Das Alcatraz der Dauerironie

Die Journalismusbranche hat offenbar kein Interesse an einem Presseauskunftsgesetz. Die AfD verhält sich gegenüber Journalisten so, wie man es von Parteien aus ihrem Milieu kennt. Außerdem auf der Agenda: das einstige Wirken der „Stil-Drill-Feldwebel“ beim Spiegel; der Zusammenhang zwischen Breaking News und Masturbation; das militante Desinteresse der ARD-Intendanten an Hochkultur.

War es eigentlich Absicht, dass der Spiegel den Erscheinungstag für das erste Heft mit renoviertem Layout und neuen Rubriken zwischen den Ausstrahlungsterminen des TV-Spielfilms „Die Spiegel-Affäre“ (der heute bei arte und und am Mittwoch im Ersten läuft) platziert hat? Jedenfalls haben Wolfgang Büchner und seine Relaunch-Strategen zu einem Overkill der Spiegel-Berichterstattung beigetragen. Der Spielplan sieht ungefähr so aus: Heute geht es erst einmal um die Vergangenheit des Spiegel - zumindest in seiner inszenierten Form -, ab dem Wochenende, wenn die ersten Journalisten den frischen Spiegel durchgearbeitet haben, dann um die Zukunftsstrategie des Blattes. Und wenn diese Debatte möglicherweise abflaut am Dienstagabend, kommen vielleicht noch ein paar Betrachtungen zur „Spiegel-Affäre“, die den zweiten Sendetermin zum Anlass haben.

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Was zu halten ist von den Heft-Renovierungen, von denen man hier, hier und hier einen Eindruck bekommt, steht dann am Montag an dieser Stelle. Als Teaser sei hier mal die Einschätzung eines Ex-Focus-Redakteurs ins Spiel gebracht, dass der Spiegel künftig wie Focus aussehen werde.

Jetzt aber erst einmal zu den Frage, wie der Film „Die Spiegel-Affäre“ (siehe auch Altpapier von Montag) so ankommt, den Regisseur Roland Suso Richter vor allem als Zweikampf zwischen Rudolf Augstein und Franz-Josef Strauß inszeniert hat:

„Was Strauß all die Jahre tat, war üblich, wenn auch selten so heftig (...) Was die Spiegel-Leute dagegen hatten, war weniger politisch otiviert als vielmehr ein Jungs-Spiel. Augstein hatte seine politischen Freunde rechts von Adenauer und Strauß, aber das interessierte die Bevölkerung nicht mehr“,

schreibt im Freitag Jürgen Busche, der „die politikferne Grundstruktur“ des Films bemängelt.

Einen wichtigen Punkt hat Klaudia Wick (tittelbach.tv):

„Richters Ziel, ‚historische Stoffe so zu erzählen, dass der Zuschauer mit Leichtigkeit in die Welt der Protagonisten eintauchen kann, ohne von der erdrückenden Last historischer Sets, historischer Fahrzeuge und historischer Requisiten erschlagen zu werden“, verfehlt seine Inszenierung von ‚Spiegel Affäre‘ auch deshalb, weil der Spiegel die spröde hanseatische Selbstinszenierung schon so oft und so ausführlich selbst in die Hand genommen hat, dass man eben nicht so einfach daneben eine weitere stilistische Auffassung stellen kann.“

Instruktiv sind vor allem jene Texte, die den Film zum Anlass nehmen, auf medien- oder zumindest Spiegel-historische Aspekte hinzuweisen, die über die Affäre hinaus von Belang sind. Thomas E. Schmidt (Die Zeit, Seite 57) etwa schreibt:

„Sebastian Rudolph spielt einen unympathischen Augstein, einen flapsigen Zyniker und Egoisten, dem die Frauen so egal sind wie die Meinung von gestern. Dass die Presse einen Politiker gezielt und mit langem Atem zur Strecke bringt, ist vermutlich Augsteins Erfindung.“

