Seelische Körperverletzung
Warum suchen die Medien zu selten den Kontakt zu Armutsopfern? Hat Horst Seehofer „fürs Erste jede weitere sinnvolle Diskussion über eine vernünftige Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verhindert“? Zeigt ein Großteil der aktuellen Berichterstattung über Angela Merkel, dass Journalisten aus dem Fall Wulff nichts gelernt haben? Haben sie bei Spiegel Online keine Ahnung von künstlicher Befruchtung? Außerdem: die Statistikphobie der „Sommer-Jammermedien“.

Wenn es um konkrete Kritik an Medienberichterstattung geht, spielen meistens folgende Themen eine Rolle: der sogenannte Umgang mit der AfD, die Kritik an Angela Merkel (dafür weiter unten gleich ein Beispiel), das Verhalten bei Terroranschlägen und Amokläufen oder vor schon etwas längerer Zeit die vorsichtig formuliert: unausgewogene Berichterstattung über Griechenland (die aufgrund einer neuen, im Altpapier bisher nur kurz erwähnten Studie aktuell wieder ein Thema ist). Was dagegen selten Gegenstand von Medienkritik ist: Dass „das Thema Armut zu wenig Raum in den Medien hat“, wie es der SWR-Journalist Thomas Leif im aktuellen Freitag formuliert.

Das wirft natürlich die Frage auf, ob das schon einmal anders war. Als Journalisten noch in nennenswerter Zahl zumindest ein bisschen links waren, also, sagen wir mal: vor 1989, könnte das der Fall gewesen sein. Den Ist-Zustand beschreibt Leif folgendermaßen:

„Armut ist in den meisten Fällen gesichtslos, die Scham der Betroffenen spielt dabei eine große Rolle. Kaum jemand möchte sein Leben vor der Kamera ausbreiten oder in der Lokalzeitung präsentieren. Gelegentlich tauchen Fälle in den Sonderspalten oder populären ‚Ombuds-Formaten‘ auf, wo auf die traurigen Einzelschicksale aufmerksam gemacht wird (...) Zu oft werden diese Einzelfälle aber von den Redaktionen funktionalisiert für die Eigenwerbung: ‚Schaut her, wir kümmern uns’ (…) Der direkte Kontakt zum abgehängten Fünftel wird weder von Politikern noch von Bürgern und schon gar nicht von den Medien gesucht. Auch weil Armut oft mit sozialer Ausgrenzung und Rückzug in ausgelagerte Quartiere verbunden ist, mit denen sich die Mehrheitsgesellschaft lieber nicht konfrontiert sehen möchte.“

Eigentlich haben Medien natürlich die Aufgabe oder meinetwegen auch die gesellschaftliche Verantwortung, auf solche Befindlichkeiten zu reagieren, indem sie die „Mehrheitsgesellschaft“ erst recht mit dem Thema konfrontieren. Aber das Selbstbewusstsein, Themen anzugehen, von denen man zu wissen glaubt, dass der Nutzer damit nicht konfrontiert werden will, ist ja nicht (mehr?) sonderlich verbreitet. Zu den von Leif erwähnten Armen, die ihr Leben nicht in den Medien ausgebreitet sehen möchten, gehören natürlich auch arme Journalisten, aber das führt jetzt vielleicht zu weit.

Dass sich Presse und elektronische Medien in unzureichendem Maße mit dem Thema Armut befassen, könnte auch damit zusammen hängen, dass viele Journalisten meinen, bestimmte Themen nur aufgreifen zu dürfen, wenn in dem Artikel ein namhafter Sozialpolitiker auftaucht. Das Problem, so Leif:

„Wo sind heute die prominenten Sozialpolitiker, deren Stimme Gewicht hat? In den vergangenen Jahren sind Sozialpolitiker kaum noch aufgefallen, sieht man einmal von früheren Arbeitsminister Norbert Blüm oder dem 2013 verstorbenen Ottmar Schreiner (SPD) ab. Offenbar folgt die Sozialpolitik keinem erfolgversprechenden Karrieremuster mehr. Im Politikbetrieb gehören diese Experten zu den letzten Mohikanern. Das hat Folgen: Nicht nur die Politik, auch die Medien schreiben dem Thema nur einen geringen Nachrichtenwert zu.“

