Meldungen aus dem Wirtschaftsressort spielen in dieser Kolumne normalerweise keine dominierende Rolle, aber eine derart positive Nachricht wie die folgende ist zu verlockend, um sie auszublenden:
„Die robuste Konjunktur lässt die Staatskasse kräftig klingeln und beschert Deutschland den höchsten Überschuss seit der Wiedervereinigung. Unter dem Strich nahmen Bund, Länder, Gemeinden und Sozialkassen rund 19,4 Milliarden Euro mehr ein als sie ausgaben.“
Uns geht es also gut, das verheißt uns diese dpa/FAZ-Meldung. Supergut sollen wir uns aber nicht fühlen, dafür sorgt zum Beispiel Cerstin Gammelin (SZ), die Bezug nehmend auf das Statistische Bundesamts schreibt:
„Zugleich warnen die Beamten, zu glauben, dass sich dieser Trend ungebremst fortsetzt.“
Ich werde jedenfalls künftig bei all den Erzählungen vom aufgrund der Flüchtlingsbewegungen vermeintlich bevorstehenden Zusammenbruch der Bundesrepublik erst einmal die „kräftig klingelnde Staatskasse“ in meinem Kopf klingeln lassen. Wenig wahrscheinlich ist indes, dass dies die „nationalen Gefühlsmanager“ (um es in Abwandlung einer Georg-Seeßlen-Formulierung, siehe aktuelle Jungle World, zu sagen) tun werden bzw. die von Georg Diez in seiner SpOn-Kolumne am Wochenende benannten „vielen (...) Journalisten (und) Leitartikler“, die „mit ihren dauernden Grenz- und Mahn- und bürgerlichen Hetz-Plädoyers (...) Freiräume und Legitimation für Pogromstimmung wie in Clausnitz schaffen“.
Auch auf diese Schlechtmenschen bezieht sich Jagoda Marinic, die Leiterin des Interkulturellen Zentrums Heidelberg, in der taz:
„Diese Republik wird mir in ihrer Sprachgewalt, Brachialgewalt und Diskursgewalt von Tag zu Tag etwas fremder. Genauer betrachtet ist es aber gar nicht die Republik, nicht mein Alltag, der doch um so vieles reicher ist als das, was ich in der Diskussion über Deutschland erfahre. Es ist das Deutschland, das sich derzeit den meisten Platz in den Medien und dem öffentlichen Leben sichert, das mir zunehmend fremd wird.“
Ohne jetzt das ganz große Fass aufmachen zu wollen: Dass, wie der Blogger Peter Breuer findet, das beste journalistische Stück über Clausnitz kein Journalist geschrieben hat und der Artikel auch nur auf einer im sehr weiten Sinne journalistischen Plattform erstveröffentlicht wurde („Karlo Toblers Text wäre für jede große Tageszeitung ein Gewinn gewesen, aber erschienen ist er auf Mark Zuckerbergs bunter Freundeplattform“) - das deckt sich mit Marinics Medienkritik. Wobei zu ergänzen wäre, dass Karlo Tobler zwar kein Journalist ist, aber von Berufs wegen durchaus ein Mann des Wortes: Sein richtiger Name ist Robert Koall, und er ist Chefdramaturg am Staatsschauspiel Dresden.
In Sachen Clausnitz setzt sich Jörg Häntzschel (SZ-Feuilleton-Aufmacherseite) heute u.a. damit auseinander, welche Formulierungen für die Täter angebracht sind und welche nicht:
„Begriffe wie ‚Barbaren‘ distanzieren die Gewalttäter von den Leuten, die bald als AfD-Abgeordnete in die Parlamente einziehen, dabei gibt es zwischen den geistigen und tatsächlichen Brandstiftern größte Nähe (...) (Die) Gemengelage aus strategisch eingesetzter, bewusst verübter, ansatzweise koordinierter Gewalt über Monate hinweg wirft auch die Frage auf: Sind das noch ‚Anschläge‘ – oder sind bereits die Kriterien von Terrorismus erfüllt?
