Mehr Neid wagen!
„Populisten-Porno“ oder „unterhaltsame Staatsbürgerkunde“? - Der ARD-„Themenabend“ „Terror - Ihr Urteil“ weckt weiterhin die Meinungsfreude. Weitere Fragen des Tages: Muss eine Rundfunkbeitragsverweigerin aus Brandenburg ins Gefängnis? Muss das Innenministerium nun endlich das Geld herausrücken, das es einst zwei Investigativjournalisten abgeknöpft hat? Zudem auf der Agenda: die Honorare der Literaturkritiker im Hörfunk; der Roman eines früheren FAZ-Theaterkritikers.

Die Spekulation, dass „Terror - Ihr Urteil“ über einen ähnlich langen Zeitraum Wertungen nach sich ziehen wird wie im Bereich des fiktionalen Fernsehens zuletzt „Unsere Mütter, unsere Väter“ - die kann man anhand des derzeitigen Meinungsaufkommens durchaus mal in den Raum stellen. Gehen wir zunächst darauf ein, was Journalisten, die von Haus aus Juristen sind, und Juristen, die nebenbei journalistisch tätig sind, zur Sache zu sagen haben. Heribert Prantl lobt auf der SZ-Medienseite zwar dieses („Aus den Gerichtsreden und zwei Zeugenbefragungen entwickelte sich eine Lehrstunde zu ethischen Grundfragen“) und jenes („perfekt gespielt“), meint aber auch:

„Schirach und die ARD haben fälschlicherweise so getan, als gäbe es beim Urteilsspruch nur die Alternative Freispruch oder lebenslang. Schirach und die ARD haben der bloßen Spannung wegen die Zuschauer genarrt, sie haben sie zu einer Entscheidung genötigt, die es in Wahrheit so nicht gibt. Sie haben so getan, als müsse man das Recht verraten, um ihm Genüge zu tun: Sie haben dem Zuschauer verschwiegen, dass das Recht einen Täter schuldig sprechen und ihn trotzdem milde oder gar nicht bestrafen kann (…) Schirach und die ARD haben ihre Zuschauer auf diese Weise verleitet, das wichtigste Rechtsprinzip, die Menschenwürde, zu verraten. Schirach und die ARD haben dem Vorurteil Vorschub geleistet, dass man den Terror nur am Recht und seinen Kernprinzipien vorbei bekämpfen, aber dann die extralegalen Mittel per Urteil zum Recht erklären könne.“

Prantls Fazit dieses „Populisten-Pornos“:

„Das ist nicht Rechtserziehung, das ist Erziehung zum Rechtsmissbrauch. Das ist Anleitung zu einem Denken, wonach man das Recht gegen den Terror nur mit Unrecht bekämpfen könne. Mit der Methode Schirach & ARD kann man auch Waterboarding zu einer notwendigen, schuld- und straflosen Terrorbekämpfungs-Handlung machen.“

Der kolumnierende und bloggende Rechtsanwalt Heinrich Schmitz vertritt im Tagesspiegel-Debattenportal Causa eine ähnliche Position:

„‚Wir sind das Volk‘ auf dem Rechtsprechungstrip? Wohin das führt, kann man doch in den Leserbriefen zu beliebigen Artikeln über die Justiz nachlesen. Entscheidungen nach Gefühl, aus dem stolz geblähten Bauch, bar jeder Rechtskenntnis (…) Angesichts des Zuschauervotums ist zu befürchten, dass von Schirach – ich unterstelle jetzt einmal ungewollt - Zweifel an der Sinnhaftigkeit unseres Grundgesetzes geweckt hat. Dass der Sinn und der Wert des unbedingten Schutzes der Menschenwürde mit zunehmendem Abstand zu den Gräueln der Nazis langsam aus dem Bewusstsein zu geraten droht (…) Über den verfassungsrechtlichen Kern des Problems bedarf es (…) weder einer Diskussion, noch einer medialen Volksabstimmung. Über Rechtsfragen entscheiden die Gerichte, über Grundrechtsfragen das Bundesverfassungsgericht. Es darf erst gar nicht der Eindruck erweckt werden, die Würde des Menschen sei einer demokratisch herbeigeführten Einschränkung zugänglich. Wenn Volker Herres das als Spiel bezeichnet, dann ist es ein verdammt gefährliches Spiel.“

Schmitz und auch Prantl - siehe insbesondere die Waterboarding-Passage - deuten an, dass die Debatte über die ARD zukünftig möglicherweise auf einer anderen Ebene geführt werden muss, nämlich weit hinausgehend über die Kritik an regionalfolkoristischen Krimis, späten Sendezeiten für wichtige Dokumentationen oder grotesk überhöhten Honoraren für prominente Ex-Sportler (um letztere geht es weiter unten noch in einem ganz anderen Kontext). Das sind natürlich alles berechtigte Kritikpunkte, aber zumindest unter dem noch frischen Eindruck des Montagabend-Events wirken sie wie Kleinscheiß.

