Ranziger Camembert

Ein Stern-Interview mit Sigmar Gabriel „hat etwas Obszönes“. Eines von Gerhard Schröders Vorbildern war der Held der US-Serie „Perry Mason“. Eine Hörspielminute kostet zwei Prozent einer „Tatort“-Minute. Pegida-Fans wiederum gucken keinen „Tatort“. Außerdem: Heute ist Böhmermann-und-Bommes-Tag.

Die Imagination von Redeverboten ist in der Publizistik ein beliebtes Motiv, und möglicherweise hat Sigmar Gabriel das eine oder andere Textchen der Damen und Herren aus dem konservativem Milieu gelesen, die mit dieser Imagination quasi ihren Lebensunterhalt verdienen. Den Eindruck kann man haben, wenn man Gabriels Interview mit dem Stern liest - und speziell die schon vielfach aufgegriffene Äußerung „Es gibt ein demokratisches Recht darauf, rechts zu sein oder deutschnational. Sogar ein Recht, Dummheiten zu verbreiten (...)“ Christian Geyer kommentiert dies in der FAZ folgendermaßen:

„Dass Gabriel jetzt (...) so tut, als habe Pegida Redeverbot, und dass er sich selbst zum Schutzherrn der angeblich entrechteten Deutschnationalen und Systemverächter aufwirft (...), das hat etwas Obszönes. Nicht nur, weil der SPD-Chef die gemeingefährliche hetzerische Essenz vieler Dresdner Parolen mal eben als ‚Dummheit‘ verharmlost; sondern auch, weil er so tut, als laufe die legitime Kritik an Pegida auf ein Vorenthalten von Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht hinaus.“

Nüchtern betrachtet, besteht Gabriels intellektuelle Leistung darin, das letztlich dem Genossen Sarrazin zu verdankende „Man wird ja wohl noch sagen dürfen ...“ transformiert zu haben in „Die werden ja wohl noch sagen dürfen ...“ Unangenehm findet es Geyer, dass Gabriel mit einem „Systemvorbehalt gegen ‚die Politik‘ spielt“:

„Welch unverhohlene Anbiederung, wenn Gabriel Politik als Eliteprojekt verunglimpft und sich selbst als Anwalt des Volkes gibt, welcher in legerer Kleidung mutig dahin gehe, wo es ‚riecht, gelegentlich auch stinkt‘, um sodann mit dem Insiderwissen von unten seine Kollegen im Hohen Haus durch die Blume darüber aufzuklären, wie sie, die Parlamentarier ‚in Anzug und Krawatte‘, von ‚den Menschen‘ wahrgenommen würden: als Angehörige ‚dieser abgehobenen Politikerklasse, mit denen man nicht normal reden kann. Von der Sorte Politiker haben die Leute die Nase voll‘“.

Am Ende findet Geyer noch einen lustigen Dreh, indem er die Frage in den Raum stellt, ob die Resozialisierung Gabriels in den Politikbetrieb noch möglich sei.

Eine Analyse, die die nicht ungabrieleske Auffassung widerlegt, Pegida-Anhänger seien „harmlose, von Sorgen geplagte Normalbürger“ präsentieren drei Autoren von Zeit Online. Betrachtet haben sie das Like-Verhalten von Pegida-Anhängern bei Facebook:

„Seiten, auf die Pegida-Fans viele Likes (mehr als 1.000) verteilen, sind beispielsweise: NPD; German Defense League (eine islamfeindliche Organisation); KenFM (Seite des Verschwörungstheoretikers Ken Jebsen); (...) Geil, geiler, tätowiert; Midgard Nachrichten die unsere Regierung verschweigt (...) Einziger Ausreißer in dieser Sammlung ist die Fanpage des Komikers Bülent Ceylan. In den Likes der Pegida-Fans finden sich hingegen kaum Seiten von Personen, Organisationen oder zu Themen (...), die man in einer Stichprobe aus der Mitte der Gesellschaft auch erwarten könnte: Frauen, Linke, Grüne, Sozialdemokraten, klassische Medien. An Umweltfragen (...) hat dort offensichtlich ebenfalls niemand Interesse. Es gibt keine Harry-Potter-Liebhaber, keine ‚Tatort‘-Gucker, keine Fans von ‚Gute Zeiten, schlechte Zeiten‘, ‚Lindenstraße‘ oder ‚Voice of Germany.‘“

Hilfreich ist es an dieser Stelle gewiss zu beschreiben, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind: „Wir (haben) mithilfe der Macher der Website Pegida mag dich eine Stichprobe von 53.000 Pegida-Fans untersucht“ - und außerdem Daten „aus einem Projekt von Hannes Bajohr und Gregor Weichbrodt“ genutzt, „die mehr als 280.000 Pegida-Kommentare gesammelt haben“.