Dietmar Dath schreibt in der FAZ:
„Die Leute, die da brüllen und toben, so sagt eine beliebte Verharmlosung ihres Treibens, leben halt in einer Welt, in der sie keinen planbaren Lebenslauf mehr vor sich wissen – Familie, Schule, Beruf sind Gezeitenkräften ausgesetzt, die internationale Banker oder Bürokraten in Brüssel freisetzen und lenken. Wenn der Mob aber gerade nicht Banker und Bürokraten angreift, sondern Wehrlose, ist das keine Erklärung, sondern eine Ausrede. Der Rückfall ins Stammesverhalten soll daher kommen, dass Menschen ihr abstraktes modernes Leben nicht ertragen? (...) Man soll Menschen, die heute Stammesfehde spielen, nicht mal für halb so dumm halten, wie sie sich aufführen. Die Absicht ist einfach: Sie wollen möglichst später arbeits- und obdachlos werden als Fremde, am besten gar nicht, es soll die anderen treffen. Zu schwach für Solidarität, aber schlau genug, um sich gegen möglicherweise noch Schwächere zusammenzurotten. Soll man sich Stallwärme wünschen, wo die Ochsen gelernt haben, das Stroh anzuzünden?“
Mit welchem Tier der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich am besten zu vergleichen ist, ist eine knifflige Frage, zumal manche Antwort auf juristisch heikles Terrain führen könnte. Leicht sagen lässt sich zumindest, Claus Kleber habe Tillich am Montagabend im „Heute-Journal“ „entlarvt“ (meedia.de) bzw. „zerlegt“ (Huffington Post).
dbate.de hat mit einem Mann gesprochen, der eines der Videos aus Clausnitz verbreitet hat. Er heißt nicht Frank Stollberg, aber seinen richtigen Namen will er nicht nennen:
„(Ich) erhalte (...) sehr regelmäßig per Facebook-PM Androhungen von Gewalt und es gab auch bereits Fahndungsaufrufe im Internet. Mein Name steht auch auf Listen von rechter Gruppen. Da ich bereits seit ca. 13 Monaten aktiv im Netz und auf der Straße bin, habe ich entsprechende Erfahrungen, was nach solchen Veröffentlichungen passiert. Nach 13 Monaten voller Drohungen aus dem rechten Spektrum wird man etwas vorsichtiger. Ich erhalte regelmäßig Androhungen von Gewalt auf Facebook und muss mit meiner Anonymität auch meine Familie schützen.“
[+++] Die Beschreibung dieser nicht untypischen Bedrohungssituation bietet die Gelegenheit, zum ARD-Mittwochsfilm überzuleiten:
„Der Film zeigt auch, dass die Verrohung der politischen Debatte während der heutigen Flüchtlingskrise nicht präzedenzlos und kein alleiniges Phänomen von Internet-Obskuranten ist. Morddrohungen, wüste Beschimpfungen, anonymes Denunziantentum, selbst Brandanschläge gab es reichlich auch in der vordigitalen Ära Adenauer.“
Der Film heißt „Die Akte General“, und es geht dabei um Fritz Bauer, den langjährigen hessischen Generalstaatsanwalt, der u.v.a. Initiator des ersten Auschwitz-Prozesses war, der 1963 in Frankfurt begann. Die zitierte Passage aus der SZ bezieht sich u.a. auf die Morddrohungen, die Bauer von Nazi-Sympathisanten erhielt. Das kommt auch im Film vor. Joachim Käppner, der Autor der besagten Rezension aus der SZ, lobt:
„Es ist ein ruhiger, langsamer Film, der viel Wert legt auf Dialoge und Charaktere (...) Die Feinzeichnung erlaubt es (...), ein Gefühl dafür zu entwickeln, gegen welche Widerstände Fritz Bauer und seine Mitstreiter in der deutschen Justiz ankämpften: undurchsichtige Netzwerke, Verrat, Durchstechereien, Intrigen.“
Woran sich anschließen ließe mit Nikolaus von Festenberg (Tagesspiegel), der in dem Zusammenhang auch den Hauptdarsteller lobt:
„(Ulrich) Noethens Bauer arbeitet (...) trickreich dagegen. Moral allein, weiß er, führt nicht zum Ziel, sondern eisern durchgehaltene Professionalität.“
Ein pathetisches Generalplädoyer hat von Festenberg heute auch auf Lager:
„Die Geschichtsschreibung als filmische Überlieferung kann eindrücklicher sein als tausende Seiten beschriebenes Papier: Es ist die Sprache der Andeutung, der Verdichtung im Minenspiel, der direkte Zugang zur Seele der Historie in einer Großaufnahme.“
„Zweimal die nahezu selbe Geschichte ist einmal zu viel.“
Zumal, könnte man hinzufügen, in „Der Staat gegen Fritz Bauer“ ebenfalls ARD-Geld steckt. WDR und HR haben den Film mitfinanziert, während bei „Die Akte General“ SWR, SR und BR im Boot waren.
