Was zeigen die Dritten Programme eigentlich, wenn sie gerade keine manipulierten Ranking-Shows zeigen? (Kleiner Spoiler: Nach der Lektüre wünscht man sich „Die spannendsten Seen Norddeutschlands“ zurück.)
2014 war ein Jahr der Listen (unter anderem dieses, dieses, dieses und dieses Altpapier). Bis heute konnten wir uns noch nicht entscheiden, was nun die schlimmere Nachricht war: Dass neben dem ZDF auch die Dritten Programme ihre Ranking-Shows manipuliert haben, oder dass überhaupt regelmäßig Sendungen mit Titeln wie „Die beliebtesten Städte in Hessen“ oder „Die beliebtesten Siedlungen in NRW“ produziert werden.
Über diesen Skandal aus dem Blickfeld geriet allerdings, was die Dritten sonst so zeigen. Dafür gibt es nun diesen Text, für den selbstredend weder Emnid noch Forsa noch irgendwelche Leser belästigt wurden. Stattdessen wurde die Reihenfolge festgelegt, wie es in vergleichbaren Fällen in der Vergangenheit üblich war: von einer Person mit redaktionellem Hintergrund und Computer. Wer braucht schon Demoskopie, wenn er Google hat?
Die fünf Katastophenfilm-ähnlichsten Unfälle in Mitteldeutschland, die dank des MDR-Magazins „Lebensretter“ (und seiner verzerrten, farbentsättigten, mit der Handkamera nachgestellten Szenen) nicht in Vergessenheit geraten.
Platz 5: Explosion beim Schlachter in Markranstädt
„Ein ohrenbetäubender Knall erschüttert die sächsische Kleinstadt Markranstädt. Ursache dafür ist eine Explosion auf dem Hof eines ortsansässigen Fleischermeisters. Der bereitet an diesem Januarmorgen das Tagesgeschäft für seinen Imbiss vor. Zu dem gehört neben einer Feldküche auch ein Grill, den er mit Gas aus Flaschen befeuert. Als er am Morgen die Schiebetür seines Transporters öffnet, zerreißt eine Explosion das Fahrzeug. Der Mann wird einige Meter weit geschleudert. Der Hof gleicht einem Schlachtfeld.“
Platz 4: Flugzeugabsturz in Eisenach
„Kurz vor 16 Uhr am 26. April ist der Flugzeug-Oldtimer, der zu DDR-Zeiten als Agrarmaschine zum Einsatz kam, startklar. Glänzen soll der Flieger mit besonderen Kunststücken, die nur ein Agrarflieger zeigen kann. Doch noch in der Startphase rast der Pilot mit seiner Maschine in die Zuschauermenge. Zwei Menschen sterben, 17 müssen medizinisch betreut werden.“
Platz 3: Zugunglück in Langenweddingen
„Es ist der 6.Juli 1967. Die Sommerferien haben in der DDR begonnen und die Ferienzüge rollen in den Harz - über Langenweddingen. Mit an Bord sind über 50 Kinder. Darunter die damals 12-jährige Jutta Hamann und ihre beiden Schwestern. Es wird ein Tag, den sie nicht vergessen kann. Denn an der Schranke von Langenweddingen ereignet sich eines der schlimmsten Zugunglücke im Osten.“
Platz 2: Chemiekatastrophe in Bitterfeld
„Genau 14:02 Uhr explodiert am 11. Juli 1968 eine Anlage in der Halle für PVC des Chemiekombinates Bitterfeld. Von den 57 Arbeitern, die sich zu diesem Zeitpunkt dort aufhielten, sind 42 sofort tot. Über 270 sind teilweise schwer verletzt. Was jetzt anläuft, ist eine der größten Rettungsaktionen in der Geschichte der DDR. Und es ist auch eine der gefährlichsten, denn keiner der 3.000 Helfer weiß genau, was da explodiert ist.“
Platz1: Monstersturm in der DDR
„Am 13. November wütet in den Morgenstunden im Nordwesten der Bundesrepublik ein gewaltiger Sturm. Aber in der DDR ist man noch völlig entspannt. So schlimm wird es schon nicht kommen. Doch dann braust Orkan „Quimburga“ mit voller Kraft über das Land. Es wird ein Monstersturm und wer kann, bleibt daheim. Nur die Freiwilligen Feuerwehren müssen raus, Leben retten. Es wird ein Kampf gegen die Naturgewalten.“
Die fünf fragwürdigsten Fragen, die sich Yvonne Willicks in „Der große Haushaltscheck“ im WDR zu stellen nicht gescheut hat.
Platz 5: "Schadstoffe: Machen uns unsere Wohnungen krank?"
Platz 4: "Schnell, stressfrei und lecker – was können nur Küchenmaschinen?"
Platz 3: "Waschen: Reine Sauberkeit oder reines Geschäft?"