Einen Bogen von Pegida zu den Morddrohungen gegen Journalisten, die in fiktiven Todesanzeigen aus dem neonationalsozialistischen Milieu zum Ausdruck kommen (siehe u.a. Altpapier von Donnerstag) schlägt Christian Bommarius in der Berliner Zeitung:

„Selbstverständlich muss nicht jeder, der montags in Dresden an der Elbe im Kollektiv ‚Lügenpresse‘ bölkt, an anderen Tagen im Ruhrgebiet fiktive Todesanzeigen für Journalisten versenden. Der Unterschied von Wort und Tat – und eine gelogene Todesanzeige ist selbstverständlich eine Straftat – lässt sich nicht bestreiten. Doch ist er kleiner, als man denkt.

Auch die taz - einer der Betroffenen, der gestern an dieser Stelle erwähnte Felix Huesmann, hat für die Zeitung „über den Duisburger Pegidaableger berichtet“ - und die FAZ - „Es ist gut, dass der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) diesen digitalen braunen Terror (...) als das brandmarkt, was er zweifellos ist: ein Angriff auf die Pressefreiheit“ - befassen sich auf ihren Medienseiten mit den Todesdrohungen. Und besonders ausführlich tut es Die Welt im Politikressort:

„Der bedrohte Journalist Sebastian Weiermann war am vergangenen Montag in Duisburg und berichtete wieder einmal, obwohl er am selben Tag die Todesanzeigen gesehen hatte. ‚Akustisch dominieren Nazis bei Pegida NRW‘, meldete Weiermann bei Twitter.

[+++] Weiterhin ein Thema ist der Umgang von Journalisten mit dem aktuellen Verbrennungsvideo der Aufmerksamkeitsökonomiefachleute vom Islamischen Staat (siehe Altpapier). Die Entscheidung des Sender Fox News, das Video seiner Zielgruppe nicht vorzuenthalten, kommentiert Silke Mertins für die taz:

„Als westlicher TV-Sender ein solches Video bereitzustellen, ist ein Zivilisationsbruch (...) Nicht nur die Realität, auch die Bilder im Netz sind außer Kontrolle geraten. Die Veröffentlichung des Verbrennungsvideos zeigt einmal mehr, dass die größte Gefahr im Krieg gegen den Terror nicht der Terror selbst ist. Vielmehr drohen wir das zu verlieren, was wir zu verteidigen versuchen: Menschlichkeit und Menschenwürde.“ 

Patrick Bahners äußert sich auf der FAZ-Medienseite differenzierter:

„Man mache sich nichts vor: Dass die Konkurrenten von Fox News den Film nicht auf ihre Seiten stellen, ist keine Entscheidung einer unpolitischen journalistischen Ethik. Eine CNN-Moderatorin erklärte den Zuschauern, sie bekämen den Film nicht zu sehen, weil das nicht im Interesse der Vereinigten Staaten liege. Das sieht man bei Fox News anders. Kühl verglich (Fox-Moderator) Shepard Smith den technischen Standard des IS-Films mit den Propagandaprodukten des Pentagons (...) Man glaubt, dass alle Amerikaner ein Interesse daran haben, die grausamen Waffen des Feindes mit eigenen Augen zu sehen.“

####LINKS####[+++] Vergleichsweise klein kommen einem da die aktuellen medienpolitischen Debatten aus dem Bundesland Bayern vor. Ist der Bayerische Rundfunk mit den Begriffen „Staatsfernsehen“ bzw. „Schwarzfunk“ ganz gut beschrieben oder eher nicht? So könnte man verkürzt fragen. Eher ja, würde wohl das Publikum antworten, jedenfalls wenn man die BR-interne, vom Rundfunkrat des Senders in Auftrag gegebene Untersuchung „Publikumsgespräche Nachrichten und Info-Magazine“ als Maßstab nimmt, auf die der Münchener Merkur Zugriff hatte. Aus der „jüngst im Hörfunkausschuss“ des Rundfunkrates präsentierten Studie gehe únter anderem hervor, dass die Selbsteinschätzung des Senders als politischen ausgewogen auf das Publikum „lächerlich“ wirke. Konkret: „Das Bayerische Fernsehen wird verbreitet, der Hörfunk vereinzelt als ,schwarzgefärbt‘ wahrgenommen.“ 

