Pseudoanonym
Die Datenskandal-Enthüllung des NDR geht weiter (bis in Angela Merkels Umfeld). Hilft es noch, sich um Meinungsfreiheit in der Türkei zu sorgen? #HaberSIZsiniz "bis zur letztmöglichen Sekunde"! Vor Gericht in Hamburg: "in Kunstform gegossene Satire" vs. Menschenwürde-Verletzung "unter dem Deckmäntelchen der Kunst" (Böhmermann-Erdogan-Prozess). Der Manager, der die Medien angeblich nicht lebt und liebt, im Interview. Außerdem: die Zukunft der Werbung. Sie wird aggressiver und unsozialer.

Der NDR hat für die Veröffentlichung seiner Datenskandal- bis  "Super-GAU für Internetnutzer"-Enthüllung (Altpapier gestern) eine pfiffige Dramaturgie entwickelt. Die zweite Stufe bestand in der gestrigen "Zapp"-Sendung  bzw. diesem achtminütigem Beitrag darin. Nicht nur jeder Journalist, jeder Internetbenutzer sollte ansehen, wie Autorin Svea Eckart (die ziemlich oft zu sehen ist, aber auch eine wichtige Rolle spielt) leicht verkleidet die Messe Dmexco besucht, als eigentlich bloß virtuelle Startupperin herumtelefoniert und dann als Kostprobe ein, wie Digitalwirtschaftler sagen, "Sample" der Internetnutzung "von rund drei Millionen Nutzern im Monat August dieses Jahres" geschenkt bekommt.

In diesem Sample befanden bzw., weil digitale Daten, wenn man sie teilt, ja dupliziert werden: befinden sich auch diverse deutsche Politiker. Das gab eine Frühmorgens-Pressemitteilung des NDR bekannt, die Aufmerksamkeit auf die "Panorama"-Sendung heute abend im ARD-Programm lenkt:

"Helge Braun zum Beispiel. Der CDU-Mann ist Staatsminister bei der Bundeskanzlerin. Er gilt als Vertrauter von Angela Merkel. Über den Computer eines seiner Mitarbeiter sind Brauns Informationen in den Datensatz gelangt. Den Politiker überrascht vor allem, 'dass es oftmals ungeachtet der Unzulässigkeit des Datenabflusses schwierig ist, als Anwender diesen überhaupt nachzuvollziehen', so Braun auf NDR-Anfrage."

Das hätte Steffen Seibert kaum prägnanter formulieren können. Falls dieser Helge Braun tatsächlich Zugang zur Bundeskanzlerin besitzt, könnte am Ende der Datenschutz plötzlich doch noch in die Sphäre der weniger nachrangigen Bundesregierungs-Prioriäten emporschnellen.

SZ-Journalist Dirk von Gehlen, ebenfalls im Sample enthalten und in seiner steigenden, dabei freundlichen Ratlosigkeit auf Youtube sozusagen ein Teaser für die Enthüllung, hat sich nun auch in Textform dazu geäußert: übersichtlich-kürzer auf dirkvongehlen.de ("Es fühlt sich in der Tat an, als sei ich ungefragt und ungewollt meiner Kleider beraubt worden"), ausführlicher auf sueddeutsche.de.

"Die Informationen finden sich in einem Datensatz, der als Produktprobe verschickt wurde. Reporter des NDR haben diese angefordert - getarnt als Scheinfirma, die mit Internet-Profilen Geschäfte machen will. Sie bekamen Internet-Spuren von drei Millionen Menschen, die im August von deutschen IP-Adressen aus im World Wide Web surften. Das entspricht etwa einem Prozent des deutschen Internet-Verkehrs. Und dort, wo diese Probe abgeschickt wurde, gibt es mehr: Noch mehr Daten über noch mehr Menschen, die diesem Treiben vermutlich niemals zustimmen würden. Formaljuristisch gesehen sind diese Daten pseudoanonym."

