Es ist nicht immer drin, was draufsteht
Heute mit der Mini-Vorsilbe "a-" und einem Appell gegen unreflektierte Übernahme von Eigen- und Werbebezeichnungen (sowie noch einem für "neue Sachlichkeit"). Neues zu Facebooks Verweildauer-Strategien. Für Unterhaltung sorgt spektakulärer Trubel in einer der beiden Verleger-Lobbys. Außerdem: Ein Veteran des Tageszeitungs- und Rundfunkanstalten-Betriebs berichtet von seiner Karriere seit der Hitlerjugend; das neue Druckerzeugnis mit der attraktiven Abkürzung FAQ ist da.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, ist im Internet der landesbischof.bayern-evangelisch.de und auf Twitter einfach @landesbischof, also medial gut vertreten. Und was er so tut und sagt, ist wie bei vielen anderen solcher Persönlichkeiten durchaus umstritten (siehe z.B. hier nebenan).

Gestern hat Bedford-Strohm etwas gesagt bzw. (am nicht mehr arbeitsfreien Feiertag Buß- und Bettag) gepredigt, das auch diskutiert zu werden verdient. Es steht ebenfalls hier nebenan - unter der Überschrift "EKD-Ratsvorsitzender warnt vor 'asozialen Medien'".

Vielleicht sollten all die älteren Medien, die so fasziniert wie ängstlich wie umfassend auf die "sozialen Netzwerke" schauen, die Bedford-Strohm meint, tatsächlich ihren nachrichtlichen Sprachgebrauch verändern.

Vielleicht wirkt es ja doch ins Unterbewusstsein hinein, wenn z.B. Hörer zwei Stunden Radio, also vier bis sechs Nachrichtensendungen verfolgt und jedes Mal mit meist halbem Ohr dieselbe Nachricht über den Kampf der "Internationalen Gemeinschaft gegen den 'Islamischen Staat'" gehört haben. Vielleicht denken sie dann irgendwann, dass islamische Staaten nicht zur internationalen Gemeinschaft, wie sie in Europa besteht, gehören können.

Und vielleicht schauen viele Metropolen-Hipster selbst beim Herumlaufen deshalb so intensiv auf ihre sogenannten Smartphones, weil ihnen außer Apple und Samsung auch die Medien, die immerzu über solche Geräte und alle neuen Geräte-Gerüchte berichten, diesen Begriff eingetrichtert haben. Die Hipster wähnen halt, es sei smart, seine unmittelbare Umwelt möglichst wenig zu beachten. Und vielleicht funktionieren Facebook und seine Ableger Whatsapp und Instagram auch deshalb so exponentiell gut, weil alle Medien, die darüber berichten, bis hin zu den Internet-Vorleserinnen in den Fernseh-Talkshows, stets von "sozialen Medien" reden. "Sozial" ist schließlich seit jeher eines der beliebtesten Adjektive; das würden SPD- und CSU-Wähler ebenso unterschreiben wie Frauke-Petry-Sympathisanten.

Vielleicht sollten Medien also nicht mehr so unreflektiert Eigen- und Werbebezeichnungen als Organisationsnamen und Gattungsbegriffe übernehmen und besinnungslos immer weiter wiederholen - ob es nun um islamistische Terroristen geht, um Hersteller "smarter" Geräte (über die die Stiftung Warentest sagt: "Wo 'smart' draufsteht, gehen immer auch Daten raus" ...) oder eben um Gratis-Netzwerke abermilliardenschwerer Datenkonzerne.

Journalisten wurden schließlich dafür ausgebildet und werden dafür bezahlt, präzise mit Sprache umzugehen. Sogenannte soziale Medien durch eine einbuchstabige Mini-Vorsilbe zu potenziell "asozialen" zu erklären - was Facebook & Co vermutlich nicht grundsätzlich sind, aber kaum viel weniger als grundsätzlich "sozial" - ist da jedenfalls ein sinnvoller Punkt.