Das Gremium, das die erwähnte Studie in Auftrag gab, tagte am Donnerstag, es ging um Markus Söders Auftritt in der Serie „Dahoam is Dahaom“ (siehe Altpapier) und die Intervention des Intendanten Ulrich Wilhelm. Claudia Tieschky berichtet für die SZ:

„In 18 Wortmeldungen führten die Räte eine sachliche wie heftige Diskussion. Das Spektrum reichte von der Meinung, die Kritik werde unnötig aufgebauscht und sogar positiver Resonanz auf den Politikerauftritt (‚das wollen die Leute sehen, das ist spannend‘) bis hin zu der Einschätzung, der Sender habe sich ‚blamiert bis auf die Knochen‘ und das Parteiprogramm der CSU gesendet. Die Entscheidung, weitere Politikerauftritte zu streichen und das Konzept der Redaktion nicht fortzusetzen, musste Wilhelm am Ende fast verteidigen.“

Michael Hanfeld (FAZ) geht ebenfalls auf die „turbulente“ Sitzung des Kontrollgremiums ein, aber auch auf Kritik Horst Seehofers an Wilhelm. Die Position des Landesvaters gibt Hanfeld so wieder:

„Wer erkläre, Politiker hätten in Unterhaltungssendungen nichts verloren, der diskreditiere sie (...) Gerade Wilhelm als ehemaliger Regierungssprecher müsse wissen, dass Politiker ‚ernst zu nehmen und zu respektieren‘ seien - und nicht als ‚Outlaws‘ behandelt werden dürften.“

Und was sagt Wilhelm?

„Als Ausschlussklausel wollte (er) seine Äußerung (...) gar nicht verstanden wissen, wie er vor dem Rundfunkrat (...) sagte (...) ‚Ich habe nicht entschieden, Politiker hätten generell in Unterhaltungssendungen nichts verloren.‘ Es gehe um die Verknüpfung von Drehbuchtexten mit politischen Inhalten. ‚Das tut am Ende dem Bayerischen Rundfunk nicht gut, das tut der Serie nicht gut.‘

[+++] Einer dieser Altpapier-typischen Schnitte ist mal wieder angebracht. Das bedeutet: Wir müssen jetzt kurz über Befindlichkeiten reden: Harald Martenstein beschwert sich im Zeit-Magazin darüber, dass Stefan Niggemeier, dieser „Unhold“, immer wieder seine, Martensteins, Fehler aufgreife, obwohl ihm doch superselten welche unterliefen. Abgesehen davon, dass es bei Martenstein stets Gravierenderes zu kritisieren gibt als falsche Fakten: Freunden von Metaphern aus dem Bereich des Auto- und Luftfahrtverkehrs (siehe auch diesen Twitter-Wortwechsel) sowie der Welt des Käses („Ich – der reife, helle Mann, ein leckerer Camembert auf Beinen“) sei sein auch bei tagesspiegel.de zu findender Text empfohlen. Letztere Vorlage zu ignorieren, fällt nicht leicht: Wenn Martenstein ein Camembert ist, dann kein reifer, sondern ein ranziger.

Eine noch einen Tick peripherere Episode aus der Welt der Befindlichkeiten gefällig? Sie trug sich zu im westfälischen Marl, während der Sitzungswoche der Grimme-Preis-Jurys. In der Hauptrolle: Jochen Hieber, eine der ganz großen alten Diven des Frankfurter Allgemeinen Feuilletonismus, trat aus der Jury Fiktion „unmittelbar vor der Schlussabstimmung zurück“, wie das Grimme-Institut meldet:

„‚Die Jury bedauert das Ausscheiden von Herrn Hieber, der trotz mehrfacher Bitten bei seinem Entschluss blieb, die Jury zu verlassen‘, sagte die Jury-Vorsitzende Prof. Anna Kurek (...) ‚Grund für den Rückzug waren unterschiedliche Vorstellungen über den Zeitpunkt der Schlussabstimmung (...) Der Vorschlag von Herrn Hieber, die Schlussabstimmung zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen, fand keine Mehrheit in der elfköpfigen Jury.‘“

Positiv anzumerken ließe sich vielleicht noch, dass Hieber, der einst Marcel Reich-Ranicki „als Kanzleisekretär diente“ (Willi Winkler, siehe Altpapier), aufs nonverbale Argumentieren, das er nach eigener Darstellung auch nicht übel beherrscht, verzichtete.