Dieser Text enthält dann sowohl die gewohnten Ruck-Appelle, die nach eigenem Wissensstand nicht betroffene Internetnutzer meist überlesen ("eine wirkliche Reaktion" - auf "Snowdens Enthüllungen", "den größten anzunehmenden Unfall für das Internet" "sind wir als Gesellschaft immer noch schuldig ..."), als auch gute Ratschläge:

"Ich lösche also alle meine Browser Add-ons, ich werde in Zukunft so oft es geht verschlüsselt mailen, ich werde unterschiedliche Browser nutzen, um zum Beispiel mein Bankkonto nicht mit der gleichen Software zu bedienen wie meine Social-Media-Accounts - und ich werde versuchen, wachsamer zu sein."

Dazu verlinkt von Gehlen auf rufposten.de. Anderen Rat aus demselben Anlass bietet die FAZ-Medienseite heute:

" ... Es kommt darauf an, seinen Browser richtig einzustellen oder gleich eine aufgerüstete Version zu nutzen. So gibt es auf 'Firefox'-Basis den 'JonDoFox' sowie das 'Tor-Browser-Paket'. Der Nachteil: Auch sie sind nicht narrensicher, und bild- und videolastige Seiten können oft nur eingeschränkt dargestellt werden. Empfohlen wird auch der 'Cliqz-Browser' des gleichnamigen deutschen Start-ups. Er verzichtet auf jede Art von Add-ons."

So oder so: Nicht immer nur den Marktführern zu folgen, sondern unterschiedliche Angebote zu nutzen, ist für alles mit Internet sowieso guter Rat.

[+++] Die schon erwähnte Bundeskanzlerin ist keineswegs beratungsresistent. Wenn öffentliche Reaktionen größer ausfallen bzw. länger nachhallen als ihre Vertrauten vorausberechnet hatten, legt Angela Merkel häufig nach. Nun sogar gegenüber einem ihrer wichtigsten außenpolitischen Partner, der türkischen Regierung. "Merkel verschärft Ton gegenüber Erdo?an" (SZ-Seite 1). "Erst besorgt, nun alarmiert" (tagesschau.de). "Merkel kritisiert Vorgehen der Türkei gegen 'Cumhuriyet' scharf", und das gar noch in Tateinheit mit einem Cumhuriyet-Redaktionsbesuch des deutschen Botschafters (Standard).

Dabei könnte es sich auf eine Reaktion des erfreulich omnipräsenten Ex-Cumhuriyet-Chefs Can Dündar halten, der Springers Welt ein Interview gegeben und darin gesagt hat: "Die Reaktion der deutschen Regierung war wirklich schwach. Auch im Vergleich mit anderen westlichen Partnern der Türkei, wie etwa der Reaktion der USA." Schwäche im Vergleich mit den USA gehört zu den Vorwürfen, die sich die Bundesregierung wirklich ungern machen lässt.

Den passenden Kommentar dazu schrieb, was immer man sonst von ihm hält, Michael Hanfeld für seine FAZ-Medienseite:

"Die Einlassung kam spät, und man kann nur hoffen, dass sie ernst gemeint ist. Denn es ist längst höchste Alarmstufe. Der türkische Präsident verwandelt sein Land in rasender Geschwindigkeit in eine Diktatur. ... Sich um die Meinungsfreiheit in der Türkei zu sorgen – dafür ist es zu spät. Es gibt sie nicht mehr."

Was es aber gibt, berichtet Diego Cupolo auf dw.com, also für den aus dem Bundeshaushalt finanzierten Auslandssender Deutsche Welle:

"Mehr als 160 Redaktionen sind seit dem missglückten Putschversuch im Juli wegen Terrorverdachts geschlossen worden. Doch viele Journalisten wehren sich jetzt - mit einer groß angelegten Kampagne in sozialen Medien, die Informationen verbreiten und damit die zunehmende Zensur durch den Staatsapparat umgehen soll. Alles unter dem Hashtag #HaberSIZsiniz - einem Wortspiel aus 'Das ist dir nicht bewusst' und 'Du bist die Nachrichten'. Start war am Sonntag mit einem Livestream via Periscope und Facebook. Die Journalisten sprachen über das, worüber in den offiziellen Medien nicht gesprochen wird ..."

Der Artikel endet mit dem nicht zu Unrecht pathetischen Satz "Die Sendungen von #HaberSIZsiniz sollen bis zur letztmöglichen Sekunde weitergehen."