Zu nicht gerade metaphernarmen Beschreibungen der einstigen Spiegel-Innenwelt hat sich im Tagesspiegel Nikolaus von Festenberg, der einst beim Montagsmagazin beschäftigt war, inspirieren lassen:

„Unvergänglich sind Erinnerungen an die Zuchtruten, die als Chefredaktions-Monita unter rotem Zettel auf den Redakteurssklaven niedergingen. ‚Der innehaltende Gedankenstrich hat in unserem Magazin keinen Platz‘, hieß es da (...) Ältere Kollegen erinnerten Brutaleres. Meldungsfahnen, die kurz vor Abgabeschluss eine Klammer um den ganzen Text zierte: ‚Kacke‘. War das ein Erbe der harten Jungs aus der Spiegel-Affäre, die mangels Gegner, Ziel und Kampagne zu Stil-Drill-Feldwebeln regrediert waren? Dafür spräche, dass es lange dauerte, bis das Alcatraz der Dauerironie aufgebrochen wurde, in das man die Geschichten vor allem der niederen Redakteure verbannt hatte und das vergittert war durch ein Geflecht von unhintergehbaren Anforderungen der Form und durch die Pflicht zur unterhaltenden Distanzierung.“

Den Film selbst hält von Festenberg im Übrigen für „ein Meisterstück aus der Historienwerkstatt des Fernsehens“, während ihn der zitierte Zeit-Mann Schmidt eher mittelprächtig findet („solides Politainment“). Was ich meine, steht in der taz. Und Michael Hanfeld (FAZ-Feuilleton) hat einen „ziemlich packenden Politthriller, wie man ihn eher aus dem amerikanischen Fernsehen kennt“, gesehen.

[+++] Hanfeld gibt uns damit ein Stichwort zum Crossfaden in Jürgen Seidlers Drama-Blog-Essay über die Unterschiede zwischen vertikalem und horizontalem Erzählen - wie es in „Breaking Bad“, „House of Cards“ undsoweiter - gepflegt wird:

„Deutsche Serien waren bisher von Fallstrukturen bestimmt, von vertikalen Erzählstrukturen. In jeder Episode wurde am Ende eine Norm wieder hergestellt, eine psychische, physische oder rechtliche Verletzung geheilt. Der ‚Tatort‘, dieses mediale Lagerfeuer unseres Landes, macht dies noch heute (...) In den genannten amerikanischen Serien gilt dies nicht mehr. Der Ausgang ist ungewiss, die Norm wird nicht mehr hergestellt. Das Böse entkommt, kann nicht mehr bestraft, sein moralisches Rätsel nicht mehr gelöst werden. Die horizontale Form der Erzählung ermöglicht den Autoren eine starke Drohung an das Publikum: ‚Es geht nicht gut aus!‘“

Das Fazit Seidlers lautet:

,Mit diesen Serien wird (...) eine Dramaturgie populär, in der mit den verschiedensten Mitteln des episodischen Erzählens gespielt wird. Die aristotelische, dramatische Form von Anfang Mitte und Ende ist damit nicht abgeschafft. Ihre normative Dominanz (...) sollte aber in Frage stehen. Die Dramaturgie der aristotelisch-amerikanisch geprägten Schule, aber auch die psychoanalytische Variante, sieht den Zuschauer letztlich als erziehbares Objekt, als eine verfügbare, beschreibbare Masse, die mit einer narrativen Form an die Leine gelegt und zum Trog geführt werden kann. Genau das verweigern nun vor allem die jungen Zuschauer der westlichen Welt.“

Die derzeit wichtigsten bzw. demnächst wichtig werdenden Personen im Fachgebiet des nicht-aristotelischen, horizontalen Erzählens bzw. „zwölf Showrunner, die man kennen sollte“, nennt der amerikanische Rolling Stone.