[+++] Die Stichworte Marl und Grimme führen uns zurück aufs Debattenterrain. Der Hörspielkritiker Jochen Meißner, der am Dienstag dort im Rahmen der Verleihung des Bert-Donnepp-Preises mit einer undotiertem Ehrung bedacht wurde, warf, wie in seinem Blog dokumentiert ist, den Anwesenden dort aufs Unterhaltsamste einiges an den Kopf. Zum Beispiel den

„Feuilletonredakteuren, denen beim Thema Hörspiel nur ‚Kino im Kopf‘ einfällt, was ein sicheres Indiz dafür ist, dass sie vom Medium so gar keine Ahnung haben. Sie, das sind die Medienredakteure, die – wie es Hans Hoff so eindrücklich beschrieben hat – unter ‚Beitrags-Tourette‘ leiden und keine dreißig Zeilen schreiben können, ohne auf die Alimentierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hinzuweisen und schnapp-atmend die Wörter ‚Zwangsgebühr‘, ‚acht Milliarden‘ oder ‚Herres‘ ausstoßen müssen. Jene Redakteure also, die, wenn sie von ihrer eigenen Dschungelcamp-Berichterstattung gelangweilt sind, einmal im Jahr ein Hörspielthema ins Blatt heben – und dann bebildern sie es mit einem Radioempfänger aus den 50er Jahren.“

Interessant auch:

„Als NDR-Intendant Lutz Marmor vor einiger Zeit die Minutenpreise für den Fernseh-Tatort veröffentlichte, rieb man sich als Radiohörer nur erstaunt die Augen. Eine Minute ‚Tatort‘ kostet soviel wie eine Stunde Hörspiel und eine Hörspielstunde sind sowieso nur 54:30. Konservativ gerechnet haben wir es also mit dem Faktor 50 zu tun oder anders gesagt: eine Hörspielminute kostet zwei Prozent einer ‚Tatort‘-Minute. Eher weniger.“

Da wir im Altpapier uns Ignoranz in Sachen Hörspiel natürlich nicht nachsagen lassen wollen, sei verwiesen auf einer Kritik in der aktuellen Medienkorrespondenz:

„Im Medium Hörfunk ist es durchaus möglich, eine lustige und anspruchsvolle Hörspiel-Miniserie zu produzieren. Das stellt jetzt der Bayerische Rundfunk (...) unter Beweis. Die Redaktion ‚Hörspiel und Medienkunst‘ hat den Roman ‚Der ewige Spießer‘ von Ödön von Horváth (1901 bis 1938) als vierteilige, kurzweilige Radioadaption mit 21 Sprechern umgesetzt.“

Der letzte Teil läuft am kommenden Sonntag.


Altpapierkorb

+++ Ein „Zapp“-Bericht über das - vermeintlich - zu negative Islam-Bild in denMedien hat NDR-intern eine Debatte ausgelöst. Das hausinterne Streitgespräch ist im Blog „Zappenduster“ dokumentiert.

+++ Anlässlich der Starts von „The Interview“ hat der Freitag ein Special „über die Bilder, die sich die Volksrepublik Nordkorea macht“, online gestellt. „Nun kann sich jeder im Kino selbst davon überzeugen, wie der Westen, in diesem Fall: ein in seiner Infantilität elaboriertes Genrekino, sich Bilder von Nordkorea macht. Aber welche Bilder macht sich Nordkorea – vornehmlich von sich, weil die Welt in dem abgeschotteten Land keine große Rolle spielt? Dieser Artikel versammelt verschiedene Texte zur nordkoreanischen Bildproduktion, im Film und anderswo.“

+++ Aufschlussreiches aus der Geschichte des Spiegels in den späten 80er, frühen 90er Jahren erzählt Ex-Redakteurin Tina Stadelmayer im Watch-Salon: „Ab 1987 war ich dort die Frau fürs Soziale. Als ich gefragt worden war, ob ich zum Spiegel kommen wolle, hatte ich natürlich keine Sekunde gezögert. Dann kam der  Kulturschock. In der TAZ hatten die Redakteurinnen schon 1980 durch einen Streik die 50 Prozent Quote erkämpft und in der TAZ-Parlamentsredaktion arbeiteten mehr Frauen als Männer (...) Ganz anders beim Spiegel: Überall Männer und dazu eine straffe Hierarchie. Ich kann mich an Montagskonferenzen in Hamburg erinnern, bei denen nicht eine einzige Frau zu Wort kam. Während ich bei der Taz für Innenpolitik zuständig gewesen war, landeten jetzt auf meinem Schreibtisch alle Themen, mit denen die Kollegen nichts anfangen konnten: Frauen, Kinder, Homosexualität, Minderheiten ...“

