Die Bewirtschaftung von Launen
Ist das System der TV-Serien-Überproduktion einsturzgefährdet? Droht uns ein „diskursiver Erstickungstod“, wenn in Zeiten des Terrors andere wichtige Themen nicht „medial weiter bearbeitet werden“? Außerdem: ein enthusiasmierter Rückblick auf die Olympischen Spiele im Fernsehen; eine ARD-Reporterin, die ihre eigene Firma interviewt; die Geschichte des Dokumentarfilms in NRW seit 1946.

Die Formulierung der, sagen wir mal: Woche stammt aus einem im Schweiz-Teil der aktuellen Zeit erschienenen Beitrag des Ex-Watson-Chefredakteurs Hansi Voigt zur Zukunft des Journalismusgeschäfts.

„Differenzierungs-Shitstorm“

lautet das Wort. Man könnte hier natürlich auch von einem „schönen ironischen Oxymoron“ sprechen, aber Voigt liefert in einem nach meinem Dafürhalten durchaus unironischen Ton auch ein Beispiel für einen Schweizer Fall, in dem ein „Differenzierungs-Shitstorm“ positive Wirkung zeitigte. Ein Beispiel für einen „Differenzierungs-Shitstorm“ in Deutschland wäre möglicherweise das, was die ARD zur „Nachbereitung“ eines Beitrags eines Israel-Korrespondenten gezwungen hat (siehe auch Altpapier).

Voigt thematisiert weit mehr als Schweiz-Spezifisches, wie eine Passage über den Tages-Anzeiger-Redakteur Constantin Seibt zeigt, den der Autor mit der Äußerung zitiert, dieser habe

„ein Problem damit, dass er gar nicht mehr genau wisse, was der Tages-Anzeiger sei, seit die News von 20 Minuten, der Inlandteil vom Bund, die Auslandsberichte von der Süddeutschen Zeitung und der Sport von der Sonntagszeitung kämen“.

Und dieses Problem haben manche Redakteure und Leser hiesiger Regionalzeitungen aus ähnlichen Gründen ja auch.

„Wacht auf, liebe Leser! Wenn ihr weiterhin guten Journalismus wollt, müsst ihr euch den etwas kosten lassen. Für die Schweizer Verleger lohnt sich das Geschäft nämlich schon heute kaum mehr“,

lauten im Übrigen Headline und Vorspann des Voigt-Artikels, und darum es geht es dann vor allem am Ende des Textes:

„Das Ende des großen Geschäfts bedeutet (…) noch lange nicht das Ende des Journalismus. Das zeigt auch ein Blick in die Musikindustrie (…) Es gibt weiterhin gute Musik und mehr Bands als je zuvor. Die Bands verdienen mit Liveauftritten, teuren Konzerteintritten oder T-Shirts. Die Musikverleger sind zu Dienstleistern ihrer Künstler geworden. Bei diesen liegt neu die kommerzielle Macht, und sie tun alles, um von ihrer Community geliebt zu werden. Das Modell würde auch für die herausragenden Journalistenstimmen funktionieren – wie den erwähnten Constantin Seibt. Er könnte seine Arbeit heute selber finanzieren. Mit den neuen Online-Bezahldiensten von Apple oder Twint hat jeder Leser digitales Kleingeld auf dem Handy, das er mit einem Klick verteilen kann.“

Mal abgesehen davon, dass Songs und Artikel einfach nicht vergleichbar sind, liegt dieser Darstellung eine sehr geschönte Wahrnehmung der aktuellen Situation von Musikern zugrunde. Dass „herausragende Journalistenstimmen“ als verlagsunabhängige Einzelunternehmer Erfolg haben könnten, ist darüber hinaus ein Lied, das auch schon seit einigen Jahren gesungen wird, ohne dass es sich bisher in nennenswertem Ausmaß bewahrheitet hätte.

Hübsch dann allemal der Schlusssatz:

„Aber solange Edelfeder Seibt für ein Verlagshaus arbeitet, dessen CEO sechs Millionen pro Jahr verdient, lassen seine Fans die virtuellen Moneten lieber stecken.“

[+++] In der Kategorie Formulierung der Woche auf Platz zwei landet Torsten Körner dank der Begriffspaarschöpfung „diskursiver Erstickungstod“. Sie kommt vor in seinen „Reflexionen über den Terror, seine Wirkung und die Medien“ für die Medienkorrespondenz: Es geht in dem Artikel nicht nur um die oft (auch im Altpapier) ventilierten Fragen - Wie viel darf, soll und muss man schreiben und zeigen? Ab wann begibt man sich auf das Feld der „Täter-PR“? Wie geht man damit um, dass man nicht nicht berichten kann? -, Körner holt vielmehr weiter aus:

„Die Medien, insbesondere die politischen Sendungen des Fernsehens, die Talkshows und Magazine, sie versäumen ihren Auftrag, sofern sie sich den Eskalationstendenzen des Terrors anpassen und auf monothematisch schalten. Gerade in Zeiten des Terrors müssen andere wichtige Themen hochgehalten, medial weiter bearbeitet werden, sonst droht diskursiver Erstickungstod. Medien müssen stets den Imperativ der Simultanität im Auge behalten und auch das abbilden, was gerade nicht in der Schreckenszone passiert. Der Terrorist will alleine herrschen, Medien müssen teilen, müssen viele Geschichten ausbalancieren. Wer nur einer Geschichte folgt, erleidet ebenfalls ihre Gewalt, auch wenn er mit dem Leben davonkommt. Wer viele Geschichten behauptet und erzählt, ist freier.“

[+++] Damit wir im Flow bleiben: Auf dem dritten Platz in der o.g. Kategorie  landet der zuletzt in diesem Altpapier erwähnte Philosoph Eduard Kaeser, der sich in der NZZ mit dem „Permaregen der Informationen“ befasst, dem wir uns in der „postfaktischen Gesellschaft“ ausgesetzt sehen. Er zitiert den britischen Okönomen Will Davis, der „kürzlich mit Blick auf den Brexit schrieb“: 

„Wir haben nicht mehr stabile, ‚faktische‘ Darstellungsweisen der Welt, vielmehr noch nie da gewesene Sensoren und Monitoren dafür, was wo hochkocht, wer was fühlt, was die allgemeine Stimmung ist.“

Bei Twitter etwa, so nun wieder Kaeser, gehe es um „die Bewirtschaftung von Launen“: 

„Das ist die politische Verlockung des postfaktischen Zeitalters. Ihr kommt die Internetgesellschaft als ‚Nichtwissenwollengesellschaft‘ entgegen.“

[+++] Was im Zusammenhang mit der Zukunft des Journalismus oder der Verlage ja eher selten diskutiert wird: Inwieweit können Geflüchtete mittel- und langfristig zu Nutzern hiesiger Medien werden und inwieweit können Verlage damit möglicherweise das Abwandern anderer Zielgruppe zumindest teilweise kompensieren? Anregungen, diese Fragen zu vertiefen, bietet möglicherweise ein Beitrag Anett Selles für den Tagesspiegel, in dem es unter anderem um Awab geht, „die erste und einzige Zeitung, die Geflüchtete in Deutschland für Geflüchtete in Deutschland produzieren“. Diese erscheint seit Anfang des Jahres monatlich. Das alle drei Monate erscheinende Heimfocus gibt es dagegen bereits seit August 2010: 

„Während die ersten beiden Ausgaben auf Englisch und Deutsch vor allem Informationen für die Geflüchtete in der Würzburger Unterkunft enthielten, hat sich Heimfocus in den letzten Jahren verändert: Heute sind fast alle Artikel auf Deutsch und das Magazin zielt nicht mehr auf Geflüchtete, sondern auf Einheimische."

Über Awab berichtete neulich auch die SZ ausführlich.

In einem weiteren Tagesspiegel-Text blickt Joachim Huber enthusiasmiert auf die Olympia-Berichterstattung im Fernsehen zurück:

„Nur Olympia und Olympia-TV schaffen es, so übersehene Sportarten wie Bogenschießen (7,5 Millionen) oder Judo (6,92 Millionen) oder Pistolenschießen (6,43 Millionen) plötzlich populär zu machen. Der Zuschauer staunt, wofür Menschen Tag für Tag trainieren, er ahnt, mit welcher Einsamkeit die Leistung erkauft ist, er freut sich, wenn sich sein Mitfiebern im Medaillenspiegel abbildet. Olympia funktioniert nur, weil ARD und ZDF 100 Millionen Euro an TV-Rechten für die nächsten Spiele bezahlen wollen. Olympia funktioniert prächtig nur im Fernsehbild, die Zuschauer werden mit immer feinerer Kameratechnik in die Finessen, die Schwierigkeitsgrade, die Professionalität einer Disziplin eingeführt. Es ist das Fernsehen und nur das Bild-und-Ton-Medium, das Spannung, Staunen und Superlative garantiert.“

Das ist insofern bemerkenswert, als Huber vor drei Wochen noch anderer Meinung war („Rio muss ein Endpunkt im Mehr-ist-geil-Wettbewerb sein. Es existiert kein öffentlich-rechtlicher Olympia-Auftrag“), aber das ist jetzt gar nicht als Kritik gemeint, denn natürlich darf man seine Meinung ändern.