Einen kleinen Schritt in ungefähr so eine Richtung geht vielleicht einer der Blogs des WDR, der Landtagsblog. "Warum wir nicht von 'etablierten Parteien' reden sollten", erklärt dort Sabine Tenta. Und zwar, weil "etablierte Parteien" auch so Begriff sei, dessen Benutzer womöglich oft nicht mehr wissen, wie interessengeleitet er entstand. Im Detail ließe sich über vieles in dem Blogartikel streiten; die verbliebenen Piraten wären gewiss gerne etwas weniger unetabliert, und dazu, inwieweit zumindest SPD, CDU, FDP und Grüne noch "für ein breites Spektrum von politischen Überzeugungen und Programmen" stehen, gibt es ebenfalls ein breites Meinungsspektrum.

Aber sich um mehr Bewusstsein für Sprache gerade im öffentlich-rechtlichen Nachrichten-Gebrauch zu bemühen, der einerseits noch weithin als seriös gilt, andererseits vermutlich mehr dadurch wirkt, dass die Sprache durch die sehr vielen Kanäle der der sehr sehr vielen öffentlich-rechtlichen Sender auch in sogenannten sozialen Medien enorm weit gestreut wird, ist ein guter Ansatz.

[+++] Die großen Debatten der letzten Tage über das allergrößte sog. soz. Netzwerk, Facebook (Altpapier vom Dienstag, Mittwoch), gehen weiter.

"... Enttäuschte, die auf der Suche nach einer Opposition zur schwarz-rot-grünen Konsensregierung sind und deshalb die Alternative für Deutschland auf Facebook abonnieren: Wer das tut, der wird nach dem Liken einzelner AfD-Beiträge Stück für Stück vom Facebook-Algorithmus zu den Seiten von Frauke Petry, Björn Höcke oder Beatrix von Storch und noch weiter in die rechtsnationale Blase getrieben. Für Facebook geht es vor allem darum, die Verweildauer seiner Nutzer zu erhöhen",

schreibt Daniel Mack in einem zeit.de-Gastbeitrag über die "starke Machtverschiebung in der Medienlandschaft von klassischen Medien hin zu Social Media" (wobei der zeit.de- auch Gastbeitrag bei handelsblatt.com war; Beiträge, die nicht gestreut werden, wirken schließlich weniger ...). So eine Online-Verweildauer ist ein gewiss zunächst apolitischer, vermutlich zumindest auf die Dauer auch asozialer Parameter, der vielleicht allerdings sozial und gewiss sehr politisch wirkt.

Was also tun? Mack:

"Wir müssen uns die Zeit nehmen, herauszufinden, welche Probleme von der Politik enttäuschte Menschen wirklich bewegen. Die entsprechenden Tools und Werkzeuge gibt es, sie werden von Konzernen in der digitalen Markenkommunikation bereits erfolgreich eingesetzt."

Solche Werkzeuge wurden von Politikern in den USA allerdings auch andersrum angewendet. Kürzlich hat hier nebenan der Münchener Political Data Science-Professor Simon Hegelich

"auf eine Individualisierung von Wahlkämpfen in sozialen Netzwerken hingewiesen. Die Werbung sei perfekt zugeschnitten gewesen auf bestimmte Bevölkerungsgruppen, sagte der Wissenschaftler ... So hätten Trump und seine Konkurrentin Hillary Clinton - je nach Wählergruppe - unterschiedliche Positionen zum selben Thema kommuniziert".

Ein konkretes Beispiel dafür, wie Donald Trump schwarze Jugendliche wohl nicht für sich gewonnen, aber, "weil die Reichweite optimal abgestimmt worden sei", womöglich vom Hillary-Clinton-Wählen abgehalten hat, nennt Hegelich dann auch.  