Um bei den Gemeinsamkeiten von „Der Staat gegen Fritz Bauer“ und „Die Akte General“ zu bleiben: In beiden Fällen wird suggeriert, Bauer sei homosexuell gewesen (siehe dazu auch mein Text in der Stuttgarter Zeitung). In „Die Akte General“ sieht man tendenziell lasziv zu Jazz tanzende junge Männer bei frauenfreien Abendgesellschaften in Bauers Wohnung, und für jene, die solche Anspielungen möglicherweise übersehen, lässt Regisseur Stephan Wagner später dann noch einen knackigen nackten Jüngling über den Flur in des Nazijägers Wohnung huschen.
Kritisch gehen darauf Dietrich Kuhlbrodt (konkret) sowie Fritz Wolf in einer ansonsten wohlwollenden epd-medien-Rezension ein. Letzterer meint:
„Interessant (...) ist, dass die Homosexualität Bauers in beiden Filmen als Faktum gesetzt wird - obwohl es keines ist. Natürlich wäre es auch nicht ehrenrührig und würde keinen Deut an Bauers Bedeutung ändern. Es gibt aber für Historiker keine weiteren Hinweise, nur eine Aktennotiz der dänischen Polizei aus der Exilzeit.“
Fachberater von „Die Akte General“ ist der SZ-Redakteur Ronen Steinke, Autor einer 2013 erschienenen Bauer-Biographie. 2014, nachdem Kritik laut geworden war an seinen Spekulationen in Sachen Bauer und Homosexualität, schrieb Steinke:
„Fritz Bauers Lebensumstände lassen die Vermutung - nicht mehr als das - als möglich erscheinen, dass es eine homosexuelle Grundorientierung gab, die seinerzeit nicht gelebt werden konnte, wollte er seine politische Existenz nicht aufs Spiel setzen.“
Besonders valide klingt das nicht. Die Passage ist zitiert in einem Beitrag des aktuellen Forschungsjournals Soziale Bewegungen, verfasst vom Brandenburger Generalstaatsanwalt Erardo C. Rautenberg.
„Wer die Persönlichkeit und die Lebensleistung des Fritz Bauer etwas umfassender erfahren möchte, kann am späten Abend im SWR-Fernsehen mit kritischer Distanz die Wiederholung des durchaus nicht unproblematischen Dokumentarfilms ‚Tod auf Raten‘ von Ilona Ziok schauen (...)“
lautet indes eine ambivalente Empfehlung des FAZ-Kritikers Hieber. Fritz Wolf wiederum lobt ausdrücklich Zioks aus dem Jahr 2010 stammenden Dokumentarfilm über Bauer, der zwar schon in England, Spanien, Polen und Russland lief, im deutschen Fernsehen aber bisher nur bei 3sat und Phoenix und nun immerhin ins Dritte Programm aufsteigt. Wer Umfassenderes erfahren möchte, nicht zuletzt über die Rezeption der Filme über Bauer, ist möglicherweise auch gut bedient mit der bereits erwähnten Ausgabe des Forschungsjournals, das einen rund 270 Seiten (!) starken Schwerpunkt zu Bauer enthält (Editorial als PDF hier).
[+++] In direkter Konkurrenz zur Fritz-Bauer-Würdigung läuft heute bei 3sat der zweiteilige Dokumentarfilm „Unser Deutschland – Zwei Syrer auf Winterreise“. Erwähnenswert ist das u.a., weil Dokumentarfilme sonst nicht um 20.15 Uhr laufen - und weil er, findet jedenfalls der heute schon zitierte Fritz Wolf (wolfsiehtfern.de), „das Beste (ist), was man derzeit im Fernsehen sehen kann als Gegenbild zu den völkischen Schreihälsen von Clausnitz“. Er schreibt des weiteren:
„‚Unser Deutschland‘ ist ein wunderbarer Film, der auch von seinen Protagonisten lebt, zurückhaltenden, freundlichen, klugen Männern. Fadi vor allem ist charmant, lächelt viel und verbirgt nie, wenn hinter dem Lächeln die Trauer aufsteigt (...) Fadi notiert seine Verwunderung über den alten Mann, mit dem er im Zug gesprochen hat, dass dieser, obwohl im 2. Weltkrieg Flakhelfer, nun doch wieder einen Bodenkrieg in Syrien für notwendig hält (...) In Buchenwald muss Fadi ein wenig mit sich allein sein, weil ihn die Gefühle übermannen und dann sagt er, auch in Syrien, wenn der Krieg vorbei ist, würden alle sagen, sie hätten nichts gewusst. Der Film ist voll mit solchen Geschichten, Querbezügen, Erinnerungen, Hoffnungen und Ängsten.“
Die Stuttgarter Zeitung lobt den Film ebenfalls, und Viola Schenz (SZ) ist auch angetan aber nicht nur. „Zwei Bilderbuchflüchtlinge“ seien hier zu sehen, die
„seit Sommer 2015 in Deutschland (leben), (...) beide sind intelligent, gebildet und sprechen fließend Englisch (....) Vielleicht wären zwei weniger privilegierte, vor allem weniger abgeklärte Kandidaten passender für eine solche Reise gewesen.“
Fragt sich unter anderem, wie man einen 90-minütigen Dokumentarfilm, der mehrere Monate Vorbereitungen und Arbeit erfordert, mit Flüchtlingen aus Syrien hätte drehen können, die nach dem Sommer 2015 in Deutschland ankamen.