[+++] Nicht frei von allgemeineren Betrachtungen des Fernsehens sind diverse Nachrufe auf Heinz Schenk, der zwischen 1966 und 1987 den „Blauen Bock“ moderierte bzw. verkörperte. Holger Gertz schreibt in der SZ (Seite 39):

„Schenks große Zeit war die große Zeit des Fernsehens. Als Schenk mit seiner Sendung anfing, produziert vom Hessischen Rundfunk, anfangs noch in Schwarz-Weiß und ausgestrahlt am Samstagnachmittag, schalteten die Leute den Kasten ein in der Erwartung, vom Programm jederzeit überrascht werden zu können. Als mit seiner Sendung aufhört, war kein Mensch mehr überrascht vom Fernsehprogramm, jedenfalls nicht von dem in öffentlich-rechtlichen Sendern.“

Außerdem ist Gertz beim Betrachten „erstaunlich vieler ‚Blauer-Bock‘-Schnipsel" bei Youtube aufgefallen:

„Sämtliche Gäste, die Schenk zu sich einlud, wurden zum Singen genötigt, in gewissem Sinn war der ‚Blaue Bock‘ der Ururvater von ‚Inas Nacht‘.“

Eine für die Nachgeborenen gedachte Veranschaulichung des Schenkschen Wirkens findet sich auch bei Stefan Behr (FR):

„Er war für den Hessischen Rundfunk das, was Michael Schumacher für Ferrari war: Einer, der selbst am besten weiß, wie sein Vehikel schneller als alle anderen läuft.“

Und Dieter Bartetzko schreibt in der FAZ:

„Zu Höchstform lief er auf, wenn etwas schieflief. Beim Improvisieren konnte sein ohnehin beachtliches Sprechtempo schwindelerregend schnell werden. Nur eines konnte er schlecht: ein Hehl aus Zu- oder Abneigung machen. Agierten Gäste lustlos oder verschleppten sie Pointen, wurde Schenks Ton hinter dem Witz gallig; eine ungeduldige regionalistische Weltläufigkeit machte sich dann Luft, wie man sie schon seinerzeit nur noch aus Büchern über die Frankfurter Lebensart kannte“,

schreibt Dieter Bartetzko auf der FAZ-Medienseite.

[+++] Einen Bogen zu schlagen von Heinz Schenk zu Volker Herres, ist nicht leicht, aber auf seine Art ein Entertainer ist Herres ja auch, er ist jedenfalls der Entertainer unter der ARD-Funktionären. Für die Funkkorrespondenz hat Herres - oder ein Könner aus seinem Umfeld, der den Herres-Sound beherrscht wie der master himself - eine „Keynote“ zum Thema „Die Zukunft des Fernsehens“ zu einem 13-seitigen-Leitartikel ausgeweitet. Da finden sich unter anderem mit niedlichen Kalendersprüchen gespickte Passagen:

„Nichts tarnt sich bekanntlich so geschickt als Schwierigkeit wie eine Chance. Das Fernsehen ist nicht bedroht, wenn es seine Chance erkennt, die klassischen Stärken pflegt und sich Neuem neugierig, experimentierfreudig und innovativ nähert. Für Manager und Macher gilt: TV is like riding a bicycle. To keep your balance you must keep moving.“

Und, um einen Bezug zur Aktualität herzustellen: Es wird auch in Zukunft noch Lagerfeueranzünder wie Heinz Schenk geben, jedenfalls wird, so Herres, „klassisch lineares Fernsehen seine Funktion als elektronisches Lagerfeuer der globalen Dorfgemeinschaft (...) behalten“.

[+++] Etwas gemeinsam hat der ARD-Programmdirektor mit Volker Bräutigam Und zwar nicht nur den Vornamen: Beide waren mal beim NDR beschäftigt. Damit enden die Gemeinsamkeiten dann aber auch - was man zum Beispiel daran sieht, dass der frühere Nachrichtenredakteur Bräutigam gerade eine mittels Offenem Brief publik gemachte Beschwerde beim Rundfundrat des NDR erhoben hat. Und zwar

„wegen Art der Berichterstattung des NDR und der von ihm zu organisierenden Sendungen fürs Erste Deutsche Fernsehen, ARD-aktuell, über die Ereignisse in der Ukraine“.