[+++] Der schon erwähnte deutsche Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, war vor langer Zeit, im März, einmal im türkischen Außenministerium einbestellt worden, weil die NDR-Comedysendung "extra 3" ein altes Nena-Lied harmlos-flott auf den "Boss vom Bosporus" umgedichtet hatte. Dieser Einbestellung wegen fühlte sich ein anderer deutscher Comedian bemüßigt, die Satirefreiheit gegen Erdogan zu verteidigen ... und so begann die Böhmermann-Erdogan-Sache, die gestern in Hamburg weiterverhandelt wurde.

Die Dramaturgie der Verhandlung legt der EPD-Bericht von Julia Fischer (hier nebenan) frei: "Das war in Kunstform gegossene Satire", plädierte Böhmermann-Vertreter Christian Schertz. Das war "schwerste Verletzung der Menschenwürde unter dem Deckmäntelchen der Kunst", plädierte dagegen Erdogan-Vertreter Michael-Hubertus von Sprenger, der jedoch erst mal beweisen musste, dass er überhaupt "der rechtmäßige Anwalt Erdogans sei", was Schertz in Zweifel gestellt hatte. "Daraufhin sicherte" Richterin Simone "Käfer ihm Akteneinsicht zu, damit er sich von der Echtheit der Urkunde überzeugen konnte".

Beim "würzigen Schlagabtausch" (SPON) ging also hoch her, wenngleich nicht vor so großem Publikum wie die Fotos zu vielen der anderen Berichte, die Schertz bzw. von Sprenger vor gewaltigen (meedia.de) oder zumindest ordentlichen (Tagesspiegel) Mikrofontrauben zeigen, suggerieren:

"Der Andrang der Pressevertreter war nicht ganz so groß wie angenommen: Nachdem in einem komplizierten Akkreditierungsverfahren 45 Plätze für die schreibende Presse auf deutsche, türkische und andere ausländische Medien verteilt worden waren, blieben jetzt sogar ein gutes Dutzend Sitze leer",

schließt der EPD-Bericht. In der zentralen Frage bleibt es natürlich spannend.

"Man dürfe das Gedicht nicht losgelöst vom Kontext betrachten und schon gar nicht einzelne Passagen daraus, sagte Schertz",

aber lässt sich anno 2016 davon ausgehen, dass irgendetwas an einen bestimmten Kontext gebunden bleibt?

"Die Vorsitzende Richterin Simone Käfer ließ nicht erkennen, dass das Gericht von seiner Haltung im Mai abweichen will. Sie versprach aber eine gründliche Beratung. Das Urteil soll erst am 10. Februar verkündet werden. Im Fall einer erneuten Niederlage will Schertz mit Böhmermann durch die Instanzen gehen" (Christian Rath, TAZ, unter der Überschrift "Rassismus oder Performance?")

Unterdessen ist an einer anderen Front, der strafrechtlichen rheinland-pfälzischen (Staatsanwaltschaft Mainz & Generalstaatsanwaltschaft Koblenz), dieselbe Sache bereits verjährt (tagesschau.de), was sich auf die zivilrechtliche hamburgische aber wohl nicht auswirkt. Und falls Sie jetzt Lust auf ein kleines juristisches Pro- (oder schon Mittel-?) -seminar bekommen haben: Spiegel-Justiziar Uwe Jürgens bietet bei carta.info eines in kraftvoller Sprache ("die ewige Litanei der Medien, die jede Verantwortung von sich weisen und selbst krasses Fehlverhalten mit der Pressefreiheit verkleistern") zum Thema "fliegender Gerichtsstand" im Presserecht.

[+++] Auch eine vielversprechende Dramaturgie: Vergangene Woche wurde Christoph Bauer, Vorstandsvorsitzender der Dumont-Gruppe, im Rahmen der aktuell größten schwelenden deutschen Zeitungskrise als einer vorgestellt, der "die Medien nicht" "lebt und liebt", sondern "managt" (bei meedia.de im Zusammenhang des Abwickelns bis Eindampfens der Berliner Zeitung, siehe Altpapier). Selbst auf die Szene mit Bauer an Alfred Neven DuMonts "Sterbebett" mochte meedia.de nicht verzichten.

Jetzt tritt Bauer persönlich auf, schaut in einem dezent feschen schwarzen Mantel mit grauem Schal mit angemessen eingefrorenem Blick aus irgendeinem Fenster in die Ferne (Die Zeit, S. 28), gibt daneben ein Interview und beteuert u.a.:

"Ich bin Medienmanager, weil mich Journalismus fasziniert und weil ich dafür eintrete, dass wir unsere Titel und Marken erhalten."