Wobei der Umstand, dass Sozialpolitik für Volksvertreter keine Karriereoption zu sein scheint, wiederum auch damit zusammen hängen kann, dass allenfalls ein kleiner Teil der Medien dem Thema die Bedeutung einräumt, die es verdient. Stichwort: Teufelskreis. Einen konkreten Vorschlag, von dem sich die ARD, für die Leif arbeitet, angesprochen fühlen darf, macht der Autor dann auch noch:

„Jeden Abend werden die wenigen Aktienbesitzer in der ‚Börse vor acht‘ – und anderen (sic!) Hauptnachrichtensendungen – über die Entwicklung der Kapitalmärkte informiert. Aber warum gibt es in Zeiten der größten gesellschaftlichen Spaltung seit einem Vierteljahrhundert nicht ein vergleichbar besetztes Forum der Arbeitnehmer, Sozialpolitiker, der Sprecher der Tafeln oder von engagierten Initiativen?“

[+++] Die eingangs versprochene Kritik an einem großen Teil der derzeitigen Merkel-Berichterstattung liefert aktuell Susanne Gaschke (Die Welt). Man versteht den Text, in dem unter anderem von einer „medialen Vernichtungsspirale“ die Rede ist, vielleicht etwas besser, wenn man weiß, dass die sozialdemokratische Journalistin selbst einmal in eine solche geraten ist, und zwar, als sie zwischenzeitlich auf eine andere Seite gewechselt war: auf den Oberbürgermeisterposten in Kiel (siehe Altpapier).

„Was manche – nicht alle! – Medien inzwischen mit der Bundeskanzlerin veranstalten, ist Mobbing, ist seelische Körperverletzung. Das Handelsblatt zeigt Merkel auf der komplett freigeräumten Titelseite als ‚Kanzlerin der Einsamkeit‘. Der Spiegel druckt ein ganzseitiges Foto, auf dem sie aus der Vogelperspektive zu sehen ist: verkürzt, klein, dick, gebeugt, am Ende. Die Kanzlerin, schreiben sie, sei ‚gefangen in einem Korsett der Rechthaberei’(…) Liebe Kollegen, erinnert euch mal bitte an die medialen Vernichtungsspiralen bei Peer Steinbrück und Christian Wulff. Und macht das doch bitte nicht schon wieder.“

Daran, dass Peer Steinbrück einmal einer „medialen Vernichtungsspirale“ ausgesetzt gewesen sein soll, kann ich mich aber bestenfalls nur noch dunkel erinnern.

[+++] Mit seinem via Bild am Sonntag verbreiteten Vorschlag, ARD und ZDF zusammenzulegen, habe Horst Seehofer „nicht den Hallraum aufgemacht, der für Unruhe sorgen könnte“, heißt es in einem Tagesspiegel-Artikel, und abgesehen davon, dass das Bild schief ist, wäre das ja mal eine gute Nachricht, denn ein medienpolitisches Ideechen Horst Seehofers sollte eigentlich ungefähr so viel Unruhe auslösen wie ein Vorschlag des Altpapiers zur Reform des Nahverkehrs in Llubijana. Allein: So klein ist der „Hallraum“, den Seehofer „aufgemacht“ hat, nun doch nicht. Die FAZ haut heute gleich zwei Texte raus. 