Die Berichterstattung erfülle den Tatbestand der NDR-Staatsvertragsverletzung, meint Bräutigam, dessen Schreiben unter anderem die Rationalgalerie publiziert hat. Seine Kritk macht er unter anderem an folgendem Beispiel fest:

„Die in der Ost-Ukraine am 25. April festgesetzte Gruppe von Offizieren, die dort angeblich auf Basis des Wiener Dokuments der OSZE informationssuchend tätig geworden war, wurde noch vier Tage nach dem Zwischenfall in den NDR- und ARD-Nachrichten fälschlich als ‚OSZE-Militärbeobachter‘ tituliert (im Übrigen auch noch am gestrigen Abend in der ‚Tagesschau‘ - Anm. RM), obwohl die OSZE sofort klargestellt hatte, dass die Männer nicht zur OSZE-Mission gehörten.“

Dass „das fraglos illegale Putschisten-Regime in Kiew“ als „Übergangsregierung" tituliert wird, findet Bräutigam auch ungeheuerlich.

[+++] „Ist die ARD flächendeckend verrückt geworden?“ Das fragt Bräutigam nicht, aber fragen kann man das natürlich aus anderen Gründen. Christine Lemke-Matwey tut es in einer Generalkritik an dem Umgang des Senderverbunds mit klassischer Musik (Die Zeit, Seite 47):

„Ihre Intendanten entstammen allesamt der ersten Generation der Nach-68er und haben von den einstigen Weltverbesserern vor allem das militante Desinteresse an der Hochkultur geerbt.“

Lemke-Matweys Kernthese:

„Die öffentlich-rechtlichen Radiomacher verspielen die Zukunft der klassischen Musik“.

In ihrem Artikel geht es auch - aber nicht nur - um den Plan des BR, zu Gunsten des Jugendkanals Plus den Sender BR-Klassik aus dem UKW-Netz zu verbannen (siehe zum Beispiel dieses Altpapier). Mit diesem „Radiokrieg, der keiner seiner will“, befasst sich ausführlich Charlotte Hunhorst (jetzt.de):

Nicht nur Hochkulturliebhaber sind wenig erfreut über die geplante Änderung des bayerischen Radioprogramms. Auch die Privatsender haben Angst. Philipp von Martius, Chef des jungen bayerischen Senders EgoFM , sprach in einem Interview vor ein paar Wochen bereits von einer ‚Materialschlacht‘. Seine Argumentation: Das Programm von BR-Klassik ist nahezu überall in Bayern empfangbar. Wenn auf diesen Sendeplatz statt eines Kultursenders nun ein breit aufgestellter Sender wie Puls käme, wäre die Reichweite ähnlich groß wie beim WDR-Jugendsender 1Live – einer der meistgehörten Sender Deutschlands. Kleine, wirtschaftlich mühsam aufgebaute Indie-Sender wie EgoFM mit ihren fünf Sendemasten hätten dagegen kaum eine Chance.“

[+++] Der morgige Sonnabend ist der Tag der Pressefreiheit, und es mangelt daher aktuell nicht an Texten, die sich explizit oder implizit mit dem Thema befassen. Petra Sorge (Cicero) ärgert sich über die Lahmarschigkeit der Branche in Sachen Pressseauskunftsgesetz:

„Für ein Presseauskunftsgesetz läuft beim Bundestag noch bis zum 5. Mai eine Petiton; vor dem Bundesverfassungsgericht ist eine Klage anhängig. Doch bei Journalisten und ihren Organisationen herrscht gespenstige Ruhe. Die Branche droht eine wichtige Gelegenheit im Kampf für mehr Pressefreiheit schlichtweg zu versäumen.