Überschrift: "Es geht ums nackte Überleben". Der Schlüsselsatz, der dieses illustrieren soll, enthält dann noch das Wort "Todesspirale" und ist seinerseits in sämtlichen Aggregationen des Interviews (Tagesspiegel, meedia.de ...) sowie der Vorabmeldung enthalten. Doch falls es solche Todesspiralen gibt, und dafür spricht einiges, tragen solche Aggregationen vermutlich zu ihnen bei. Das Interview gibt's für 59 Cent bei Blendle, und es zu lesen lohnt sich, nicht unbedingt wegen Vergleichen zwischen Regionalzeitungs- und Auto-Geschäft, aber weil Interview Götz Hamann teilweise durchaus auf den Punkt kommt:

"Bei einer Online-Tochter des Berliner Verlags wurden halbe Stellen für 1300 Euro brutto angeboten. Wie passt das zusammen?"

Bauer: "Davon ist mir nichts bekannt. ..."


Altpapierkorb

+++ Kennen Sie noch Beppo Brehm (Tsp.) bzw. Brem? Der bayerische Schauspieler eröffnete vor exakt 60 Jahren die Ära des deutschen Fernseh-Werbespots, gemeinsam mit der Karl-Valentin-Partnerin Liesl Karlstadt für ein Waschmittel. Das ist zwei Zeitungen heute Aufmacher wert, und sie schauen auch in Gegenwart und Zukunft. "Dabei steht die Fernsehwerbung heute gleich vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen. 'Zu Zeiten des ersten TV-Werbespots erreichte man noch mit einer Schaltung gefühlt ganz Deutschland, heute ist das nur in wenigen Formaten wie Fußball-Länderspielen oder großen Shows möglichLiesl Karlstadt, sagte Matthias Dang, Geschäftsführer des RTL-Mediengruppen-Vermarkters IP Deutschland, dem Tagesspiegel. Durch die wachsende Zahl an Fernsehsendern und Onlinevideoangeboten sei die Planung einer Kampagne für Markenartikler sehr viel komplexer geworden" (Kurt Sagatz, Tsp.). +++ "Digital sind die Ausspielflächen für Bewegtbildanbieter im Grunde unendlich und was früher die Werbepause war, ist nun eben ein Clip vor dem Clip oder ein weiterer danach. Durch Fragmentierung von Videoinhalten entsteht dabei langsam eine Wirklichkeit, die früher im Sinne von zu WWW-Zeiten mal als Witz begann: Nicht mehr Inhalte sind es, die von Werbung unterbrochen werden, sondern Werbung ist es, die von Inhalten unterbrochen wird" (Cornelius Pollmer, SZ). +++

+++ Die Zukunft der Werbung wird aggressiver und unsozialer, gerade in sog. soz. Medien. "Facebook ist als Social-Media-Unternehmen heute auch einer der größten Player in der wachsenden Industrie der personalisierten Online-Werbung. Das Unternehmen verfügt über umfassende Informationen über seine Nutzer*innen und setzt diese unter anderem für die Prognose von Charaktereigenschaften, Interessensgebieten und Vorlieben ein. Likes, Klicks und andere Verhaltensweisen werden so zu 'Merkmalen', die Facebook seinen Nutzer*innen zuschreibt, auch in sensiblen Bereichen wie Gesundheit, sexuelle Orientierung, religiöse, kulturelle oder politische Einstellung. Werbetreibenden bietet Facebook die Möglichkeit, Menschen anhand dieser Merkmale gezielt anzusprechen oder aus Zielgruppen auszuschließen: Targeted Advertising." (netzpolitik.org, mit Berufung auf den "Wiener Privacy-Forscher und Netzaktivist Wolfie Christl"). +++

+++ Ryanair zählt auch nicht gerade zu Unternehmen, die die Welt besser machen. Aber von seiner Werbe-Strategie könnten sich Mitbewerber ein paar Scheiben abschneiden: "Eine deutlich größere Rolle spielen allerdings digitale Maßnahmen - und damit ist zur Abwechslung mal nicht Google gemeint, wo Ryanair überhaupt nicht investiert ... " (horizont.net). +++

