerin oder Kritiker verstricken will oder nicht. Man bemüht sich natürlich um tausendundein Kontrollverfahren, außer man verliebt sich dann doch, was schon mal passiert, Hals über Kopf – oder hasst, auch okay, nicht minder passioniert. Dass es bei Kritik allerdings um etwas wie Objektivität gehen sollte, ist für mich so ungefähr der absurdeste Gedanke, den man zu der ganzen Sache haben kann.“

[+++] Erwartungsgemäß viel besprochen wird aktuell die heute in der ARD zusehende Impro-Komödie „Wellness für Paare“. Die im Titel erwähnten Paare „kommen in einem auf Beziehungscoaching spezialisierten Luxushotel zusammenkommen“ (FAZ), mit u.a. Bjarne Mädel, Anke Engelke und Anneke Kim Sarnau sind diverse big names am Start - sowie drei Therapeuten, „die zum Teil Schauspieler sind und alle eine Therapeuten-Ausbildung haben“ (tittelbach.tv). FAZ-Autor Oliver Jungen meint:

„Die zehn Schauspieler scheinen es zu genießen, zeigen zu können, dass sie mehr drauf haben, als üblicherweise im Fernsehfilm abverlangt wird.“

Und dennoch: 

„Der Film leidet trotz seiner schönen Idee ein wenig an Impotenz. Dieses Projekt in radikal, das wäre ein Fest.“

Noch schärfer äußert sich Christian Buß (Spiegel Online):

„Dass bei einem Impro-Film nicht alle Szenen glücken, dass einige im Ungefähren bleiben, andere ins Leere lärmen, ist selbstverständlich. Das muss einkalkuliert sein bei so einem Experiment. Aber wie hier zum Teil widerborstige Momente musikalisch und dramaturgisch zu einem Art Wohlfühlprogramm gewendet werden, läuft der Erzählidee geradezu entgegen. Geschlechterkampf gibt es nun mal nicht als Fangopackung.“

Gegenüber David Denk (SZ) spricht Regisseur Jan Georg Schütte über den Arbeitsprozess:

„Bei ‚Wellness für Paare‘ haben 20 Kameras 111 Stunden Material geliefert, ‚daraus kann man, sagen wir mal, 50 geile Filme bauen‘. Nur was ist geil? Eine sehr zeitraubende Frage. Schütte hat zwar nur zwei Tage gedreht, danach aber fast ein Dreivierteljahr im Schneideraum zugebracht. ‚Die ersten vier Wochen das Material zu sichten, ist wie Geschenke auspacken, total beglückend‘, sagt er (…) Dann kommen die erste Schnittfassung und Verbesserungswünsche von Produzent und Redaktion, die oft ganz andere Lieblingsszenen haben, ‚ab der 25. Fassung ist schon viel Fluchen dabei‘. Fertig war Wellness für Paare nach 30 Fassungen.“


Altpapierkorb

+++ Die Recherchen des ZDF-Magazins „Frontal 21“ zur vermeintlichen Käuflichkeit von SPD-Politikern - „Die SPD-Agentur Network Media GmbH (NWMD), die unter anderem Veranstaltungen und Kampagnen organisiert, bot demnach gegen Zahlungen von 3000 bis 7000 Euro Treffen mit hochrangigen SPD-Politikern an“ (Berliner Morgenpost) - sind auf den ersten Blick kein Medienkolumnenthema, sie werden es aber dadurch, dass es um die „sogenannten vorwärts-Gespräche“ (ZDF) geht, also die Parteizeitung der SPD involviert ist. Diese hat mittlerweile mit einer Pressemitteilung reagiert.

+++ Den von mehr als zwei Dutzend Mitgliedern des Journalistennetzwerks Weltreporter bestückten Band „Die Flüchtlingsrevolution“ lobt Susanne Fischer in der FAZ. Die Autoren hätten „mit ihren Reportagen eine so schillernde wie erschütternde Momentaufnahme der Schattenwelt der von Krieg, Gewalt und Armut Entwurzelten geschaffen. Schon die Titelwahl setzt einen bewussten Kontrapunkt zur gängigen Interpretation der Ereignisse als ‚Flüchtlingskrise‘, als handele es sich um ein vorübergehendes, lokal begrenztes Phänomen. Die Autoren lenken den Blick weg vom nationalen Nabel und der deutschen Befindlichkeit und räumen mit dem Mythos auf, Europa stehe im Zentrum der globalen Flüchtlingsströme. Siehe auch BR kürzlich.