Platz 2: "Mikrowelle: Unterschätzter Alleskönner oder strahlende Gefahr?"
Platz 1: "Schuhe: Schön chick oder schön schädlich?"
Die fünf eindeutigsten Anzeichen dafür, dass die Wahl einer Weinkönigin für den SWR sehr sehr wichtig ist.
Platz 5: Der Besuch aller Finalistinnen der Wahl der deutschen Weinkönigin bei „Kaffee oder Tee“.
Platz 4: Diese Liste.
Platz 3: Die Übertragung der Wahl der deutschen Weinkönigin, samstags um 20.15 Uhr.
Platz 2: Die zweistündige Übertragung des Vorentscheids der Wahl der deutschen Weinkönigin.
Die fünf schauerlichsten Gefahren, die Sie niemals in Mitteldeutschland vermutet hätten, wenn es das MDR-Magazin „Echt“ nicht gäbe.
Platz 5: „Achtung Munition - lebensgefährliche Sammelleidenschaft“
„Es ist ein gefährliches Erbe aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg, was vielerorts in der Erde Mitteldeutschlands liegt: Waffen, Granaten, Bomben. Ständig sind Kampfmittelräumer unterwegs, diese gefährliche Hinterlassenschaft aufzuspüren und zu entschärfen. Doch die Kampfmittelräumer haben Konkurrenz: illegale Waffen- und Munitionssammler.“
Platz 4: "Betonkrebs - Gefahr für unsere Autobahnen"
„Die A9 bei Dessau ist in diesem Sommer eine Großbaustelle auf acht Kilometern Länge. Der schnurgerade Abschnitt ist bei Freunden der Automobilgeschichte berühmt: Bis 1956 wurden hier Rennen gefahren und Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Höchstgeschwindigkeit war hier in den vergangenen Jahren nicht mehr möglich. (...) Der ,Betonkrebs’ hat die Fahrbahn zerfressen, ließ Risse und Blasen entstehen. Eine Totalsanierung war die Folge.“
Platz 3: „Risiko Reisebus“
„Jugendliche sind auf dem Weg von Süddeutschland nach Berlin. Ihr Weg führt sie auch durch Thüringen. Der komfortable Reisebus gleitet mit Tempo 100 über die Autobahn, alles scheint in Ordnung zu sein. Weder der Fahrer noch die Insassen ahnen, dass sich bereits eine Katastrophe anbahnt“.
Platz 2: „Schützen unsere Talsperren noch vor Hochwasser?“
„Anfang Juni 2013. Es sind verstörende Bilder: Eine weiße Gischtwand stürzt die fast 80 Meter hohe Beton-Staumauer der Hohenwartetalsperre hinunter. ,Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn’, brüllen die Amateurfilmer durch den ohrenbetäubenden Lärm. Die Hohenwartetalsperre ist im Juni-Hochwasser 2013 am Limit. Und nicht nur sie.“
Platz 1: „Norovirusalarm in Mitteldeutschland“
„Ende September 2012: Die Gesundheitsbehörden in ganz Ostdeutschland schlagen Alarm. Innerhalb weniger Stunden werden bei ihnen Tausende Erkrankte gemeldet. (...) Experten in Ämtern, Instituten und Laboren beginnen fieberhaft nach der Ursache der Krankheitswelle zu suchen. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.“
Die fünf bemerkenswertesten Ereignisse im Leben des „XXL-Ostfriesen“, die der NDR dokumentiert hat.
Platz 5: Er hat gefrühstückt.
Platz 4: Er hat auf den Frühling gewartet.
Platz 3: Er konnte sich nicht entschließen, ein Pony zu kaufen.
Platz 2: Er hat in New York fachmännisch Salat probiert.
Platz 1: Er hat mit Horst Lichter seinen Hochzeitstag vorbereitet.
Zum Abschluss hätten wir hier gerne noch die fünf eindeutigsten Beiträge aus der „Abendschau“ des RBB präsentiert, die Berlin aussehen lassen wie die letzte Kleinstadtklitsche. Leider verfügt die Hauptnachrichtensendung der Hauptstadt jedoch nicht über eine vernünftige Archivfunktion. Aber wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, waren das:
Platz 5: Die Reihe, in der eine Reporterin immer freitags irgendwo fünf Minuten durch einen Wald oder Park schlendert, um das Wochenendwetter anzumoderieren.
Platz 4: Die Klärung der Frage, wie viele Kanaldeckel es in Berlin gibt und welche unterschiedlichen Motive sie zieren.
Platz 3: Der Besuch anlässlich der Berlinale bei einem Rentner, der von seinem Fenster aus schon mal Angelina Jolie gesehen hat.
Platz 2: Eine nicht funktionierende Ampel in Wilmersdorf.
Platz 1: Ein umgefallener Baum in Steglitz.
Neues, total taufrisches Altpapier gibt es wieder ab dem kommenden Montag.