Die derbste Kritik kommt - natürlich - von Zeit-Online-Kolumnist Thomas Fischer. War auf jeden Fall nett von der ARD, dass sie als Sendetermin für „Terror - Ihr Urteil“ den Montagabend ausgewählt hat, denn so konnte sich der stets dienstags kolumnierende BGH-Richter rechtzeitig zu Wort melden. Fischer meint: 

„Der Autor von Schirach versteht vom Strafrecht nichts. Er mag in seinen holzschnittartigen Kriminalgeschichten all die Mörder und Räuber umherschleichen lassen, wie er will, aber er sollte die Finger von ernsthaften Strafrechtsfragen lassen. Wer Rechtswidrigkeit und Schuld so verheerend durcheinanderbringt, sollte wahrlich keine Aufklärungsstücke über unzureichende Strafrechtsdogmatik verfassen.“

Dem verantwortlichen WDR wirft er vor, dass der Sender keinen Strafrechtler um eine Expertise hinsichtlich von Schirachs Fachkenntnissen angefragt habe. Fischer weiter:

„Die lieben Zuschauer werden nach Strich und Faden verarscht, und zwar sowohl vom rechtsgelehrten Autor als auch vom quotengeilen Sender. Ihnen werden Belehrungen über die Rechtslage zuteil, die hinten und vorne falsch sind und die entscheidende Fragestellung gar nicht enthalten. Auf dieser Bananen-Ebene dürfen sie dann ‚abstimmen‘ und ‚über das Schicksal eines Menschen entscheiden‘.“ 

Es sind manch hübsche Formulierungen drin in dem Text, aber der Tonfall ist dann doch ermüdend, wie so oft bei Polemikern, die immer nur voll auf die Zwölf gehen. Letzteres trifft zum Beispiel für folgende Passage zu:

„Eine Kunst, die aus Lüge, Denkfaulheit und Inkompetenz besteht, ist nicht mehr als die Imitation ihrer selbst.“

Und wer fand’s gut? Joachim Huber (Tagesspiegel) zum Beispiel. Er kommentiert: 

„Wer (…) die paternalistische Schlussfolgerung zieht, dass die Fernsehzuschauer nicht mit juristischen Fragen behelligt werden dürfen, die vom Verfassungsgericht zweifelsfrei (?) geklärt worden sind, der negiert die Kraft des Mediums zur abwägenden, unterhaltsamen, teilnehmenden Staatsbürgerkunde.“

Die Formulierung vom Fernsehen als Lagerfeuer taucht nicht auf in Hubers Text, sie hätte aber gepasst. „Fatal“, so der Tagesspiegel-Mann, wäre es, wenn "Terror - Ihr Urteil" „ein Einzelfall“ bliebe („Dann wäre der Erfolg vom Montag verpufft“), fatal wäre aber auch, wenn derartige Konzepte zum Regelfall würden. Huber hat Teile dieses Kommentars eingearbeitet in einen größeren Riemen, an dem weitere Kollegen mitgewirkt haben. Dieser Text liefert auch einen Überblick über die kursierenden Positionen (unter anderem die der erwähnten Schmitz und Fischer).

[+++] Mich hat der ARD-Event ja in eine Stimmung versetzt, in der sogar eine leichte Sympathie für Beitragsverweigerer möglich ist - und das, obwohl doch, wie Anne Fromm in der taz aus aktuellem Anlass betont, „die Szene der Beitragsverweigerer auch Verschwörungstheoretiker und Rechte (anzieht)“, und ich sogar sagen würde, dass sie fast nur solche Zeitgenossen anzieht. Fromm schreibt über eine allein erziehende Mutter, die keinen Rundfunkbeitrag zahlt und mittlerweile zu einer „Aktivistin“ in dieser Sache geworden ist, sich aber „nicht gemeinmachen“ will mit dem genannten Personenkreis:

„(Kathrin Weihrauch) drohen (…) sechs Monate Beugehaft. Wegen 309,26 Euro. Weihrauch ist selbstständig, sie arbeitet als Clown. Sie lebe am Existenzminimum, sagt sie, erhalte Wohngeld vom Staat. Zu pfänden gibt es bei ihr nichts (…) (Sie) hat versucht, sich beim Amt vom Rundfunkbeitrag befreien zu lassen – abgelehnt. Sie hat Widerspruch beim Amtsgericht eingelegt – abgelehnt. Sie hat beim rbb darum gebeten, als Härtefall eingestuft zu werden – keine Antwort.“

Worauf Fromm auch noch hinweist: 

„Ein Tag in einem Brandenburger Gefängnis kostet laut brandenburgischem Justizministerium 146,87 Euro – halb so viel, wie Kathrin Weihrauch dem rbb schuldet.“ 

[+++] Wofür man dann den Rundfunkbeitrag doch wieder gern zahlen würde: für eine Erhöhung der Honorare der fürs Radio tätigen Literaturkritiker. Herbert Hoven ist auf deren Lage im Juli in einem Vortrag an der Universität Mainz eingegangen, den nun die Medienkorrespondenz dokumentiert. Hoven, der „seit Mitte der 1970er Jahre als freier Autor, hauptsächlich für den Westdeutschen Rundfunk (arbeitet)“, schildert in dem Text den Aufwand, den ein Kollege für eine Rezension von Martin Amis’ Buch „Interessengebiete“ für die WDR-5-Sendung „Bücher“ betrieben habe. Das Honorar entspreche „einem Stundenlohn von 9,20 Euro, brutto“. Wobei man hinzufügen könnte, dass der Stundenlohn für einen freien Rezensenten, der ein für Print- oder Onlinemedien schreibt, in solchen Fällen in der Regel niedriger ist. Wie auch immer:

„Das Beispiel Literaturkritik ist eines unter vielen. Das Verhältnis Aufwand zu Ertrag lässt sich ebenso am Beispiel von Feature, Reportage, Dokumentation und anderen Formaten durchdeklinieren. Fußball-Europameisterschaft und Olympische Spiele sind gerade vorüber, aber der Unmut über die Honorare der Fußballexperten Mehmet Scholl und Oliver Kahn sowie der Olympia-Moderatoren Gerhard Delling und Alexander Bommes schwelt weiter. Letzterer kontert die Frage nach einem angemessenen Honorar rotzfrech mit: ‚Wer die Besten haben will, der muss auch etwas dafür bezahlen.‘ Im Unterschied zu vielen meiner Kollegen bin ich der Meinung, dass eine Neiddebatte geführt werden muss. Wer sorgfältig recherchiert, präzise argumentiert und dennoch nur auf einen Stundenlohn von 8 bis 10 Euro kommt, der ist zu Recht neidisch auf die Summen, die diese Herren für ihren Seich überwiesen bekommen.“

Neben Seichmachern wie Bommes greift Hoven auch Hierarchen an:

„Im Juni dieses Jahres fand beim Deutschlandfunk in Köln das ‚2. Kölner Forum für Journalismuskritik‘ statt. Birgit Wentzien, Chefredakteurin des Senders, wagte einen Ausblick. Es gebe inzwischen ‚Generationen von Journalisten‘, die könnten ‚Journalismus nur machen aus Leidenschaft und Luxus, weil sie andere Jobs haben‘. Sie müssten ‚ein Spielbein irgendwo anders haben‘, um sich den Beruf, den sie ‚lieben, leisten zu können‘. Offensichtlich hatte Frau Wentzien kein Problem mit ihrer Diagnose und auch die Aufregung im Saal hielt sich in Grenzen. Als Chefredakteurin eines öffentlich-rechtlichen Senders hat sie aber alles dafür zu tun, dass genau das nicht eintritt. Journalismus ist ein Beruf und nicht zum Nulltarif zu haben.“

[+++] Um Kulturjournalismus unter anderen Vorzeichen geht es in Gerhard Stadelmaiers Roman „Umbruch“, den Christoph Bartmann für die Literaturbeilage der SZ besprochen hat. Stadelmaier, „der im Roman immer nur ‚der junge Mann‘ heißt“ (Bartmann), war von 1989 bis 2015 (siehe Altpapier) Theaterkritiker der FAZ, die im Roman „Staatszeitung“ heißt. Der Rezensent schreibt:

„Der Tageszeitungsjournalismus als allerhöchste Gemütserregungskunst, der Kritiker als höchstinstanzlicher Geistesmensch: ohne solche Übertreibungen Bernhard'schen Formats wäre für Stadelmaier der Journalistenberuf nicht etwa halb so schön. Er wäre gar nicht auszuhalten gewesen. Oder jedenfalls nicht anzustreben.“ 

Was das Ganze für einen Teil der Altpapier-Leser interessant machen könnte:

„‚Umbruch‘ ist kein bloßes Memoiren- und Anekdotenbuch, sondern es beschreibt und analysiert nah am eigenen Erleben den Niedergang eines Gewerbes und vor allem den des Feuilletons. Oder anders: Es schildert den Umbruch der Branche als Niedergang (…) Früher einmal, so erinnert sich der junge Mann, gab es, jedenfalls im Feuilleton, nichts Höheres und Größeres als die Rezension, von Klavierabenden, Theaterpremieren und literarischen Neuerscheinungen.“

Bartmanns Fazit: 

„Kulturberichterstattung, wie Stadelmaier sie noch erlebt und praktiziert hat, beruhte auf einem ganz anderen Verständnis von Prioritäten und Dringlichkeiten, als es die meisten heutigen Feuilletonisten haben. Diese Welt ist möglicherweise inzwischen untergegangen, vielleicht auch gar nicht erst heute, sondern zum Beispiel bereits beim FAZ-Buchmessenempfang des Jahres 1993, den Gerhard Stadelmaier in seinem Buch als großes Finale (eines) verehrten Feuilleton-Oberen und der Zeitungswelt von gestern in Szene setzt.“

[+++] Von der zuletzt vielzitierten „post-faktischen Gesellschaft“ war 1993, als Stadelmaiers Roman endete und zumindest die Feuilleton-Welt vielleicht noch halbwegs in Ordnung war, noch nicht die Rede, obwohl es an Meinungsmultiplikatoren und Rezipienten, die auf „Faktisches“ nicht allzu viel Wert legen, wohl auch damals nicht mangelte. Die Frage, die nun die Washington Post stellt, nämlich, wer denn Schuld habe an dem „paranoid anti-evidence trend“ dieser Tage, ist dennoch legitim. Die Antwort lautet:

„This anti-intellectual, ignore-the-data attitude mostly owes its growth to a careless, conspiracy-theorizing league of (mostly) conservative politicians and pundits. They elevated themselves by sowing distrust in traditional institutions and sources of authority, from the media to civil servants to scientists. They presented themselves as the sole truth-tellers, system de-riggers and messianic statistics unskewers, while maintaining that everyone else was feeding the public lies. Today, some of these same message-bearers are the victims of their own success. The most prominent right-wing media outlet, Fox News, has been attacked by even more right-wing media outlets for supposedly conspiring against Trump. Fox News’s own polls, for example, stand accused of pro-Clinton skewing.“

Das kann man natürlich auch als Anregung verstehen, sich anzuschauen, inwieweit die vergleichbaren Wegbereiter hier zu Lande bereits von jenen attackiert werden, denen sie den Weg bereitet haben. 


Altpapierkorb

+++ Will das Bundesinnenministerium Journalisten „mundtot“ machen, will es Journalismus „verhindern“? Das meint zumindest Jens Weinreich in einem Facebook-Beitrag. Der Anlass seiner Empörung: Dass das Ministerium zwei Journalisten partout nicht das Geld zurückzahlen will, das es ihnen für eine Dokumenten-Anfrage abgeknöpft hat. Daniel Drepper, einer der beiden Betroffenen, schildert die Details bei correctiv.org: „Wer Dokumente bei Behörden anfragt, darf nicht mit hohen Gebühren bestraft werden. So steht es im Gesetz. Und das haben auch das Verwaltungsgericht Berlin und das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigt. Wir hatten gegen zu hohe Gebühren des Bundesministerium des Innern geklagt. Doch dem Ministerium reicht das nicht. Mit teuren Anwälten hat es deshalb Revision eingelegt. Am Donnerstagmorgen um 10 Uhr wird das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig endgültig entscheiden: Darf eine Anfrage bei einer Behörde 15.000 Euro kosten?“

+++ „Es ist nicht der erste Rückzug vom Rückzug“ lautet eine relativ vornehme Formulierung in der SZ für die Vorgänge beim österreichischen Sender Servus TV, der nun, anders als im August (siehe Altpapier) angekündigt, sein Programm nun doch weiter in Deutschland ausstrahlen will. An, aus, an, aus – mit dieser Stroboskop-Taktik der widerstreitenden Ankündigungen macht der österreichische Privatsender Servus TV seit Monaten so blendend auf sich aufmerksam, dass man sich schon fragen kann, ob eine ausgeklügelte Marketing-Strategie hinter diesem Blitzlichtgewitter steckt“, schreibt dazu Ursula Scheer auf der FAZ-Medienseite.