+++ „In den drei Tagen nach der Wahl von Donald Trump entschieden mehr als 10.000 Amerikaner, den New Yorker neu zu abonnieren. Ein Effekt, den auch andere trumpkritische Publikationen erlebten“ - das berichtet Jürgen Kalwa bei Deutschlandradio Kultur über das heute ganz oben schon vorkommende US-Magazin.

+++ Sind Sie des Themas Fake News inzwischen überdrüssig? Ist schon okay, aber wer jetzt das Lesen abbricht, verpasst was. Es geht um die VG Wort, wie schon häufiger bei Wolfgang Michal: „25 Prozent der Verlage stehen vor dem Ruin, wenn die Autoren das Geld zurückverlangen, das ihnen laut BGH-Urteil zusteht. Mit solchen Alarmmeldungen will der Börsenverein des deutschen Buchhandels die Abgeordneten zwingen, die jüngsten Gerichtsentscheidungen zu revidieren (…) Man möchte ja doch wissen, wie der Börsenverein jene ‚horrenden‘ Zahlen ermittelt hat, die er so ‚überzeugend’ hinausposaunt, dass sie ungeprüft von Zeitungen und Rundfunksendern übernommen werden. Anstatt sich über falsche Facebook-Berichte aufzuregen, könnten die Medienseiten ja mal prüfen, ob es sich bei den Zahlen des Börsenvereins um belegbare Fakten oder um Fake-News handelt. Also noch mal zum Mitschreiben für Feuilletonredakteure: Bis zu einem Viertel (!) aller (!) Verlage seien in ihrer Existenz bedroht, wenn sie das Geld, das ihnen seit 2012 nur unter Vorbehalt ausbezahlt worden ist, zurückzahlen müssen.“

+++ Zu einem „Hauptstadtmagazin“ will die neue RBB-Intendantin Patricia Schlesinger das „Mittagsmagazin“ der ARD machen, und zwar ab 2018, wenn ihr Sender es vom BR übernimmt. Zu den Hintergründen siehe Tagesspiegel.

+++ Nicht erst 2018, sondern schon morgen startet der RBB „Problemzone", eine Talk- und Call-In-Show, die Teil des Jugendangebots Funk sein wird (dwdl.de).

+++ Passend zum Lokalzeitungs-Schwerpunkt im gestrigen Altpapier: Das Verlagshaus Passauer Neue Presse hat sich den Donaukurier „einverleibt“, wie es der Bürgerblick Passau formuliert. Siehe auch SZ.

+++ BreitRoyal nennt sich ein neues Projekt. Es handelt sich um eine Facebook-Seite, auf der die Prinzessinnenreporter, die Ruhrbarone, Lizas Welt und Kotzendes Einhorn ihre, äh, Kräfte bündeln, wie man es in anderen Mediensphären möglicherweise formulieren würde.

+++ „Der Film muss auslassen und verdichten, und doch zeichnet er in nur 52 Minuten das eindrucksvolles Bild eines Mannes, der aus der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts nicht wegzudenken ist. Zur Wirkung trägt nicht zuletzt die Kamera von Thomas Bresonsky bei, die mit kurzen Blicken auf die mecklenburgische Landschaft für Momente der Ruhe sorgt.“ Mit diesen Worten lobt Hans-Jörg Rother im Tagesspiegel eine heute zu sehende Arte-Dokumentation über den Schriftsteller Hans Fallada. Axel Weidemann (FAZ) merkt dagegen an: „Bedauerlich nur, dass (…) sich (Regisseur Christoph Weinert) bei der Montage des Materials so wenig Mühe gibt. Viele Szenen sind mit Musik überladen, während die Füllbilder oft aus nichtssagenden Kamerafahrten mit Sommerlandschaften und Häuserfassaden bestehen. Der Ton der Interviews ist bisweilen ausgesprochen schlecht.“

+++ Nicht zuletzt: Emmys für Deutschland (siehe auch Altpapier von Dienstag). Thomas Gehringer geht in der Stuttgarter Zeitung auf den ausgezeichneten Dokumentarfilm „Krieg der Lügen“ ein, und Hans Hoff porträtiert auf der SZ-Meinungsseite Christiane Paul: „Dass sie nun in New York für ihre Rolle in dem ARD-Thriller ‚Unterm Radar‘ einen Emmy zugesprochen bekam, ist (..) nur folgerichtig. Es hebt sie noch ein Stückchen weiter heraus aus der Masse all jener Kollegen, die an Rollen nehmen müssen, was sie kriegen können.“ Den erwähnten „Streifen“ (dwdl.de) wiederholt das WDR Fernsehen heute.

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.