„Vielleicht bewirkt die Initiative wenigstens, dass die Anstalten nicht weiter expandieren“, 

heißt es im Vorspann eines Textes von Michael Hanfeld. Der giftet:

„Je lauter darüber debattiert würde, dass (die) Expansion (des öffentlich-rechtlichen Rundfunks) auch einmal Grenzen haben müsse, desto schneller wuchs er (…) Was (…) wirklich fehlte, in all den Jahren, war die Selbsterkenntnis der Sender, dass ihre freihändige Interpretation des Begriffs ‚Grundversorgung‘ nur dazu führt, dass damit alles gemeint sein kann, und sie den Bogen überspannen.“

Und „einen Hintergrund, vor dem die Forderung der CSU nicht mehr so lächerlich wirkt“, beschreibt Hanfeld dann auch noch. Wäre er in erster Linie Medienjournalist und erst in zweiter ein konservativer Ideologe (und nicht umgekehrt), könnte er die Forderung aber nur lächerlich finden. Ein anderer Michael (Nachname: Ashelm) schreibt im Wirtschaftsteil der FAZ (derzeit nicht frei online) Ähnliches wie sein Vornamensvetter:

„Fest steht: Kein anderer westlicher Staat leistet sich eine vergleichbar aufgeblähte Staatssender-Architektur.“

Die Formulierung „kein anderer westlicher Staat“ soll möglicherweise zu der Assoziation anregen, dass nur in nicht-westlichen, also tendenziell undemokratischen Staaten ähnlich unschöne mediale Verhältnisse herrschen.

Kurzer Exkurs zum Thema Expansion und Aufblähung im allgemeinen. Dass das diesbezügliche Bild auch von, vornehm formuliert, Missverständnissen geprägt ist, zeigt der Vorspann eines kress.de-Interviews mit Robert Bachem, dem Programmchef von ZDFinfo. 

„ARD und ZDF (erlauben sich) drei gleichartige Sender in der Info-Nische: ZDFinfo, tagesschau24 und nicht zuletzt Phoenix“.

Die Frage ist, was ein Dokumentationssender, bei dem keine Nachrichtensendungen laufen (ZDFinfo), gemein hat mit einem Sender, dessen Tagesprogramm aus Nachrichtensendungen besteht (tagesschau24). Und Phoenix macht ja noch mal was ganz anderes. Über das, was dort jeweils inhaltlich geboten wird, kann und muss man natürlich reden.

Zurück zu Seehofer:

„Dass der Zustand zweier Sendeanstalten offenbar ähnlich gut als Wahlkampfthema taugt wie die Zukunft der Flüchtlingspolitik, zeigt, wie schlecht es um das Ansehen des gebührenfinanzierten Rundfunks in Deutschland bestellt ist. Seehofer kann sich darauf verlassen, dass er mit dieser Forderung keine Welle der Solidarität für ARD und ZDF auslöst“, 

schreibt Katharina Riehl auf der SZ-Meinungsseite. Sie erwähnt zudem - völlig zu Recht natürlich - die „traurige Schlichtheit“ des Programms „gerade im Bereich Unterhaltung“ und die „kaum vorhandene Kritikfähigkeit der Verantwortlichen“.

Ein sehr guter Kommentar findet sich an einem - zumindest für mich, kann also an mir liegen - überraschenden Ort: in der Schwäbischen Zeitung.

„Das Perfideste (…) ist: Seehofer und seine Parteifreunde haben fürs Erste jede weitere sinnvolle Diskussion über eine vernünftige Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verhindert“,

schreibt dort Filippo Cataldo. 

[+++] Dass Florian Felix Weyh aus einem aktuellen Anlass in einem Gespräch bei Deutschlandradio Kultur anmerkt, „Herr Hanfeld“ habe etwas „nicht begriffen“, hat übrigens nichts mit dem Thema Öffentlich-Rechtlichen zu tun. Weyh bezieht sich auf die vom FAZ-Redakteur veranstaltete Raserei in Sachen VG-Wort-Mitgliederversammlung - beziehungsweise einen Artikel, in dem Hanfeld beschreibt, wie der Verband Freischreiber am Samstag die Versammlung „in bester Sponti-Manier sprengte“.

Weyh, der Mitglied der Freischreiber ist, korrigiert die auch anderswo irreführende Berichterstattung folgendermaßen: Seine Organisation habe eine vom Vorstand der Verwertungsgesellschaft präsentierte siebenseitige Tischvorlage - also ein erst bei der Veranstaltung vorgelegtes Dokument - nicht aus inhaltlichen Gründen abgelehnt, die Vorschläge seien, im Gegenteil, teilweise durchaus gut, nur sei das Ganze zu komplex, um es ohne eingehende juristische Prüfung zu verabschieden.

