Haben die „Angry White Men“ des deutschen Feuilletons etwas gemeinsam mit den „verbalen Amokläufern des Web 2.0“? Sind Politmagazine im Fernsehen bloß noch so was wie Blogs mit höherer Reichweite? Außerdem: Ein Rückblick auf „zwanzig Jahre Zeitung im Internet“ und Nachrufe auf den Mann, der einst „ungefähr so allgegenwärtig und populär“ war „wie Jauch plus Pilawa plus Kerner im Quadrat“.
Schulter an Schulter mit dem Chefredakteur der Bild-Zeitung demonstrieren - diese Chance bekommt man nicht alle Tage. Am Sonntag besteht aber die Gelegenheit dazu. Und zwar am Brandenburger Tor, wo der Zentralrat der Juden eine Kundgebung unter dem „Steh auf! Nie wieder Judenhass!“ veranstaltet. Auf Seite 1 der Wochenzeitung, die vom Zentralrat der Juden herausgegeben wird, also der Jüdischen Allgemeinen, schreibt Diekmann, dass auch er aufstehen wird:
„Wir werden nicht danebenstehen, wenn in unserem Land Juden geschmäht werden. Unser Haus wird da nicht danebenstehen, unsere Zeitung wird da nicht daneben stehen, meine Freunde und meine Familie werden da nicht danebenstehen. Wir werden am 14. September – und auch danach – mit Euch gehen.“
Diekmann fragt sehr zu Recht:
„Ist Israel-Bashing nicht längst eine sozial akzeptierte Form von Antisemitismus geworden?“
Suboptimal allerdings, dass er in seinem Text mit den Worten „Die Technische Universität Berlin (TU) hat neulich einen Bericht vorgelegt (...)“ auf eine Teilstudie verweist, die allerlei substanzielle Kritik auf sich gezogen hat, ohne auf diese Kritik einzugehen.
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[+++] Nun aber hinein ins Medienbetriebsdebatten-Getümmel. Prominentester Mitmischer heute: Mathias Müller von Blumencron, der Digitalmedienchef der FAZ, der ebd. im gedruckten Feuilleton (und frei online) „zwanzig Jahre Zeitung im Internet“ Revue passieren lässt.
„Schafft den Online-Journalismus ab.“
lautet die Überschrift. Gemeint ist vor allem: Schafft den Begriff „Online-Journalismus ab. Denn:
„Die Mehrheit der Leser orientiert sich primär im Netz, was nicht heißt, dass sie dort nicht auch Zeitung liest. Millionen lesen primär Zeitung, was nicht heißt, dass sie nicht auch das Internet nutzen. Nahezu jeder Journalismus ist heute auch digital. In Zukunft darf es deshalb nur noch eine Debatte geben: Was ist guter Journalismus?“
Die Gegenwart beschreibt die FAZ-Führungskraft unter anderem so:
„In den vergangenen fünf bis sieben Jahren – gleichzeitig mit dem Aufstieg der sozialen Medien – entwickelte sich das Netz von einem eher nachrichtlichen Medium zu einer gewaltigen Meinungsschleuder. Längst hat die Zahl der geposteten Kommentare die der Nachrichten übertroffen. Längst publizieren im Netz viel mehr Laien als Profis.“
[+++] Neulich bemerkte die Redakteurin eines öffentlich-rechtlichen Hörfunksenders, sie finde manche Übergänge im Altpapier blöd, aber jetzt kommt vielleicht mal wieder so einer: Während Müller von Blumencron in seinem Großartikel bis 1994 zurückblickt, geht Frank Lübberding in einem Kommentar zu einem eigenen Blogbeitrag aus gegebenem Anlass noch ein bisschen weiter. Thema: Unterschiede zwischen dem Journalismus in den späten 6oer und den 70er Jahren und dem von heute:
„Wenn damals etwas in ‚Monitor‘ oder ‚Panorama‘ berichtet worden war, und eben anders im ‚ZDF-Magazin‘ von Löwenthal, dann waren diese Formate und damit auch die Differenzen noch relevant. Heute sind die Fernsehmagazine nur noch Nischenformate. Nur halt mit etwas mehr Reichweite als dieser Blog.“
[+++] Um mal etwas nostalgisch zu werden: In jenen von Lübberding beschriebenen Jahren hätten für das öffentlich-rechtliche Fernsehen möglicherweise nicht Menschen gearbeitet, welche Bilder, die Faschisten zeigen, so kommentieren:
„Freiwilligenbataillone aus nahezu jedem politischen Spektrum verstärken etwa die Regierungsseite - und in der Ukraine ist Wahlkampf: Eine Friedenslösung ist dadurch nicht einfacher geworden."