Mehr Artikel über sog. soz. Medien im Schnelldurchlauf: Twitter hat "die Nutzerkonten von mehreren Exponenten der sogenannten Alt-Right-Bewegung (Alternativen Rechten) gesperrt, darunter auch verifizierte Accounts", berichten u.a. der Schweizer Tagesanzeiger bzw. USA Today im Original. Nachdem der von dieser Bewegung begünstigte Donald Trump bekanntlich zum künftigen Präsidenten gewählt wurde, ist das ein bemerkenswerter Schritt. Ob "er einen Richtungswechsel in der Hauspolitik darstellt, bleibt abzuwarten". +++ "Fünf Arten, wie soziale Medien Wahlen beeinflussen" hat Sascha Lobo noch mal aus seinen hunderten Kolumnen zusammengestellt (SPON). +++ Und in der gedruckten FAZ steht ja auch immer für viel Raum für Glossen, Kolumnen und so was bereit. Wer diesen Raum derzeit oft am erfrischendsten füllt, ist die Medienseiten-bekannte Ursula Scheer. Heute kommentiert sie zur Wahl von "postfaktisch" bzw. "post-truth" zu einem der Worte bzw. Unworte, die immerzu gekürt werden:

"Und dann kamen Typen wie Farage und Trump, scheinbar Inkarnationen des postfaktischen Menschen. Das Oxford Dictionary aus dem Post-Brexit-Land hat gerade post truth zum Wort des Jahres gekürt. Womit erwiesen wäre: Das vermeintliche Ende der Fakten und Wahrheiten wird erst dann so richtig interessant, wenn es neue Fakten und Wahrheiten geschaffen hat. Der Brexit und Trump lassen sich weder einfach so wegtwittern, wie sich die Verbreiter von Unwahrheiten – was immer das sein mag – per Klick aus Facebooks Werbedeals kicken lassen, wie es Mark Zuckerberg, von den Clinton-Anhängern für den Sieg Trumps mitverantwortlich gemacht, vollmundig ankündigte. Das Ende der Wahrheit gibt es genauso wenig wie das Ende der Geschichte. Vielleicht wäre es Zeit für eine neue Sachlichkeit."

[+++] Hinein in die Nische der Medienmedien! Es gibt spektakulären Trubel, der auch bereits "GAU" (meedia.de) oder "Eskalation total" (horizont.net) genannt wird, in der Welt der Verlegerverbände. Auf evangelisch.de könnte man auch von Schisma sprechen.

Medienbeobachter wissen, dass es zurzeit zwei große deutsche Verlegerverbände gibt, die in sog. soz. Medien gerne verlacht, in der Lobby etwa der EU-Kommission aber erstaunlich ernst genommen werden: die Zeitungsverleger und die Zeitschriftenverleger, die aber auch den Verlag der Wochenzeitung Die Zeit vertreten. Bzw. vertraten, denn

"Nach Information von MEEDIA wollen die Verlagshäuser Gruner + Jahr, Zeit, Medweth und der Spiegel zum 1. Juli nächsten Jahres aus dem Fachverband des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) ausscheiden" (meedia.de).

Grund sei die Wahl des neuen VDZ-Präsidenten, des Hubert-Burda-Nachfolgers Stephan Holthoff-Pförtner (Altpapier neulich). Anschließend hätte dieser zwar mit den Verlagen, die gegen ihn waren, telefoniert, dadurch aber die Stimmung nicht verbessert, berichtet wortreich horizont.net:

"Doch, es gab Gespräche, auch und gerade mit Holthoff-Pförtner, heißt es in Verlagskreisen. Jeder habe mit jedem telefoniert - doch da war der Zug schon abgefahren. Zu groß waren offensichtlich die Verärgerung, das Unverständnis und die verletzten Eitelkeiten der vier Häuser. Und nun? Der Schaden für den VDZ ist offensichtlich. Ob der Schritt dem Protestquartett selber am Ende nützt, bleibt abzuwarten ..."

Wobei die genannten Verlage nicht aus Zeitschriftenverleger-Verband, sondern nur aus einem Unterverband des Zeitschriftenverleger-Verbands austreten (turi2.de).