Die Freischreiber kommentieren die Versammlung auf ihrer Website; ein dezenter Remix des Textes findet sich bei meedia.de. Die Gegenposition vertritt, mit gewohnt hohem Blutdruck, Ulf Froitzheim („Es hilft niemandem, Ross und Reiter nicht zu nennen. Verantwortlich für das Abstimmungsdesaster ist der Hamburger Verein Freischreiber e.V.“).

[+++] Anlass des aktuellen, frei online noch nicht verfügbaren Debattenbeitrags auf der FAZ-Medienseite sind die neuen AGB von WhatsApp. Martin Schallbruch schreibt:

„Wenn WhatsApp seine Nutzungsbedingungen ändert, dann ist das eine Sache zwischen Unternehmen und Kunden, keine Frage der Angemessenheit der Nutzung einer Infrastruktur. Die Debatte um die Art und Weise, wie Dienste wie Whatsapp ihr Geschäftsmodell gestalten, ist richtig, hat aber den falschen Adressaten. Es ist nicht Sache von WhatsApp, das Gemeinwohl im Blick zu haben und flächendeckende Grundversorgung zu garantieren. Das ist Sache des Gemeinwesens. Der europäische und deutsche Gesetzgeber sind gefordert, die infrastrukturelle Funktion von digitalen Plattformen aufzugreifen. Die Politik muss dafür sorgen, dass alle Nutzer mit jedem anderen kommunizieren können – ohne Einwilligung in digitale Entblößung. Wie das geht, können wir von anderen Infrastrukturen lernen: Anbieter könnten wie bei Post und Telefon gesetzlich zur Interoperabilität verpflichtet werden, also Nachrichten zwischen verschiedenen Messenger-Diensten auszutauschen.“ 

Das klingt für mich nach einer guten Idee - auch wenn mir bisher weder das European School of Management and Technology in Berlin noch dessen Digital Society Institute, als dessen stellvertretender Direktor der Autor Schallbruch amtiert, ein Begriff war.


Altpapierkorb

+++ Im Auftrag des durch ein Erdbeben zerstörten italienisches Dorf Amatrice soll sich die Staatsanwaltschaft von Rieti mit Karikaturen befassen, die nach der Katastrophe in Charlie Hebdo erschienen sind. Beziehungsweise: Sie soll „prüfen“, ob es sich bei deren Veröffentlichung „um ein Vergehen handelt oder nicht“. Das ist Thema in Agenturberichten von Tagesspiegel und Spiegel Online.

+++ Dass sie bei Spiegel Online keine Ahnung von künstlicher Befruchtung haben, meint Gerd Buurmann (Tapfer im Nirgendwo). Anlass seiner Tirade ist ein Interview mit einem Fotografen, in dem dieser blumig beschreibt, wie palästinensische Terroristen zwecks Reagenzkindzeugung Sperma aus dem Knast schmuggeln - und zwar „in einem leeren Stift, der wiederum in einem Schokoriegel oder einer anderen Süßigkeit versteckt wird“ (Originalzitat aus dem Interview). Spiegel Online habe die Geschichte gebracht, ohne „auch nur den geringsten Zweifel“ an deren „Wahrheitsgehalt aufkommen zu lassen“, kritisiert Buurmann.

+++ Kritik an Spiegel Online aus ganz anderen Gründen übt das NDR-Magazin „Zapp“. Anlass ist ein Bericht des Reporters Bruno Schrep über eine Flüchtlingsunterkunft in einem feinen Hamburger Stadtteil. Es geht um das vermeintliche Mobbing einer christlichen Familie - und um eine weitere Angelegenheit, in der die Leitung der Unterkunft der Darstellung des Journalisten widerspricht.

+++ Vor dem aktuell heißen Spätsommer gab es einen Sommer, der nicht so war, wie ihn die „Sommer-Jammermedien“ beschreiben. Jörg Kachelmann (Übermedien) - wer sonst? - konstatiert bei den Jammernden einen „großen Widerstand gegen den Kontakt mit der statistischen Realität“.