Zu hören war das am Montag im „heute-journal“. Matthias Meisner (Tagesspiegel) findet, das sei ein „nicht wirklich einordnender Kommentar“, und die nicht unberühmte Maren Müller - die mit der Anti-Lanz-Petition! - ist auf Zinne. „Wo leben wir denn?", fragt die Aktivistin, die wegen dieses „Vorfalls“ (Tagesspiegel) eine Programmbeschwerde eingelegt hat.
Ob der Text wohl die „Feindschaft zwischen Verlagen und öffentlich-rechtlichen Medien“ verschärft? Auf die geht der Tagesspiegel in einem anderen Beitrag ein:
„‚Kampagnenschmierblatt‘, ‚Schleichwerbeverein‘ oder ‚Hetzorgan‘: Zur Abwechslung sind es nicht die üblichen Hassbriefeschreiber, die diese Vorwürfe an die Redaktion des Tagesspiegel verschicken. Es sind Journalisten. Von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.“
[+++] Um die üblichen Hassbekundungen, aber längst nicht nur um diese geht es einem Beitrag Anna-Katharina Messmers und Christina Schildmanns für das Zeit-Feuilleton. Sie starten einen „Gegenangriff“ gegen „rechte Meinungskrieger“ bzw. „Angry White Men“:
„Es scheint eine unausgesprochene Allianz zu geben zwischen den verbalen Amokläufern des Web 2.0 und einigen arrivierten Journalisten, die sich über den ‚feminisierten Journalismus‘ ereifern (...) und die es sich zum Markenzeichen gemacht haben (...), sich gegen den vermeintlich ‚linken Mainstream‘ zu positionieren.“
Messmer/Schildmann unterscheiden dabei drei Typen des „rechten Meinungskriegers“: Fleischhauer, Mohr, Matussek. Was sie verbindet:
„Sie möchten sich nicht damit abfinden, dass sich Sprache mit gesellschaftlichem Wandel und Fortschritt ebenfalls wandelt.“
Womit dann auch ein Link hergestellt wäre zu der kürzlich hier zitierten Barbara-Kirchner-Kolumne aus konkret, in der die erwähnten drei Typusrepräsentanten zwar nicht erwähnt, aber gemeint sind.
[+++] Mit einer Rede zum Thema „Wer darf was wann (nicht) sagen?“, die Antje Schrupp demnächst halten wird, die sie aber vorab schon mal in ihrem Blog veröffentlicht hat, lässt sich sowohl an den Zeit-Beitrag von Messmer/Schildmann anknüpfen als auch an die Vergangenheit-und-Gegenwart-Vergleiche Müller von Blumencrons und Lübberdings:
„Früher, vor dem Internet, waren (...) Sub-Gesellschaften weitgehend voneinander abgegrenzt. Ein bayerischer Stammtischbesucher verirrt sich selten in ein autonomes Frauenzentrum. Unterschiedliche subkulturelle ‚Wahrheiten‘ waren daher lediglich über die ‚öffentliche Meinung‘ vermittelt. Doch heute haben im Internet alle die Möglichkeit, zu publizieren. Und deshalb sind die jeweils anderen ‚Gesellschaften‘ immer nur einen Mausklick entfernt, und auf vielen Seiten und in Diskussionssträngen stoßen ihre Mitglieder oft sehr unbarmherzig aufeinander.“
Was das für sie als Journalistin für Folgen hat, beschreibt sie so:
„Wenn ich für große Medien arbeite, dann muss ich meine ‚Wahrheit‘ – also, um es verkürzt zu sagen, die ‚Wahrheit‘ einer Feministin – mit dem vermitteln, was gesamtgesellschaftlicher Konsens ist. Sonst würde ich nämlich nicht gedruckt, und ich würde wohl auch oft gar nicht verstanden. In meinem eigenen Blog hingegen (...) muss (ich) nicht auf den ‚Mainstream‘ Rücksicht nehmen (...) Bloggen ist im Übrigen eine ganz hervorragende Übung darin, ein Gespür dafür zu bekommen, wie diese Grenze immer wieder hergestellt wird. Denn mit jedem Kommentar, den ich als ‚indiskutabel‘ weglösche, markiere ich ja diese Grenze. Und mit jedem Kommentar, bei dem ich überlege, weil er eben ‚grenzwertig‘ ist, wird mir bewusst, wie schwierig das ist. Je nachdem, was ich an Beiträgen freischalte und was nicht, ziehe ich nämlich automatisch bestimmte Leserinnen und Leser an und schrecke andere ab. Wenn ich antifeministische Kommentare lösche, dann nicht deshalb, weil ich Zensur ausübe und die Meinungsfreiheit einschränke, wir mir dann manchmal entgegengehalten wird, sondern um eine bestimmte Gesellschaft zu umreißen. Denn würde ich diese Grenze nicht ziehen, würde ich andere Leserinnen und Kommentatorinnen verlieren, nämlich die, die auf ‚so eine Gesellschaft‘ keinen Wert legen. Deren Beiträge sind mir aber wichtiger.“
[+++] Diese Argumentation Schrupps hat zum Teil auch eine Rolle gespielt bei der Entscheidung der SZ, die Kommentare zu schließen bzw. auf auf zwei, drei ausgewählte Texte zu beschränken (siehe Altpapier). Jan Jasper Kosok findet das gar nicht gut, wie er im Medientagebuch des Freitag deutlich macht:
„Was hier als bahnbrechende Innovation verkauft werden soll, ist in Wahrheit eine Mogelpackung: Journalismus aus den Zeiten eines Baby Schimmerlos, in denen es – außer es wird Sekt gereicht – für den Leser heißt: Nur gucken, nicht anfassen (...) Nach wie vor gilt die alte Online-Weisheit, nach der in vier von fünf Fällen ein Kommentar keinen Mehrwert bringt. Aber jeder fünfte Kommentar ist eine Chance – auf Wissenszuwachs, Ideen oder einen überraschenden Blick. Diese Chance gilt es zu ergreifen – auch wenn das aufwendig und, ja, auch anstrengend sein kann.“
[+++] Längere, also über Tweets hinausgehende Kommentare zum gerade bekannt gewordenen Schachzug des Print-und-Online-Verzahnungs-Pfadfinders Wolli Büchner, das Medienressort des Spiegels abzuschaffen bzw. im Wirtschaftsressort aufgehen zu lassen (Altpapier), sind noch nicht aktenkundig bzw. in meiner Filter Bubble noch nicht aufgetaucht. Warnt Lutz Hachmeister? Mahnt Volker Lilienthal? Ist Uwe Kammann gerade bein Segeln? Sie werden es erfahren, und zwar in diesem Theater.
Apropos Spiegel: Der oft schon herbeigeschriebene Umsturz hat dort ja zumindest noch nicht stattgefunden. Offenbar aber bei Carta. So sieht es jedenfalls Wolfgang Michal, bisher Redaktionsleiter und einer der Herausgeber ebd. und zudem als einziger Autor von Beginn an (seit 2008) dabei. meedia.de berichtet von einem schon länger schwelenden Konflikt, der viel mit dem Förderverein von Carta zu tun haben scheint:
„Laut Auskunft von Wolfgang Michal seien auf einer Sitzung Anfang Mai neue Verträge vorgelegt worden, die vorgesehen hätten, dass redaktionelle Beiträge mit dem Verein abzustimmen seien.“
Sollte dies so gewesen sein, wäre das befremdlich, denn dass ein Förderverein redaktionell irgendetwas zu melden haben sollte, erschließt sich nicht so recht. Michal ist laut meedia.de wiederum Minderheitsheitsgesellschafter der Carta Unternehmensgesellschaft, die auch Eigentümer der Website carta.info ist. Derzeit hat Michal, obwohl sie ihm also zumindest zu einem Teil gehört, keinen Zugriff auf diese. Ulrike Simon, übernehmen Sie!