Um beim Thema Syrien zu bleiben: Was den Aspekt Syrien und die Medien angeht, könnte aufschlussreich sein, was der Boston Globe in der vergangenen Woche geschrieben hat. Die Überschrift des Kommentars lautet: „The media are misleading the public on Syria.“ Inwiefern?
„Americans are being told that the virtuous course in Syria is to fight the Assad regime and its Russian and Iranian partners. We are supposed to hope that a righteous coalition of Americans, Turks, Saudis, Kurds, and the ‚moderate opposition‘ will win. This is convoluted nonsense, but Americans cannot be blamed for believing it. We have almost no real information about the combatants, their goals, or their tactics. Much blame for this lies with our media. Washington-based reporters tell us that one potent force in Syria, al-Nusra, is made up of ‚rebels‘ or ‚moderates‘, not that it is the local al-Qaeda franchise.“
Klingt zumindest nicht unplausibel, sofern ich das angesichts meiner ausbaufähigen Syrien-Expertise beurteilen kann. Den Boston Globe erwähne ich hier nicht zuletzt deshalb, weil wir in den kommenden Tagen noch viel über die Zeitung reden werden, zumindest über den Boston Globe der frühen Nuller Jahre. Schließlich sind die damaligen Mitarbeiter des Boston-Globe-Investigativressorts „Spotlight“ die Vorbilder für den gleichnamigen Kinofilm, der morgen in den deutschen Kinos startet und sechsmal für die am kommenden Wochenende zu vergebenden Oscars nominiert ist.
Es geht in Tom McCarthys Film um Recherchen aus den Jahren 2001/02, betreffend den systemischen Missbrauch von Kindern durch die katholische Kirche in Boston. Der Filme greife die „letzte der großen Leistungen der amerikanischen Printpresse“ auf, schreibt Verena Lueken heute im FAZ-Feuilleton.
Die nach meinen Dafürhalten bisher luzideste Kritik im deutschsprachigen Raum hat bisher Alexis Waltz für die März/April-Ausgabe von Spex verfasst:
„McCarthy erzählt (...) die Geschichte der Journalisten, die den Missbrauch aufdecken. Die Pointe liegt darin, dass es letztlich nicht um das Verbrechen selbst geht und auch nicht um einen einzelnen Journalisten. Vielmehr werden minutiös die redaktionellen Bedingungen rekonstruiert, die die umfassenden, sich über Monate hinziehende Nachforschungen möglich gemacht haben. Nur durch zwei redaktionsintern umstrittene Entscheidungen erreichte die Recherche ihre enorme Tiefe und die daraus resultierende Brisanz.“
Wann ist es sinnvoll, eine umfangreich recherchierte, potenziell aufmerksamskeitsträchtige Geschichte zurückzuhalten, um sie noch besser zu machen? Sollte man wirklich Personen angreifen, wenn man, auch wenn die Arbeit dann länger dauert, Strukturen angreifen kann? Wie antizipiert man die Reaktionen der Angegriffenen? Das sind die Fragen, um die es in „Spotlight“ geht, und man muss den Film keineswegs als „ein Requiem auf einen Journalismus“ sehen, „der sich noch monatelange Recherchen leisten konnte“ (Berner Zeitung). Man kann sich von den Fragen, die der Film aufwirft, auch inspirieren lassen, und in der Hinsicht ist „Spotlight“ wesentlich instruktiver als all die aktuellen Debatten, in denen Schlagworte wie „Glaubwürdigkeitsverlust“ und „Vertrauenskrise“ vorkommen.