+++ Ebenfalls weiterhin zu sehen auf deutschen Bildschirmen: „#Beckmann“. Und das „trotz zuletzt schwacher Quoten“, wie dwdl.de schreibt. Nun interessieren uns im Altpapier Quoten ja so gut wie gar nicht, aber wenn man sie schon erwähnt, müsste man in diesem Fall darauf eingehen, dass sie nicht nur „zuletzt“ schwach waren, sondern auch vorher schon - siehe einen dwdl.de-Artikel aus dem Juni dieses Jahres und einen ausführlichen Beitrag in der Medienkorrespondenz aus dem vergangenen Jahr (Disclosure: von mir).

+++ Benjamin Carter Hetts Buch „Der Reichstagsbrand. Wiederaufnahme eines Verfahrens“, das sich mit der "Legendenbildung" in Sachen Einzeltäterthese befasst und in vielerlei Hinsicht als ein Buch über den Spiegel gelten kann, weil dieser der wichtigste Vertreter eben dieser These ist (siehe u.a. dieses, dieses und dieses Altpapier), hat die Junge Welt in ihrer Literaturbeilage rezensiert.

+++ Seit Anfang der Woche ein dominantes Thema in den Medien, etwa am Montag als Aufmacher in den „Tagesthemen“ und am Dienstag als Aufmacher in der Hauptausgabe der „Tagesschau“: die beginnende Großoffensive internationaler Truppen gegen die noch vom IS gehaltene nordirakische Metropole Mossul. Der ideale Hintergrundfilm zu den Entwicklungen ist Ashwin Ramans „An vorderster Front“ (siehe Altpapier von vergangenem Mittwoch sowie ein großes epd-medien-Interview). Meine Nachkritik zu dem Film steht bei medienkorrespondenz.de.

+++ Ebendort verreißt Senta Krasser das Genre-Mixformat „Moni’s Grill“. Es handelt sich um eine fiktionale Serie mit realen Talkelementen bzw. „ein neues Kapitel der Fernsehgeschichte“, wie die Mitwirkende Christine Neubauer vorab verkündete. Folgt man Krasser, sieht man die These bestätigt, dass bei den Öffentlich-Rechtlichen die eigentlich wünschenswerten Experimente oft in die Hose gehen. Am morgigen Donnerstag ist die fünfte von sieben Folgen im ARD-Spätprogramm zu sehen.

+++ Heute im Fernsehen (I): „Geld Macht Kunst“ (Arte). „Wer bestimmt eigentlich, was zu viel ist? Und wie entstehen überhaupt Preise auf dem Kunstmarkt?" Diese „naiv klingende, tatsächlich aber hoch spannende Frage“ werfe die Autorin Martina Müller in dieser Dokumentation auf, schreibt der Tagesspiegel.

+++ Heute im Fernsehen (II): Vitalij Manskis Dokumentarfilm „Inside Nordkorea“ (ARD), von der FAZ auf ihrer Medienseite als „kleine Sensation“ gefeiert. Oliver Jungen schreibt, Manski habe „konsequent den Vorlauf zu den einzelnen Aufnahmen mitgefilmt und dieses Material an den Kontrolleuren vorbeigeschmuggelt. So sehen wir also nicht nur das Inszenierte, sondern die Inszenierung selbst. Zwei Herren geben detailliert Stimmungen und Emotionen vor, arbeiten mit ihren Schauspielern wie Regisseur und Aufnahmeleiter. Und dabei geschieht etwas Sonderbares: Der Film wird sehr viel menschlicher. Der Blick auf dieses so unverständliche Black-Box-Land dringt plötzlich durch die Kulisse der lächelnd dargebotenen Gleichförmigkeit hindurch (…) Die gar nicht einmal unsympathischen Funktionäre kriechen unter Tischen hindurch, verstecken sich in Kulissen, verlangen manche ‚Takes‘ wieder und wieder, weisen einen ausschweifenden Veteranen an, endlich zum Schluss zu kommen, verlangen Fröhlichkeit, Natürlichkeit, Emphase (…) So nah hätte uns kein noch so gut gemachter Imagefilm des Regimes die gezeigten Menschen bringen können.“

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.