Kai Diekmanns Vorgänger hat einen neuen Job. Der Spiegel gibt schon wieder keine gute Figur ab, dieses Mal in der Debatte um seine aktuelle „Opfergalerie“. Weitere Kooperationen zwischen Verlagshäusern und den Öffentlich-Rechtlichen gehen über die Bühne. Außerdem: Ist „Ausgewogenheit“ bloß ein „Placebo-Begriff“? Ist Josef Joffe ein „Korinthenkacker“?
Vielleicht ist das ja kein Widerspruch: Harun Farocki war einerseits „einer der politisch einflussreichsten Filmemacher Deutschlands“ (Die Welt), andererseits „zu Unrecht unbekannt beim breiten Publikum“ (Berliner Zeitung), obwohl er doch als Autor an vielen „Erfolgsfilmen des Regisseurs Christian Petzold“ mitwirkte. Offenbar nimmt das „breite Publikum“ Abspänne „kaum zur Kenntnis“, wie Ingeborg Ruthe in ihrem BLZ-Text schreibt. Oder es interessiert sich allenfalls noch für den Regisseur, aber nicht für den oder die Drehbuchautoren - was natürlich auch damit zu tun hat, wie über Film und Fernsehen geschrieben wird.
Harun Farocki ist am Mittwoch gestorben - ein halbes Jahr nach seinem 70. Geburtstag, der für 3sat Anlass für ein Special mit acht ausgewählten Filmen gewesen war. Das Monopol-Magazin zitiert in seinem Nachruf aus einem Petzold-Interview von 2012, in dem es unter anderem um die Zusammenarbeit mit seinem Co-Autor geht:
„Alle unsere Geschichten sind im Dialog entstanden.“
Das gilt auch für den Film „Yella“, den Swantje Karich in ihrem Nachruf für die FAZ hervorhebt:
„An diesem Film sehen wir (Farockis) Vermächtnis: Die Überschreitung von Grenzen der verordneten Blickrichtung, die oft Voyeursperspektiven der Macht oder der Öffentlichkeit bevorzugt. Dagegen setzte er ein Arbeiten an gefundenen Bildern, das nicht ihren Naturzustand anstrebt, den es nie geben kann.“
Mehrmals, im bereits zitierten Nachruf Ralf Krämers für die Welt, in jenem Cristina Nords für die taz und außerdem in Die Presse (Wien), wird eine Passage aus dem Dokumentarfilm „Nicht löschbares Feuer“ erwähnt, der „im Juli 1969 zum ersten Mal im Fernsehen gezeigt wurde“ (Krämer), nämlich im Dritten Programm des WDR. Die Ausgangsfrage, die Farocki damals stellte, ist im Kern weiterhin aktuell, sie betraf die Grenzen der Darstellbarkeit von Kriegsgräueln und lautete im damaligen historisch konkreten Fall so:
„Wie können wir Ihnen Napalm im Einsatz und wie können wir Ihnen Napalmverletzungen zeigen? Wenn wir Ihnen ein Bild von Napalmverletzungen zeigen, werden Sie die Augen verschließen.“
So zitiert es Nord, die weiter schreibt:
„Je weniger Raum Kino und Fernsehen in den letzten Jahren für essayistische Filmarbeit ließen, umso häufiger wich er in den Kunstbetrieb aus. Bei Filmfestivals wie der Duisburger Filmwoche mit ihren ausgiebigen, intensiven Diskussionen war er zwar noch Stammgast (und immer für eine kleine Polemik zu haben), doch wurden seine Filme zuletzt oft in Galerien und Museen präsentiert.“
Gregor Dotzauer erinnert im Tagesspiegel daran, dass Farocki, dieser „Ethnograf der kapitalistischen Verhältnisse“, von 1972 bis 1984 (...) auch journalistisch tätig war:
„(Als) Redakteur und Autor der legendären Filmkritik (...) übte (er) sich mit seinen Kollegen in einer Art des offenen Schreibens, die bis in die Feuilletons einsickerte. Seinen Scharfsinn wusste er auf Fußball wie auf Kinder, Krimis und Frauen anzuwenden – und schlug auch da Brücken zwischen Ufern, die kein anderer sah.“
####LINKS#### [+++] Dass der frühere Bild-Chefredakteur Udo Röbel, also jener Ehrenmann, der vor Kai Diekmann das Boulevardblatt leitete, demnächst neue Visitenkarten bekommt, weil ihm der Madsack-Konzern die Chance gibt, als „Berater und Autor“ der Redaktions-Netzwerk Deutschland GmbH (RND) seinen fünften Frühling zu erleben - normalerweise stünde diese unter anderem von kress.de überbrachte Nachricht nicht so weit oben im Altpapier. Denn überraschend ist die Personalie ja nicht gerade. Zum einen ist Röbel schon eine Weile Madsack-Autor, zum anderen ist ein langjähriger Weggefährte Röbels „Entwicklungs-Chefredakteur“ und Geschäftsführer der Zentralredaktion RND: Uwe Dulias, ein „Vollprofi“, der einst mit Röbel bild.de „entwickelte“ und mit ihm auch das nicht sonderlich langlebige Klima-Magazin erfand.