Falls Sie sich fragen, wer oder was denn Medweth ist: dieser Verlag. Falls Ihnen das insgesamt doch zu doof ist ...
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[+++] ... hätten wir noch einen in gedruckter Fassung 17 DIN-A-4-Seiten umfassenden Longread. Darin geht's sowohl um die guten alten Zeiten, in denen steil aufsteigende Medien-Karrieren von Anfang bis Ende, von frisch gegründeten Tageszeitungen in noch unverkrustete Rundfunkanstalten hinein, möglich waren, als auch um die klar schlimmeren Zeiten, die diesen Zeiten vorausgegangen waren.

"Da ich persönlich nie irgendein Zögern gehabt habe, über meine Zeit in der Hitler-Periode zu sprechen, hat mich das, offen gestanden, nicht beschäftigt. Ich hatte ja auch nicht viel damit zu tun. Ich habe mich freiwillig zur Hitler-Jugend, also zum Deutschen Jungvolk, gemeldet. Ich selbst wollte eigentlich nicht. Die Eltern haben aber gesagt: 'Junge, es ist doch besser, wenn du das machst.' Dann habe ich das gemacht. Das war anfangs auch ganz lustig, wenn ich dort mit Jungs aus der nächsten Umgebung zusammen war. Wir hatten einen Fähnleinführer, der aus der bündischen Jugend kam und der sehr vernünftig war. Später habe ich ihn in München wiedergetroffen. Er war Aufsichtsratsmitglied einer sehr großen Firma. Aber in der HJ hatte ich nach einem Jahr schon keine Lust mehr, und mein Hausarzt stellte mir eine Bescheinigung aus, dass ich krank und hinfällig sei, und so wurde ich für ein Jahr be­urlaubt ...",

berichtet Dietrich Schwarzkopf in schöner Alters-Unverblümtheit im Interview mit Lutz Hachmeister und Dieter Anschlag, das die Medienkorrespondenz im Sommer gedruckt publizierte und nun online gestellt hat. Am bekanntesten war der noch nicht ganz 90-Jährige in seiner aktiven Zeit als ARD-Programmdirektor. Nach dem Krieg startete er erst mal im Geschäft mit Gedrucktem durch:

" ... Er sagte, demnächst werde in Berlin eine Zeitung namens 'Tagesspiegel' gegründet, da sollte ich doch mal hingehen. Das habe ich dann auch getan. Dort wurde ich von zwei Lizenzträgern angeschaut."

MK: "Welche waren das?"

Schwarzkopf: "Das waren Walther Karsch und Edwin Redslob. Karsch war der letzte Redakteur der 'Weltbühne' und Redslob war Reichskunstwart in der Weimarer Republik gewesen. Sie sagten dann zu mir, ich käme doch aus einem Archiv, und fragten, ob ich nun ins Archiv der Zeitung wolle oder in die Redaktion. Ich habe gefragt: 'Wo gibt es mehr Geld?' Da haben sie gesagt: 'Im Archiv.' Also ging ich ins Archiv dieser neu gegründeten Zeitung 'Der Tagesspiegel'. Ich bekam dann aber doch allmählich das Gefühl, dass es nicht so schön ist, immer nur Ausschnitte zu sortieren von Leuten, die was Schönes geschrieben haben ...."