+++ "Wenn sich digitale Konzerne in Zukunft aber auch als Kulturlieferanten oder gar -produzenten verstehen, können sie über solche Einigungen und Kompromisse Rahmenbedingungen schaffen, mit denen die Machtverhältnisse der Kultur auf lange Zeit zementiert werden. Für die Nutzer wird das wenig bedeuten. Große Mengen Kultur zum kleinen Preis werden sich immer durchsetzen. Für die Kulturschaffenden geht es bei diesen Verhandlungen allerdings um ihre Zukunft. Da bleibt die Frage, ob und wie ein nationaler Verein namens Gema der Wirtschaftsmacht eines Weltkonzerns gewachsen ist, um nicht nur Kompromisse zu erreichen" (Andrian Kreye auf der SZ-Meinungsseite zur Gema-Youtube-Einigung). +++

+++ Der gestern hier erwähnte Medienkorrespondenz-Bericht zum HR-Gesetz, das einen Vertreter des staatlich-türkischen Verbands Ditib per Losentscheid zum Rundfunkratsmitglied machen könnte, steht inzwischen frei online. +++ Der Mainzer Landtag sorgt dadurch für ein bisschen Politikferne im SWR-Rundfunkrat, dass zumindest die neu in den Landtag gewählte AfD keinen Sitz bekommt: "Beschlossen wurde, hier zum sogenannten d’Hondtschen Höchstzahlverfahren zurückzukehren. ... Das d’Hondt-Verfahren ersetzte das in der vorherigen Legislaturperiode (2011 bis 2016) von SPD, Grünen und CDU eingeführte Verfahren nach Sainte Laguë/Schepers. In dem damaligen Drei-Parteien-Parlament drängten insbesondere die Grünen als Regierungspartner der SPD und kleinste Fraktion im Landtag auf die Einführung dieses Verfahrens, da es kleinere Parteien weniger benachteiligt als das d’Hondt-Verfahren." Aber nun, wenn andere Parteien benachteiligt werden können, scheint sich das wiederum anders darzustellen (siehe ebenfalls MK).  +++

+++ Auf der SZ-Medienseite geht's heute nicht um Net-, sondern um Napflix ("will Zuschauer müde machen"). +++ Sowie um die aus Hamburg nach Burundi sendende Radiojournalistin Inès Gakiza. Nicht deshalb geht's um sie, weil Burundis Präsident zu den Feinden der Pressefreiheit zählt (AP gestern), sondern weil sie "auf den Medientagen in München sprach" und im Dezember den Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit bekommen wird. +++

+++ "Einerseits Motzblogger, die nur übellaunig und inkompetent das Weltgeschehen kommentieren", andererseits "Premiumblogger wie Udo Vetter, der sein Geld als Anwalt verdient, nebenbei aber auf dem lawblog auch fundiert und unterhaltsam über juristische Themen schreibt" sind "Gelegenheitsblogger", denen der schon erwähnte Christian Rath in der TAZ auch "die Chance auf einen Presseausweis" verschaffen möchte. Dass "die meisten Journalistenrechte ... eh nicht vom Presseausweis" abhängen, weiß er aber natürlich. +++

+++ Auf der FAZ-Medienseite geht'e ebenfalls um "Wortgefecht um Meinungsfreiheit und Menschenwürde" in der Böhmermann-Verhandlung und um noch was in Hamburg: die Ausstellung "Game Masters" über die Entwicklung der Computerspiele im Museum für Kunst und Gewerbe. +++

+++ Und schon eine Woche alt, als "Lehrstück aus dem deutschen Pressewesen", dem regionalen, aber nicht zu stark datumsgebunden: In der Kontext-Wochenzeitung berichtete Josef-Otto Freudenreich darüber, wie "die Krake SWMH", die Südwestdeutsche Medienholding (der außer den Stuttgarter Zeitungen auch die Süddeutsche gehört) "die kleine 'Eßlinger Zeitung' schluckt": "Die Verlegerin sagt, sie müsse verkaufen , weil der Sohn nicht nachfolgen will. Tatsächlich will sie Kasse machen, bevor es zu spät ist." +++

Neues Altpapier gibt's wieder am Freitag.