Warum also steht der Name Röbel hier so weit oben? Weil er sich mit einem aktuellen Diskurs verknüpfen lässt. Röbel ist jener Journalist, der hier zu Lande die erste größere Debatte um sogenannte Opfergalerien ausgelöst hat - bzw. „Opfergalerien“, wie sie „zynisch heißen“, um es mit Ulrike Simon (Berliner Zeitung) zu sagen. Im Jahr 2000 hat die Bild-Zeitung unter ihm als Chefredakteur auf der ersten Seite die Bilder 28 deutscher Opfer eines Concorde-Absturzes veröffentlicht. Die presseethischen Aspekte hat damals beispielsweise der Tagesspiegel aufgegriffen, und es ist nicht ohne Ironie, dass diesen opfergalerienkritischen Artikel ein Journalist geschrieben hat, der heute Redakteur beim Spiegel ist, jenem Magazin also, das auf seinem dieswöchigen Cover auf 50 Bildern Opfer eines anderen Flugzeugunglücks präsentiert. Auf die presseethischen Aspekte dieser aktuellen Causa geht Simon in ihrem bereits erwähnten Artikel für die BLZ ein, der vorrangig allerdings ein Bye-Bye-Büchner-Text ist („Er könnte in die Geschichte eingehen. Und zwar als Spiegel-Chef mit der kürzesten Amtszeit“):
„Die Frage dieser Zeitung, ob der Spiegel vorab die Angehörigen um ihre Einwilligung für den Abdruck der Fotos gebeten hat, verneint die Chefredaktion und rechtfertigt sich: ‚Der Spiegel hat sich bei der Auswahl der Fotos aus öffentlich zugänglichen Quellen bedient.‘“
Die Dreistigkeit der Formulierung „öffentlich zugängliche Quellen“ ordnet der Bildblog ein, der den Spiegel ebenfalls gefragt hat.
Vor 14 Jahren, nach dem Concorde-Absturz, hat sich in Sachen Opferfotoveröffentlichung im Übrigen auch die Bild am Sonntag nicht lumpen lassen, und auf die Kritik daran hat Michael Spreng, der damals Chefredakteur dort war und heute ein gefragter Senfdazugeber ist, im bereits verlinkten TSP-Text gesagt, das sei doch eine „sehr deutsche Debatte". Dass eine entsprechende Äußerung in der aktuellen Debatte noch nicht aufgetaucht ist, kann man ja vielleicht als Fortschritt werten.
[+++] Der unter medienjournalistischen Aspekten interessanteste Text in der aktuellen Ausgabe der Zeit steht auf Seite 7: „Der Feind im Wohnheim“ von Stefan Meining und Yassin Musharbash (Kurzfassung hier). Es geht um vor Verfolgung nach Deutschland geflohene Christen, die sich hier in Wohnheimen nun den Attacken „islamistischer Flüchtlinge“ ausgesetzt sehen. Interessant ist der Beitrag deshalb, weil Meining Redakteur beim Magazin „Report“ in München und die Recherche eine Gemeinschaftsarbeit zwischen Wochenzeitung und ARD-Politmagazin ist - eine dieser Kooperationen also, die, gelinde gesagt, nicht unumstritten sind (siehe Altpapier und den Teaser zu einem Text von mir für Message), weil im Rahmen solcher Zusammenarbeiten Verlage indirekt vom Rundfunkbeitrag profitieren.