Begeisterung aus anderen Gründen äußert Wired:

„As of the tenth day of the Games, NBC said, Rio 2016 reached two billion live streaming minutes—already more than the combined total of all previous Games streamed since the network started a live-streaming option during the 2006 Winter Games.“

Wie die Zukunft der Sportberichterstattung aussehen könnte bzw. wie eine Website mit neuen Formen experimentiert - das Nieman Lab zeigt dies anhand eines Beispiels aus Mexiko:

„From Facebook-only verticals to Telegram bots to an in-house Snapchat imitator, Juanfutbol is trying to thread the needle between social distribution and site loyalty.“

[+++] Um zur Zukunft (und Gegenwart) des Fernsehens zu kommen. Gerade kursiert der Begriff „Peak TV“. Beziehungsweise, so Fabian Wolff (Spiegel Online):

„Gerade befinden wir uns im historischen Moment des Peak TV. Noch nie gab es so viel Fernsehserien - mehr als 400 nach Zählung der US-Kulturseite Vulture, die sich dem Phänomen in einem umfassenden Artikel angenommen hat. Fernsehserien sind das letzte Hurra des Traums der Monokultur, der gemeinsamen Referenzpunkte. Finanziell steht dieses Konstrukt auf äußerst tönernen Füßen: Ein Aktiensinkflug oder eine Handvoll richtig großer Flops, und das ganze System stürzt ein.

Und der Economist (Blendle-Link) schreibt:

„For now, what Netflix’s peers see is the sheer scale of its outlays on programming. Its model raises questions about the ability of smaller players to compete. John Landgraf, who runs FX, a network owned by Fox that makes some of the best shows on TV, worries that Netflix wants to achieve a level of dominance in television production similar to that enjoyed by Facebook in social networking or by Google in search. In his view, Netflix’s spending spree is leading the industry towards ‚Peak TV‘—the production of far more television than people have time to watch—and an industry consolidation in which Netflix could be dictating the terms. Similarly, pay-TV operators and cinemas around the world worry that Netflix will bankrupt them, offering a low-cost, commercial-free service with thousands of hours of content.“

Anlass des eben zitierten Spiegel-Online-Textes ist "The Get Down“, Baz Luhrmanns Serie zu den Anfängen des HipHop:

„So wie Francis Ford Coppola über ‚Apocalypse Now‘ sagte, dass sein Film selbst Vietnam sei, ist ‚The Get Down‘ so ein bisschen wie das New York des Sommers 1977, in dem die Serie spielt: überhitzt, ängstlich und in Flammen“,

meint SpOn-Autor Wolff. „The Get Down“ ist heute auch Thema des Hauptartikels auf der FAZ-Medienseite. Jan Wiele lobt viel, kritisiert aber auch einiges:

„So lobenswert die Idee ist, das Aufkommen des Hip-Hop ins Gefüge aus Gospel, Disco, Funk, Jazz und Rockmusik einzubetten, das hier die Figuren umgibt, ist der Sound track einfach hoffnungslos überfrachtet: Bald laufen Schnipsel historischer Songs, dann wieder komponieren die Protagonisten eigene, fiktive Stücke, die auf seltsame Weise ahistorisch wirken, weil sie Effekte verwenden, die es 1977 gar nicht gab. Überhaupt hat die ganze Ästhetik etwas traumhaft Vermischtes. Da treffen sich Musical und Oper mit Filmen wie ‚Pulp Fiction‘ und ‚Gangsta’s Paradise‘. Mal geht es, sehr kitschig, um die Förderung von Erlebnislyrik im Klassenzimmer der Armutsviertel, dann wieder gibt es drastische Morde, bei denen zu Showtanzeinlagen schwarzer Hipster das Blut auf die Diskokugel spritzt, und Leichen im Kofferraum von Cadillacs. Dann wieder fühlt man sich an große Tanzfilme wie ‚Fame‘ und ‚Footloose‘ erinnert, mit ihrem unerschütterlichen Glauben daran, dass gelebte Musik alles ist und Talent einen von ganz unten bis zu den Sternen tragen kann.“

Metalust & Subdiskurse Reloaded meint derweil:

„Die Serie ist so faszinierend, weil sie mehr Fragen stellt, als sie zu beantworten vermag.“

[+++] Vor dem Strich noch eine Leseempfehlung für eine historische Abhandlung: „Pott und Politik. Dokumentarfilm seit 1946“ ist ein auf der Website der Filmstiftung NRW erschienener Beitrag überschrieben, der natürlich auch einen Teil der Geschichte des WDR erzählt. Sven von Reden blickt unter anderem zurück auf die frühen 1960er Jahre:

„So wie das Ruhrgebiet den Dokumentarfilm in NRW thematisch geprägt und Kreative immer wieder ins Bundesland geholt hat, so war und ist der Einfluss des WDR als Auftraggeber und Magnet für Filmemacher im Bundesland entscheidend. Da der abendfüllende Dokumentarfilm auf der großen Leinwand eine Nischenexistenz führte und – mit Ausnahmen – immer noch führt, wurde der neue öffentlich-rechtliche Sender der Hauptauftraggeber und Finanzier für nicht fiktionale Filmprojekte. Wenngleich das Düsseldorfer Kultusministerium schon in den fünfziger Jahren eine erste aus Mitteln der Vergnügungssteuer finanzierte Filmförderung ermöglichte, so war diese doch noch wesentlich geringer. In den frühen sechziger Jahren löste sich der deutsche Fernsehdokumentarismus von der hiesigen Tradition und entwickelte journalistische Formate, die eher angloamerikanischen Vorbildern folgten. Außerdem wurden technische und ästhetische Innovationen aufgenommen, die zu der Zeit das internationale Dokumentarfilmschaffen revolutionierten.“


Altpapierkorb

+++ „Am 8. Dezember 2015 wird Marcus Arndt, freier Autor für das Blog Ruhrbarone, auf einer Pegida-Demo in Duisburg mit Steinen beworfen. ‚Pressehuren verfi… euch, sonst helfen wir nach‘, rufen die Werfer aus den Reihen der Demonstranten. Arndt sagt, während ihm die Polizei anfangs noch half, hieß es gegen Ende: ‚Sie als Pressevertreter provozieren die Rechten und müssen sich daher nicht wundern.‘ Arndt ist nicht der einzige Journalist, der solche Erfahrungen gemacht hat. Reporter ohne Grenzen zählte 2015 mindestens 39 gewalttätige Übergriffe auf Journalisten in Deutschland. Viele der Opfer kritisieren: Die Polizisten seien häufig überfordert oder griffen nicht ein.“ So beginnt ein taz-Beitrag Michelle Sensels, der rekapituliert, warum der DJV-Blog augenzeugen.info entstanden ist (der kürzlich die crazy Idee hatte, Rainer Wendt zu interviewen, den ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht mehr erwähnen wollte, aber gut, wenn mich meine Gewerkschaft quasi dazu zwingt …). 

+++ Über die Gewaltfantasien und Morddrohungen, denen sich die Antonio-Amadeu-Stiftung derzeit ausgesetzt sieht, berichtet der MDR-Hörfunk. „Wenn ein neuer Verschwörungs-Artikel im Internet kursiert, steigt die Zahl der Attacken“, zitiert Johanna Hemkentokrax eine Mitarbeiterin des Presseteams. „Mehrmals waren Rechtsextremisten auch schon vor Ort“ und hinterließen beispielsweise eine mit Kot beschmierte Eingangstür, berichtet die MDR-Autorin außerdem.

+++ Mittlerweile frei online bei faz.net: die in der vergangenen Woche hier ausführlichst gewürdigte Forderung nach einem Gesetz, das „Freiheit und Grundrechte gegen die Digitalisierer verteidigt“

+++ Veronica Ferres hatte Recht: „Als das Angebot für ‚Die Höhle der Löwen“ kam, war sie zunächst skeptisch, ob ich in einem Unterhaltungsformat gut aufgehoben bin“, sagt Carsten Maschmeyer, einer der beiden neuen Juroren in der Startup-Castingshow von Vox (deren dritten Staffel heute startet), im SZ-Interview mit David Denk. Warum Ferres Recht hatte, steht u.v.a. in einem Text von mir für die Stuttgarter Zeitung.

+++ Heute des weiteren im Fernsehen: die „37°“-Reportage „Plötzlich im Flutlicht. Vom Leben als Spielerfrau. „Seltsam ambivalent“; „etwas unseriös“; „das Porträt (tut) so, als tummele es sich im Kopf seiner Protagonistin: Wie bei ’37 Grad’ üblich, erzählt der Kommentar ständig, was sie denkt, fühlt und anstrebt“ - wenn schon Tilman P. Gangloff (in diesem Fall in der Stuttgarter Zeitung) sich derart missmutig äußert, bekommt man bereits eine Ahnung von der Qualität des Werks. In diesem Zusammenhang auch noch ein bisschen Eigenreklame: „Als Cathy Hummels im Rahmen einer Spendenaktion an der Kasse eines Supermarkts sitzt, stellt ihr eine Journalistin eine Frage, die auf den Beruf ihres Mannes Bezug nimmt: ‚Wie sehen Sie die Spiele?‘ Dazu möchte Cathy Hummels, die ‚raus will aus der Rolle des schönen Anhängsels‘, wie später im Film zu erfahren ist, aber nichts sagen. ‚Kann ich mal die Fragen sehen?‘, fragt sie die Pressevertreterin. Die hat offenbar kein Problem damit, ihr den Notiz­zettel auszuhändigen. ‚Das ist mir zu fußballmäßig‘, dekretiert die Geschäftsfrau“ (Zitat aus einer Rezension für die Medienkorrespondenz).