[+++] Wer war einst „ungefähr so allgegenwärtig und populär wie Jauch plus Pilawa plus Kerner im Quadrat“? Natürlich Joachim Fuchsberger, der im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Das Zitat stammt aus einem Nachruf auf der Feuilleton-Aufmacherseite. Edo Reents (FAZ, ebenfalls Feuilleton-Aufmacherseite) schreibt über „den letzten deutschen Fernseh-Altmeister“:
„1980 riss er die zunächst von verschiedenen Moderatoren bestrittene Talksendung ‚Heut’ abend‘ für immerhin elf Jahre an sich, die wie für ihn erfunden schien: Vor dem schlicht-schwarzen, fast kinohaften Bühnenhintergrund leuchtete sein Silberhaar geradezu wie das Licht der Erkenntnis (...) Fuchsberger reagierte dünnhäutig auf Kritik. Dass er sich davon nicht unterkriegen ließ, lag vermutlich auch an seiner breiten Aufstellung. Als Tausendsassa, der sogar Schlager texten konnte (für Udo Jürgens und Howard Carpendale), war er auf keine Unterhaltungssparte dauerhaft angewiesen.
Jan Feddersen (taz) meint:
„Man beleidigt ihn und seine Freunde, wenn man sagt, dass die genaue, wenigstens spontane Nachfrage nicht seine Stärke war.“
Der Tagesspiegel hingegen findet:
„Die Kritik war oft ungerecht. Tatsächlich war Fuchsberger, auf seine Art, ein guter Interviewer, gerade deshalb, weil seine Gäste sich bei ihm sicher und bestens aufgehoben fühlen durften. Da öffnete sich mancher, das war ja beinahe wie im Urlaub.“
Und schließlich Klaudia Wick (Berliner Zeitung):
„In seinen erfolgreichsten Zeiten Anfang der Achtzigerjahre galt Fuchsberger dank seiner Kinopräsenz, der erfolgreichen Spielshow ‚Auf los geht’s los‘ und seiner Plauderrunde ‚Heut’ abend‘ als der populärste Entertainer Deutschlands. Er habe immer ‚Gelegenheiten erfühlen‘ können, beschrieb Fuchsberger einmal sein gutes Gespür für die richtigen Engagements zur richtigen Zeit. Heute fast vergessen: Der Showmaster und Kinostar gehörte auch zu jenen Pionieren, die sich bereits Anfang der Siebzigerjahre mit dem Sujet Talkshow beschäftigten."
+++ „Bieten, mieten, tauschen – Macht das Internet unsere Jobs kaputt?“ lautete das Thema bei Illner gestern. Stefan Schulz (FAZ) und Daland Segler (FR) haben die Sendung gesehen. Ersterer referiert unter anderem Äußerungen Jeremy Rifkins, bei dem ich mir nach dem Lesen der Kritiken nicht sicher bin, ob man ihn als Hallodri oder Heiopoi bezeichnen sollte: „Unternehmen wie Google stellten inzwischen eine gesellschaftliche Infrastruktur bereit, die schützenswert wie die Natur sei. Das Erfordernis größerer politischer Anstrengungen, um den allgemeinen Zugang zu ihr zu garantierten, sehe er allerdings nicht. Mit der Zeit werde die Technologie selbst demokratisiert, wodurch jeder in Konkurrenz mit den heutigen Monopolisten treten könne und neue Formen der lokalen Kooperativen entstehen würden.“ Und Segler zitiert Peter Altmaier, der den „peinlichsten Spruch des Abends (brachte), als er behauptete, den Kapitalismus habe man in der Bundesrepublik ja schon seit langem ‚gezähmt und überwunden.‘“
+++ Mehr vom ZDF: Der Sender, findet Jens Mayer (taz), wird mal wieder seinem Ruf als Serienversenker gerecht, wie die Platzierung der dritten Staffel von „Downton Abbey" „auf einem schlechten Sendeplatz (ab Samstag, 13.30 Uhr)“ beweist.
+++ Mehr über öffentlich-rechtliche Nachmittagsprogramme am Wochenende - insbesondere zu Reformen der ARD am Samstagnachmittag (siehe Altpapier vom vorvergangenen Donnerstag) - steht in der Funkkorrespondenz. Wobei auffällt: „Reportage im Ersten“, gerade neu eingeführt am vergangenen Samstag, fällt morgen gleich wieder aus. Disclosure: Der Artikel ist von mir.