Der „Report“ aus München ist ohnehin umtriebig, was Partnerschaften mit Verlagshäusern angeht. In der aktuellen Sendung lief nicht nur die TV-Version der Zeit-BR-Kooperation, sondern auch ein Film, der in Zusammenarbeit mit der FAZ entstanden ist. Um es in Anlehnung an Dieter Thomas Heck zu sagen: Mit der Eff-Ah-Zett! Mit jener Zeitung, die es i.d.R. bäh-bäh findet, wenn Presseverlagen mittelbar Rundfunkgebühren zugute kommen. Andererseits: Sooo neu ist diese hessisch-bayerische Kooperation nun auch wieder nicht, aber allzu großes Interesse hat sie bisher nicht auf sich gezogen.
[+++] Dass die sinkenden Auflagen der Tageszeitungen nicht allein auf die Existenz des Internets zurückzuführen sind - betont worden ist das schon hin und wieder, etwa vom Journalismuswissenschaftsveteran Michael Haller (siehe zum Beispiel dieses Altpapier und dieses Buch). Nicht unähnlich argumentiert nun Andreas Vogel, Leiter des „Wissenschaftlichen Instituts für Presseforschung und Medienberatung“ in Köln, im taz-Interview mit Anne Fromm:
„Die Zeitungsauflagen sinken seit den 80er Jahren - da war Online noch gar keine Konkurrenz. Der Abstieg der Tagespresse begann parallel mit einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel: Die Grenzen des Wachstums waren erreicht, die bürgerliche Mitte schon lange nicht mehr die ideale Lebensform. Das Modell: Vater, Mutter, Kind blieb nicht länger der alleinige Lebensentwurf. Stattdessen individualisierten sich die Leute, die Gesellschaft wurde heterogener. Klar, dass das Konzept der ‚Zeitung für alle‘ nicht mehr reibungslos funktionierte.“
Siehe dazu auch einen aktuellen Hörfunk-Beitrag mit Vogel („Medienmagazin“, BR).
[+++] In einem anderen Debattenbeitrag geht es sehr wild zu bzw. durcheinander: Pseudonyme, schreibt nämlich Alan Posener in der Welt, seien „die Burkas des Internets“, und die gelte es zu „verbieten“. Die Offline-Burkas will Posener, wie man neulich lesen konnte, im Übrigen nicht verbieten. Am Ende des Textes, als es darum geht, was sich denn nun tun lässt gegen die quasi verschleierten Pöbler und Trolle, bietet Posener noch eine andere Analogie auf:
„Die Selbstregelung wird nicht funktionieren, so wie sie auch nicht bei den Rauchern funktioniert hat. Erst der Staat zwang sie, ihre Passion fürs Vergiften anderer Leute in Kneipen, Restaurants und anderen öffentlichen Räumen zu zügeln. So müsste eigentlich der Staat eingreifen und das Posten unter Pseudonym verbieten.“
ALTPAPIERKORB
+++ Wo ist eigentlich die Henri-Nannen-Büste, deren Einschmelzung aus politisch-historischen Gründen der US-amerikanische Nannen-Preisträger Jacob Appelbaum vor mehr als zwei Monaten ankündigte (siehe u.v.a. dieses Altpapier)? Joachim Huber ist der Frage in einem launigen Beitrag für den Tagesspiegel nachgegangen: „Nach Version 1 ist Appelbaum mit (der) Büste damals in die Hamburger Nacht verschwunden. Nach Version 2 wurde die Büste per Post zum Spiegel geschickt (...) Alle Anfragen an die Redaktion und die Kommunikationsabteilung zum Komplex ‚Appelbaum und die Büste‘ werden mit der Auskunft beschieden, man möge sich doch an den freien Mitarbeiter wenden. (Aber) Jacob Appelbaum schweigt in der Causa (...), und seine Kollegen schweigen mit. Vielleicht ist ihm und den anderen das alles peinlich.“
+++ Anlässlich des Rechtsstreits Bittner & Joffe vs. „Die Anstalt“ (siehe Altpapier von Mittwoch und Donnerstag) hat epd medien (Seite 6) mit dem Leipziger Medienwissenschaftler Uwe Krüger gesprochen, der die von den Zeit-Leuten angegriffene Sendung verteidigt - kein Wunder, denn die Macher von „Die Anstalt“ stützten sich dabei ja auf dessen Doktorarbeit. Krüger sagt, Bittner etwa habe „schlichtweg Lobbyarbeit“ betrieben, „um der Bevölkerung eine militärlastigere deutsche Außenpolitik als sinnvoll zu verkaufen“, das sei „eine klare Übertretung der journalistischen Berufsrolle“. Und Joffe bezichtigt er der „Korinthenkackerei“. Siehe dazu auch Krügers Interview mit Telepolis vor rund neun Wochen.