Altpapierkorb

+++ Das allerneueste deutsche Druckerzeugnis besitzt bereits die attraktive Abkürzung FAQ (Altpapierkorb vom Di.). Sie steht für Frankfurter Allgemeine Quarterly. In der heutigen FAZ macht außer einer doppelseitigen Eigenanzeige im Politikressort auch noch eine Feuilleton-Seite redaktioneller darauf aufmerksam ("Hier kurze Kostproben aus Stücken, die das neue Magazin in seiner ersten Ausgabe bringt. 'Wie kommt man in einer Dreiviertelstunde von Los Angeles nach San Francisco? – Eine Reportage aus dem Silicon Valley'..."). +++ Für die SZ-Medienseite hat Johan Schloemann die FAQ gelesen und findet sie besser als das zweitjüngste Printerzeugnis der FAZ: "... Der zweite Chef ist Claudius Seidl, der im Hauptberuf das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung leitet, auch die meisten Autoren stammen von dort. Ob sich so die Diversifizierung zwischen FAS und FAQ bei sinkenden Printauflagen durchhalten lässt, wird sich zeigen. In jedem Fall ist das neue Heft ein mutiger Schritt; und während die ebenfalls neue FAZ-Woche eher wie ein freudloser Abstract-Service daherkommt, ist FAQ wirklich sehr schön gemacht." +++

+++ "Die Nacht war auch ein Desaster für die Medien, nicht nur fürs Fernsehen, aber in der TV-Wahlnacht trat dies deutlich zutage. Man rechnete auf allen Kanälen mit Hillary Clinton als Siegerin. Als sich das Blatt gegen 4.25 Uhr mit dem Sieg Trumps im Swing-State Ohio wendete, als sich der Trend mehr und mehr verfestigte, machte sich Fassungslosigkeit breit ..." (Thomas Gehringer in epd medien über die US-amerikanische Wahlnacht im deutschen Fernsehen; er kritisiert auch den anderswo gelobten "Statistik-Guru Jörg Schönenborn").+++

+++ Den, wie meedia.de findet, "coolsten US-Präsidenten der Geschichte" fordern die Reporter ohne Grenzen auf, "der inhaftierten Whistleblowerin Chelsea Manning vor seinem Ausscheiden aus dem Amt den Rest ihrer Freiheitsstrafe zu erlassen". Was noch mal Chelsea/ Bradley Mannings Verbrechen war: "Unter den durch Manning publik gewordenen Dokumenten war etwa das Video eines Hubschrauberangriffs von US-Soldaten auf eine Gruppe von Zivilisten in der irakischen Hauptstadt Bagdad, bei dem unter anderem zwei Reuters-Journalisten getötet wurden." +++

+++ "Die Internet Association, zu deren Mitgliedern große Internetkonzerne wie Google, Facebook, Twitter und Amazon gehören, hat" an Barack Obamas Nachfolger Donald Trump "einen offenen Brief geschrieben. Der Lobby-Brief vom vergangenen Montag umreißt in Grundzügen einige politische Positionen der großen Internetfirmen der USA" (netzpolitik.org). +++

+++ Tief im deutschen Südwesten, in Saarbrücken, ist gerade wieder "IT-Gipfel der Bundesregierung". Es ist bereits der zehnte. "Vollkommen unverständlich ist es, dass die Bundesregierung es geschafft hat, auf mehreren Panels Vertreter der klassischen Schulbuchverlage zu setzen. Aber kein Vertreter von offenen Bildungsmaterialien mitdiskutieren darf" (ebenfalls netzpolitik.org). +++

+++ Der österreichische Standard berichtet vom Verdacht (in den USA), dass aus in China gebauten, auf Googles Betriebssystem Android basierenden sog. Smartphones auch Daten nach China raus gehen. +++  ... und hat eine gute Nachricht aus Europa: "Die französische Justiz hat den Satellitenbetreiber Eutelsat dazu verpflichtet, die Ausstrahlung des kurdischen Senders Newroz TV wieder aufzunehmen. Die Unterbrechung der Ausstrahlung auf Betreiben der türkischen Behörden verstoße gegen das Gesetz, urteilte das Pariser Handelsgericht ..." +++