Altpapierkorb
+++ Aus der gerade erwähnten Spex-Ausgabe ohne weitere Vorrede ein medienkritisches Zitat aus Robert Misiks Kolumne: „Wir leben in einer Welt, die tägliche Gratwanderungen verlangt. Die allermeisten links- und rechtsliberalen Islamkritiker, die vorgeben oder beabsichtigen, Anmaßungen einer hergebrachten Religiosität zu bekämpfen, schaffen diese Gratwanderung nicht und tappen in die Falle der Stimmungsmache, der Verbreitung von Stereotypen, der hysterischen Angstmacherei.“
+++ Karl-Otto Saur hat für die Medienkorrespondenz „Der Herausgeber“ gelesen, das Buch von Rudolf Augsteins langjähriger Büroleiterin Irma Nelles (siehe auch SZ neulich): „(Sie) verschweigt (...) nicht Augsteins Neigung zu Apathie und Depression. Sie erwähnt auch seine manische Arbeitswut. Es war eine Arbeitswut, die häufig chaotische Ausmaße annahm. Augstein diktierte seine Artikel gerne satz- oder absatzweise. Aus dem Sammelsurium der Gedanken und Formulierungen musste Irma Nelles dann die Textbausteine zu einem zusammenhängenden Fluss gestalten. Auch aus dieser Arbeit wusste Rudolf Augstein, was er an ihr hatte. Er nannte sie einmal ‚die Übersetzerin‘ seiner Gedanken.“ Ohne Nelles‘ Qualitäten als „Übersetzerin“ in Frage stellen zu wollen: Jetzt versteht man besser, warum Augsteins Spätphasentexte oft ziemlich wirr wirkten.
+++ „Gibt es ein Recht auf Rassismus? Ein Leipziger Professor lotet auf Twitter die Grenzen aus“, lautet der Vorspann eines Textes aus dem letztwöchigen Freitag, der nun frei online steht.
+++ Als u.a mit dem NDR Fernsehen TV-sozialisierter Mensch kann ich mich noch gut erinnern an den Vorspann der Reihe „Das Gruselkabinett“: „Mumien! Monstren! Mutationen!“ versprach man uns dort, und daran musste ich gestern denken bei einem Übermedien-Artikel Stefan Niggemeiers über eine Journalistenpreisverleihung im rechtsradikalen Milieu.
+++ Über die große Bereitschaft amerikanischer und englischer Medien, sich auf „Googles Antwort auf Instant Articles“ einzulassen, berichtet Digiday.
+++ Netflix is watching you! Bzw.: „Netflix knows exactly how long you’ll look for something to watch before giving up“ (Quartz).
+++ "WDR kills the Radio DJ! Stoppt die Funkhaus-Europa-Reform!" Über den Protest in dieser Angelegenheit berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger. Zur Petition geht es hier.
+++ Noch ne Petition, und zwar für „Tariftreue und faire Bezahlung für Filmschaffende und Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes“. Sie richtet sich unter anderem an die Intendanten von ARD und ZDF.
+++ Wie viel verdienen die Direktoren von Radio Bremen? Die Medienkorrespondenz kennt alle Details.
+++ Das Dokumentarfilm-Angebot beschränkt sich heute nicht auf den oben erwähnten 3sat-Zweiteiler „Unser Deutschland – Zwei Syrer auf Winterreise“. Später am Abend bietet sich noch der spielszenenlastige Dokumentarfilm „Wie Hollywood Ceaucescu stürzte“: „(Die Regisseurin) Ilinca Calugareanu erzählt die Geschichte einer Untergrund-Bewegung: Ab Mitte der 80er Jahre kamen in Rumänien in Privatwohnungen abends und nachts Nachbarn und Freunde zusammen, um sich in größeren Gruppen Videos von US-Spielfilmen anzuschauen“ (Disclosure: Das Zitat ist von mir, aus einer MK-Rezension). Der englische Titel des Films lautet im Übrigen „Chuck Norris vs. Communism.“
+++ Vor Gericht steht in Rostock ein früherer Radiomoderator, der einst das „Zugpferd der Ostseewelle“ war und sich nun verantworten muss, weil er Geld, das sein Sender eigentlich den "Hörern bei Gewinnspielen zugute kommen lassen wollte, in die eigene Tasche gewirtschaftet haben“ soll. Um insgesamt 61.000 Euro geht es. Die Schweriner Volkszeitung berichtet.
+++ Und wer sich immer schon darüber gewundert hat, was für „Experten“ Journalisten manchmal auftreiben: oe24.at erwähnt in einem Artikel über den IS einen „anerkannten Zombie-Experten“. Aufgefallen ist das mimikama.at.
Neues Altpapier gibt es am Donnerstag.