+++ Zwei Seiten weiter geht epd medien noch einmal auf eine der zeithistorisch gravierendsten gerichtlichen Entscheidungen der letzten Jahre ein; Der BND „muss Unterlagen über den NS-Verbrecher Adolf Eichmann weiterhin nicht komplett ungeschwärzt an Journalisten herausgeben“, weil das Bundesverfassungsgericht eine dahingehende Beschwerde der Bild-Zeitung gar nicht erst angenommen hat. Willi Winkler dazu aktuell am Rande eines SZ-Beitrages: „Eine komplette Freigabe, hieß es nicht zum ersten Mal, ‚könnte die auswärtigen Beziehungen der Bundesrepublik beeinträchtigen.‘ Das ist ein gutes Argument, nur leider falsch.“
+++ Das EuGH-Urteil zum „Recht auf Vergessenwerden“ (Altpapier) drohe, „die liberalen Linien des Äußerungsrechts zu unterlaufen“, meint Johannes Masing, Richter am Bundesverfassungsgericht. iRights.info referiert den Text, aus dem das Zitat stammt, aber nur kurz, weil er gewissermaßen nur für den Dienstgebrauch verfasst wurde („Wir haben von ihm keine Erlaubnis zur Veröffentlichung bekommen“), publiziert dafür aber in voller Länge zwei Einschätzungen zu Masings Einschätzung.
+++ Aktuell vor Gericht (I): Daimler gegen SWR. Die FAZ berichtet von einem Prozess vor dem Landgericht Stuttgart, den der KFZ-Konzern angestrengt hat, weil ein Filmemacher für eine Reportage zum Thema Leiharbeit („Hungerlohn am Fließband“) dort undercover geschuftet hatte: „Dabei stellen sich grundsätzliche Fragen: Dürfen Journalisten verdeckt in Unternehmen recherchieren? Ist das Pressefreiheit? Oder ist das Werksspionage?“
+++ Aktuell vor Gericht (II): In einem Interview mit der 3sat-Sendung „Kulturzeit“ hat die Publizistin Jutta Ditfurth den Rechtsaußen-Magazinmacher Jürgen Elsässer (Compact) einen „glühenden Antisemiten“ genannt. Nach einem Erfolg vor dem Landgericht München darf sie das auch weiterhin tun. Der Blog Schlamassel Muc berichtet.
+++ „Was die Springer-Aktionäre freuen wird“, weiß newsroom.de. Nämlich, dass die Stadt Hamburg für 125 Millionen Euro das dortige Axel-Springer-Hochhaus kaufen will. Die interessante Frage lautet hier natürlich, ob die Summe angemessen ist. Da Immobilienjournalismus nicht zu unseren Kernkompetenzen gehört, können wir sie vorerst aber nicht beantworten.
+++ „In der deutschen Medienbranche waren Gründerinnen bislang rar. Derzeit ändert sich das aber (...) Es sind vor allem Frauen, die mit Magazin- und Medienunternehmensgründungen sowie entsprechenden Crowdfunding-Aktionen auffallen, auch, weil sie bislang so unterrepräsentiert waren – unter den Unternehmensgründern wie unter den Medienmachern“ - darum geht es im Aufmacher der SZ-Medienseite. Bzw. ganz konkret um die Macherinnen von Wortwalz, Edition F und N#mmer, ein „Magazin für Autisten und Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom“
+++ „Medienpolitisch ist die CDU ohne Beermann tote Hose.“ Unverkennbar, dass diese Formulierung von „Zapp“-Redakteur Steffen Grimberg stammt. Es geht um Johannes Beermann, den sächsischen Staatskanzleichef, den bisherigen Obermufti der christdemokratischen Medienpolitik, der „überall (...) unten durch“ sei. Insofern ist es natürlich gar nicht einmal unschön, dass es Beermann „seit langem zur Bundesbank (zieht), wo ein Vorstandsposten auf ihn wartet“, wie Grimberg weiß, andererseits ist dieser mutmaßliche Karriere-Move aber auch nicht unproblematisch, weil der „ausgeguckte Nachfolger“ Volker Bouffier medienpolitisch „eher als unbeleckt (gilt)“. Geschrieben hat Grimberg den Artikel für die aktuelle Ausgabe des Medienmagazins journalist (in der ich mit kürzeren Texten ebenfalls vertreten bin).