+++ Die FAZ-Medienseite spielt ihren internationalen Überblick aus. Sie befasst sich 1.) mit einem älteren französischen Donald-Trump-Interview der  Zeitschrift Valeurs Actuelles. +++ 2.) mit einer russischen Fernsehserie ("Ausgerechnet jetzt, da in Russland neue Stalin-Büsten und eine Reiterstatue von Zar Iwan dem Schrecklichen eine politische Dauerfrostperiode einzuläuten scheinen, sendet der Erste Kanal des Staatsfernsehens eine Serie über den hoffnungsvollen Aufbruch in der Sowjetunion der sechziger Jahre. An dreizehn Abenden zur besten Sendezeit vergegenwärtigten Stars des russischen Theaters und Kinos, wie die damalige Elite der jungen Literatur  ... die neue Freiheit genoss, zu Popmusik tanzte und liebten, sich schick anzogen aber auch kühn mit Beschattern der Geheimpolizei KGB anlegte ..."). +++ Und 3.) berichtet Bülent Mumay poetisch von der deprimierenden Lage in der Türkei (" Aus der Tiefe meines Gedächtnisses taucht ein Satz auf; einer, den Erdogan sagte, als er in den neunziger Jahren wegen der Rezitation eines religiösen Gedichts einige Monate lang im Gefängnis gesessen hatte. Er sagte damals: 'Wir beschuldigen Gedichte, wir diskriminieren Gedanken. Und dann beklagen wir uns, dass die Welt uns nicht mag.' ..."). +++ Außerdem geht's um den morgigen ARD-Fernsehfilm. Und Ursula Scheer füllt noch mal ein Glossen-Plätzchen ("Dass tausend 'Tatorte' gewisse Kollateralschäden zeitigen, haben wir schon immer vermutet. Dass auch Innenminister Thomas de Maizière öfter unter dem leidet, was er am Sonntagabend im Ersten zu sehen bekommt, ist aber eine neue Erkenntnis. Wie sonst erklärt sich die Knalleridee, die der Minister bei der Jahrestagung des Bundeskriminalamts abfeuerte? Man könne, sagte er, etwas für das Image des BKA tun und fragte: 'Wie wäre es mit einem BKA-Kommissar im 'Tatort', der gute Fälle löst?'...")
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+++ Personalien-Coups der Öffentlich-Rechtlichen bestehen (außer darin, dass "Sportschau"-Moderatoren dann auch was anderes moderieren) meist im Einkaufen von Privatfernseh-Stars. Reaktionen zur Verpflichtung Constantin Schreibers wurden gestern hier erwähnt, darunter die mit Recht kritische von Bülend Ürük ("ein Migrant, dem man seine Herkunft auch ansehe, wäre in diesen Zeiten ein positiveres Signal in die Gesellschaft gewesen"). Nun in der TAZ plädiert Bettina Gaus für Schreiber, und zwar verdammt dialektisch (" ... So ein süßer Bubi! Was soll der schon von irgendetwas wissen? Babyface, niedlich. Entzückend, dass wir ihm bei RTL zuschauen dürfen, wie er versucht, Politik zu verstehen", was aber nur verdeutlichen soll, "dass die unmittelbare Reaktion auf Schreiber eine gar nicht so andere ist als die auf eine kluge Frau mit langen Beinen. Nämlich verächtlich, auf Äußerlichkeiten bedacht." Eigentlich sei Schreiber aber "Großartig!"). +++

+++ "Ich glaube nicht mehr, dass wir in nationalen Blasen leben, in denen Humor nicht mehr verstanden wird – wir sind alle geprägt von amerikanischen Comedians, durch Kinofilme oder die Stand-up-Programme. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das an der Grenze haltmacht", sagt Dieter Nuhr im Tagesspiegel-Interview zum Start des "ersten deutschen Comedy-Programms für 86 Millionen Netflix-Kunden weltweit" mit ihm. Am Schluss gibt's eine kleine Sigmar-Gabriel-Pointe. +++

+++ "Zumindest um die politische Satire in den USA muss man sich wohl keine Sorgen machen", beruhigt Jürgen Schmieder dann noch auf der SZ-Medienseite. +++

Neues Altpapier gibt's wieder am Freitag.