+++ Darauf, was beim Deutschen Produzententag am Donnerstag zur Sprache kam, geht der Tagesspiegel ein: „(Es) ging ganz grundsätzlich um den Einsatz der Rundfunkgebühren. Nach Meinung der Produzenten bleibt (...) bereits ein großer Teil des Geldes, das die KEF den öffentlich-rechtlichen Sendern zugesteht, gänzlich ungenutzt. Insgesamt sind es 60 Millionen Euro pro Jahr, die bewilligt sind, aber nicht für das Programm ausgegeben werden‘, kritisierte Christoph Palmer, Geschäftsführer der Allianz Deutscher Produzenten (...) Dadurch würde kreatives Potenzial in der Fernsehlandschaft vernachlässigt.“

+++ Jan Böhmermann, der heute mit „Neo Magazin Royale“ erstmals im ZDF-Hauptprogramm zu sehen ist, gastiert heute in jener NDR-Talksendung, in der die Vielzweck-Nervensäge Alexander Bommes erstmals neben Bettina Tietjen zu sehen ist. PR-technisch ist das alles bestens durchdacht: Man kann nach der NDR-Sendung nachts noch bei Böhmermann im Zweiten reinschauen, aber man kann dessen Sendung statt dessen natürlich auch auf dem Second Screen parallel zum Talk verfolgen, weil sie am Donnerstag bereits lief (Nachkritiken siehe z. B. ksta.de und Tagesspiegel). Ein Bommes-Porträt steht im Hamburger Abendblatt.

+++ Eine Nachbetrachtung zum TV-Schwerpunkt anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz findet sich in der heute schon erwähnten Medienkorrespondenz (Offenlegung: Der Text ist von mir).

+++ Außerdem in der MK: ein Special mit einer Liste der „666 Sendungen, die ein Hesse gesehen haben muss“, inspiriert vom heimatösesten Dritten Programm unter der deutschen Sonne (vgl. Altpapier).

+++ Weil Maria Furtwängler ihr Mann 75 wird, hat das SZ-Magazin neun Seiten plus eine Spalte (Bilder inclusive) mit  einem Interview vollgemacht, das zum Beispiel meedia.de „fulminant“ findet. „Was darf der Vorstand nicht ohne Sie entscheiden?“ fragen Sven Michaelsen und Michael Ebert zum Beispiel. Marias Gatte dazu: „Nach wie vor gilt: Bestellt Chefredakteure nicht ohne mich. Ansonsten bin ich der freie Radikale, der durchs Unternehmen läuft und Fragen stellt, auf die man nicht kommt, wenn man im Hamsterrad sitzt. Echt putzig!

+++ Gibt‘s ja auch eher selten:  Grandmaster Heri aka Heribert Prantl schreibt auf der SZ-Medienseite, und zwar über die sechstteilige Serie „Schuld“, die in zwei Wochen im linearen Programm läuft, aber jetzt schon in der Mediathek (siehe auch Zeit Online). Prantl vertellt uns im Rahmen der Rezension, dass Gerhard Schröder neulich vertellte, ihn habe einst der Held der Serie „Perry Mason“ inspiriert.

+++ Heute im linearen Fernsehen: „5 Jahre Leben“, die Verfilmung des Falls Murat Kurnaz: „Der Fall war ein Politikum, was Stefan Schaller nur sehr am Rande streift (...) Die zweifelhafte Rolle, die die Bundesregierung mit dem damaligen Kanzleramts-Chef Frank-Walter Steinmeier spielte, bleibt in dieser Inszenierung gnädig ausgeklammert. Schaller konzentriert sich auf Kurnaz’ Gefangenschaft und vor allem auf die Verhöre. Damit ist ihm allerdings bei seinem Regiedebüt, einem Diplomfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg, ein beachtliches Kammerspiel gelungen.“ (Thomas Gehringer/Tagesspiegel).

+++ Und was der kicker kann, kann vielleicht nur der kicker.

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.