+++ Der Antisemitismusforscher Detlev Claussen sagt im Interview mit Sebastian Dörfler (Freitag): „Seit 250 Jahren begleitet uns der moderne Antisemitismus in allen westlichen Gesellschaften. Er ist ein elementarer Bestandteil der westlichen Zivilisationsgeschichte. Seine einzige Botschaft lautet: ‚Die Juden sind an allem schuld.‘ Sie kommt mal manifester zum Ausdruck, mal bleibt sie im Hintergrund. Diese Typen, die jetzt auf der Straße herumrennen, sind ein willkommener Anlass für latent antisemitische Gesellschaften und Medien, sich als nichtantisemitisch hinzustellen und zu sagen: die Antisemiten, das sind die Anderen.“
+++ „Wir waschen uns mit Wasser aus Plastikflaschen, die wir im Tante-Emma-Laden um die Ecke kaufen. Wir haben seit der Nacht auf den 29. Juli, in der das Kraftwerk bombardiert wurde, keinen Strom und kein Internet mehr. Das Festnetztelefon ist tot. Das Handy ist das einzige Kommunikationsmittel, das noch funktioniert, was natürlich auf Dauer sehr kostspielig ist. Diesen Text schreibe und versende ich im Al Deira Hotel, das über einen eigenen Generator verfügt und in dem die französische Nachrichtenagentur AFP ihr eigenes WLAN-Netz hat.“ Das bloggt der freie Journalist Martin Lejeune, der sich seit dem 22. Juli im Gazastreifen aufhält - und am vergangenen Wochenende auch vom Deutschlandfunk interviewt wurde.
+++ Zum anderen Ende des Meinungsspektrums: Tuvia Tenenbom schreibt in einer Reportage für die Jüdische Allgemeine: „(....) Am nächsten Tag fahre ich zu einem Hügel, von dem aus man Gaza überblickt. Näher an die Positionen der Hamas kommt man nicht als Zivilist. CNN, CBS und BBC sind nicht da (...) Auf dem Hügel haben sich schon einige israelische Zivilisten eingefunden. Jedes Mal wenn aus Gaza eine Rakete Richtung Israel abgeschossen wird, rufen sie ‚Jetzia‘ – übersetzt ‚Abgang!‘ – und greifen zu ihren Smartphones. Auf denen sind Apps installiert, mit denen man binnen einer Minute weiß, wo genau die Rakete eingeschlagen ist.“
+++ Was der Spiegel-Nahostkorrespondent Christoph Reuter in einem Gespräch mit dem Blog Alsharq anlässlich der aktuellen Berichterstattung aus Syrien sagt, gilt durchaus über diese hinaus: „Ausgewogenheit ist zu einem Placebo-Begriff geworden. Journalismus heißt ja nicht, dass ich nur Version a und dann b höre und dann gleichwertig präsentiere. Sondern es heißt, dass ich mir alle Versionen anhöre und dann versuche herauszufinden, was wirklich passiert ist. Manchmal gibt es ja auch nicht nur Version a und dann b, sondern noch c, d, e. Oder es gibt nicht einmal einander widersprechende Versionen, weil ja nicht mal klar ist, worum sich die Versionen drehen. Sondern es gibt eine Wirklichkeit, von der wir gar nicht wissen, wie sie aussieht. Hierfür bekommen wir ein gewisses Gefühl, indem wir neben dem, was wir wissen wollen, uns einfach treiben lassen. Man muss so viel Zeit wie möglich mitbringen und offene Ohren haben.“
+++ Fernsehen am Wochenende: Ursula Scheer lobt auf der FAZ-Medienseite die am Samstagnachmittag startende arte-Dokumentationsreihe „Ans Vergessene erinnern“, in der vier Kriegsreporter die Frage „Wie war es damals, dort, im Krieg?“ (so die Headline des Artikels) beantworten. Es geht um „die Schlacht um Grosnyj 1994, die Eroberung Bagdads 2003, (den) Bürgerkrieg in Nigeria 2011 und (den) Kampf um Aleppo 2013“.
Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.