+++ Den Umbau des Online-Angebots der Welt zu einem „gemeinsamen Portal von Welt und N24“ erläutert uns ebd. in eigener Sache Chefredaktionsmitglied Oliver Michalsky. Um den am Samstag startenden Kanal N24 Doku geht es auch: „Auf dem neuen Sender zeigen wir rund um die Uhr Dokumentationen - erstmalig sogar eine eigene Doku-Reihe.“ Eine eigene! Leck mich fett!

+++ Heute startet die ARD um 22 Uhr 45 ihre Reihe „Premierenkino“, und Thomas Gehringer (Tagesspiegel) fragt aus diesem Anlass die zuständige ARD-Degeto-Chefin Christine Strobl, ob nicht „mehr Primetime-Plätze“ für Kinofilme „erfreulich“ wären. „Sie brauchen für die Primetime-Plätze auch die entsprechenden Filme. Bei einem Vollprogramm wie dem Ersten muss ich in der zuschauerstarken Zeit ein Angebot machen, das auch mehrheitlich angenommen wird. Ich halte die Uhrzeit von 22 Uhr 45 für das Premierenkino geradezu für ideal für Filmliebhaber. Wir beginnen ja mit ‚Grand Budapest Hotel‘. Der ist großartig, sehr speziell, aber wir waren uns einig, dass er sich um 20 Uhr 15 schwertun würde.“ Dass Strobl und Co. einen Oscar-prämierten Film nicht für tauglich für die Prime Time halten, kann man bemerkenswert finden.

+++ Bei der WDR Mediagroup, der Werbetochter des WDR, „sollen zwischen 150 und 170 der derzeitigen 470 Vollzeitstellen wegfallen“ (meedia.de).

+++ RTL hat „zum ersten Mal seit 1992 wieder Bundesliga-TV-Rechte gekauft“, berichtet unter anderem der Tagesspiegel. Es geht dabei um die Zusammenfassungen des Spieltages am Montagabend. Für Nicht-Kenner des Fußballfernsehens: Es handelt sich hierbei weder um einen Witz noch um einen Tippfehler.

+++ Heute - spät - im Fernsehen (bei Arte): „I want to see the manager“, Hannes Langs Dokumentarfilm über die, grobschlächtig formuliert: Vernetztheit der Welt. wolfsiehtfern.de analysiert: „(Der) Autor (…) hat die Form des Film-Essays gewählt, um die Komplexität des Weltzustandes zu illustrieren. Mehr als ein Fragment konnte dabei freilich nicht herauskommen. Die Szenen und Schauplätze wirken einigermaßen willkürlich, eben weil so unverbunden. Warum Bolivien und nicht ein afrikanisches Land, in dem Coltan gefunden wird? Warum Verkehrsinfarkt in Peking und nicht in Mumbai? Verschiedene gesellschaftliche Entwicklungsstufen stehen unverbunden nebeneinander, das Ungleichzeitige findet gleichzeitig statt; das ist natürlich eine Diagnose, eine Analyse ist es nicht. Auf den Bildern und den Szenerien lastet schwer essayistischer Druck, auch wenn der Autor ganz auf einen Kommentar verzichtet.“ 

+++ Immerhin rund eine Stunde früher, um 22.30 Uhr (im BR), läuft Cyril Tuschis eineinhalbstündige Dokumentation „Chodorkowskijs neue Freiheit“. Frank Nienhuysen schreibt auf der SZ-Medienseite über die „aktuelle, intensive Dokumentation“: „Tuschi hat für sein Epos zwischen Moskau und Tel Aviv Dutzende Interviews geführt und dies mit einer so großen Portion Filmmaterial angereichert, dass die Gesamtcollage den Zuschauer durchaus an die Grenze seiner Aufnahmekapazität führen könnte. Tuschis Sympathie für Chodorkowskij ist dabei spürbar, es ist bereits sein zweiter Film über ihn, kritische Momente sind rar.“

Neues Altpapier gibt es wieder am Mittwoch.