+++ Auf der FAZ-Medienseite schreibt Wladimir Kaminer über die Erfahrungen, die er bei den Dreharbeiten zu der Reihe „Kulturlandschaften“ gemacht hat, die am Montag (siehe Hamburger Abendblatt) bei 3sat startete: „Fast überall im Westen bin ich mit ungezwungener Unterhaltung gescheitert. Im Osten dagegen schnackten die Menschen ohne Halt und ohne Reue, als hätten sie nur auf mich gewartet.“

+++ Frechheit siegt nicht immer: Übermedien berichtet, die ARD habe die Zusammenarbeit mit einer Reporterin „ausgesetzt“, die für einen Beitrag im „Morgenmagazin“ ihre eigene Firma interview hat. Es geht um die Werbeagentur Gretchen, und die ARD-Mitarbeiterin „ist nicht nur eine der drei Gründerinnen der Agentur, sie ist laut Handelsregister auch weiterhin an der GmbH beteiligt“, wie Boris Rosenkranz schreibt.

+++ Es gibt nur ein’ Jack Bauer? Nein, zumindest einen türkischen gibt es auch noch, er ist der Protagonist der Serie "Kurtlar Vadisi“ („Tal der Wölfe“). Damit befasst sich Gökalp Babayigit heute im SZ-Feuilleton, weil die Macher versucht haben, sich den Titel der dritten Spielfilmauskopplung der Geheimdienst-Serie („Kurtlar Vadisi - Darbe“ bzw. „Tal der Wölfe - Putsch“) patentieren zu lassen. „Das Problem, das jetzt höchst misstrauisch macht: Das Datum der Anmeldung ist der 24. Mai - also knapp zwei Monate vor dem Putsch. Die Website kurtlarvadisidarbe.com wurde sogar schon am 18. Mai angemeldet“, schreibt Babayigit dazu.

+++ Außerdem schreibt die SZ heute (auf der Medienseite), beim neuen Pay-TV-Angebot Sky Arts habe man „das Gefühl, die Programme hätte jemand wie der Franzose Jack Lang zusammengestellt, dieser gut angezogene Weinkenner-Kulturminister aus den Neunzigern“. Immerhin bewies, wie Anne Philippi befindet, der neue Kulturkanal, bei der Auswahl für die Location der „Launch-Party“ in Berlin ein gewisses Auf-der-Höhe-der-Zeit-Sein. Die Sause fand nämlich statt in „der jetzt zu Ausstellungsräumen umfunktionierten“ St.-Agnes-Kirche („Ein Ort für die regelmäßigen Partys des fortschrittlichsten Magazins Berlins 032c, einmal im Monat kann man auf dem Kirchenboden auch Yoga machen, die Stunden sind immer ausgebucht“).

+++ „75 Mitarbeitende, die sich 57 Vollzeitstellen teilen“, sind vom Ende des Jugendfernsehsenders Joiz in der Schweiz betroffen, berichtet persoenlich.com. „Der deutsche Ableger des Jugendsenders wird hingegen weitergeführt. Für Joiz Germany liege das Angebot eines neuen Mehrheitsaktionärs vor, der den Sendebetrieb weiter führen wolle. Das deutsche Sendesignal soll neu auch in die Schweiz ausgestrahlt werden“, ergänzt die NZZ in einem Agenturbericht.

+++ Auf die Prinzessinnenreporterfragebogen-Frage „Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe - auf wen da oben würdest Du Dich freuen?“ antwortet Michael Wuliger, der frühere, neulich hier gerade erwähnte Feuilletonchef der Jüdischen Allgemeinen: „Josef W. Stalin, der als Redakteur der Prawda gnadenlos Texte - auch von Lenin - ohne Rücksprache mit den Autoren umschrieb und kürzte: ‚Genossen, das geht auch kürzer!‘”

+++ Und dass Anne Will „nicht geheiratet“ hat, betont das Medienmagazin „Zapp“.

Neues Altpapier gibt es wieder am Mittwoch.