+++ Die verschärfte „Informationskontrolle“ der Regierung Obama analysiert Konrad Ege im Leitartikel von epd medien. „Es kommt selten vor, dass ein hoher Regierungsvertreter von ‚Folter‘ spricht. ‚Verschärfte Verhöre‘ sagt man beispielsweise auf amtsamerikanisch. Die Medien haben sich dieser Wortwahl weitgehend angepasst. Es sorgte für Aufsehen, als der Chefredakteur der New York Times, Dean Baquet, vor wenigen Wochen ankündigte, seine Zeitung werde in Zukunft Folter Folter nennen.“ Gemeint ist dieser Baquet-Text.
+++ Über die Tagung „Filme aus Ghettos und Lagern: Propaganda – Kassiber – Historische Quelle“ (siehe Altpapier) berichtet nun auch die taz.
+++ Der Wiener Medienwatchblog Kobuk erzählt anlässlich des zehnten Geburtags des Irgendwas-mit-Buchstaben-Dingens namens Heute eine vergnügliche Geschichte über das Alter der Herausgeberin.
[+++] Nimmt das stiftungsfinanzierte Portal Correctiv freien Journalisten „die Aufträge weg“? Nein, sagt Daniel Drepper ebd.: „Correctiv ist keine Konkurrenz für Freie. Im Gegenteil: Wir schaffen Arbeit, wo vorher keine war.“
+++ „Auf transparenz.hamburg kann jeder in Aktenschränken ‚googeln.‘“ - Daniel Bouhs stellt in der taz ein Portal vor, das die Stadt „ohne großes Tamtam um den revolutionären Vorgang“ einfach mal so freigeschaltet hat.
+++ Apropos Transparenz: Mit einem Beitrag der grünen Medienpolitikerin Tabea Rößner startet in der Funkkorrespondenz eine neue Debattenreihe, es geht um die Transparenz und Kontrolle bei den Öffentlich-Rechtlichen: „Es ist (...) fraglich, ob allein Transparenz für die Zuschauerinnen und Zuschauer die Akzeptanzprobleme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks lösen kann. Ich denke: Nein (...) Es ist (...) geboten, eine starke Kontrolle herzustellen (...) (Es) muss Kontrolleure geben, die ihrer Aufgabe gerecht werden können (Die Gremien) müssen (...) in Zukunft nicht nur staatsfern ausgestaltet sein, es müssen auch Strukturen aufgebaut werden, die es ihnen erlauben, sich ihren Kernaufgaben professionell zu widmen.“ Bisher werde ja „die Gremienarbeit (...) meist nur im ‚Nebenjob‘ gemacht“, konstatiert Rößner. Wer einen versöhnlichen Ausklang wünscht - den hat die Politikerin auch zu bieten: „Am Ende müssen wir den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aber auch wieder mehr wertschätzen und sollten nicht im Strudel der Kritik ertrinken. Es gibt etwa herausragende Dokumentationen zur Primetime, die verhältnismäßig viele Zuschauer erreichen.“ Primetime ist natürlich ein dehnbarer Begriff, Sendermanager sprechen ja auch gern von der „zweiten Primetime“. Rösner meint möglicherweise die dritte.
+++ Zu dem bei medienjournalistischen Zielgruppen ultra-beliebten Clinch um die Drittsendezeiten (siehe zuletzt dieses Altpapier) gibt es mehr Details bei Henning Kornfeld (kress.de) und Michael Hanfeld (FAZ, Seite 15). Kernbotschaft: „Focus TV" und (ab Januar 2015) „Spiegel TV Reportage" laufen bei Sat 1 fortan auf einem schlechteren Sendeplatz (mittwochs um 0.15 Uhr).
+++ Heute im Radio: Dietmar Daths Hörspiel „Largoschmerzen“ (Bayern2, 21.03Uhr). Stefan Fischer lobt auf der SZ-Medienseite: „Die Figuren leiden am eigenen Kultiviertsein, die Grundstimmung ist verdrießlich. Es liegt auf der Hand, dass eine Gesellschaft, die sich für nichts mehr begeistert, für nichts zu streiten bereit ist und sich stattdessen in immer ausgesuchtere Eskapismen verrennt, nur ihrem Untergang entgegentaumelt.“
Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.