Der konkrete Grund für Sorges Ärger: Derzeit (Stand: 9.24 Uhr) haben sich für die Petition gerade einmal 1.673 Unterzeichner gefunden, benötigt werden 50.000. Notwendig ist das Gesetz nach Ansicht der Initiatoren, weil das Bundesverwaltungsgericht 2013

„festgestellt (hat), dass die Pressegesetze der Länder auf den Bundesnachrichtendienst als Bundesbehörde nicht anwendbar sind“.

Die Stilblüte „Pressefreiheit auf dem absteigenden Ast“ haben wir heute noch nicht gefunden. Kann aber noch kommen, denn der Guardian schreibt:

„Press freedom around the world has declined to its lowest level in over a decade.“

Die taz berichtet, auch in eigener Sache (weil Mitarbeiter der Zeitung betroffen sind):

„Sicherheitsleute greifen bei einer Veranstaltung der Alternative für Deutschland eine Journalistin und einen Fotografen an.“

Man kennt Ähnliches ja von anderen Parteien aus dem Milieu. Die FR greift den Vorfall aus Bremen ebenfalls auf. Die taz hat - um den Komplex Pressefreiheit im weiteren Sinne für heute abzuschließen - außerdem mit der Kriegsfotografin und World-Presse-Photo-Award-Preisträgerin Andrea Bruce gesprochen:

„Meine Angst nimmt zu. Es wird härter für mich. Ich glaube, dass gilt für viele Kriegsfotografen, die diese Arbeit bereits längere Zeit machen. Wenn ich vor Ort bin, ist es mehr die Antizipation Angst machender Situationen, die mich beunruhigt. Wenn ich fotografiere, mit Menschen spreche, dann bin ich nicht ängstlich.“


ALTPAPIERKORB

[+++] Wolfgang Michal (Carta) schreibt über ein „weit“ - unter anderem bei Alexander Kissler (Cicero) - „verbreitetes Missverständnis, dass Medien die Stimme des Volkes wiedergeben müssten“ (siehe auch Altpapier): „Dass Zeitungen nicht gleichzusetzen sind mit dem Meinungs-Durchschnitt ihrer Leser (öffentliche Meinung ist nicht gleich veröffentlichte Meinung), war übrigens schon so, als die Auflagen noch durch die Decke gingen und z.B. die Bildzeitung nicht zweieinhalb Millionen (wie heute), sondern fünf Millionen Auflage machte – oder der Spiegel statt 750.000 verkauften Exemplaren fast 1,3 Millionen Hefte absetzte. Es kann also nicht allein an der mangelnden Anpassung an den Zeitgeist oder am Aneinander-Vorbeireden von Journalisten und Lesern liegen, wenn die Auflagen sinken (hier ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens).“ 

[+++] Möglicherweise etwas zu lapidar - zumindest wenn man die Dynamik betrachtet, die das Thema im Laufe des Tages noch gewann - wurde hier am Mittwoch der durch den Springer/Funke-Deal evozierte Einstieg des Klambt Verlags in Programmzeitschriftengeschäft abgehandelt. Erst einmal das Wesentliche (in der Worten von Roland Pimpl/horizont.net): „Die kleine Mediengruppe Klambt kauft der großen Funke Mediengruppe fünf und dem Konzern Axel Springer drei Programmzeitschriften ab, damit Funke von Springer zwei Programmies (...), zwei Regionalzeitungen (...) und zwei Frauenmagazine (...) übernehmen darf. Kompliziert? Ja. Und es wird noch komplizierter: Es gibt Umbauten, Umzüge - und ein Yellow-Heft weniger.“ Falls wir das jetzt richtig verstehen, machen die bisherigen Redakteure der Klambt-Zeitschrift Lea mit Leuten von Heim & Welt in Zukunft in Baden-Baden diverse bisher in Hamburg und München angesiedelte TV-Zeitschriften (u.a. Bildwoche, Super TV, TV 4 Wochen, TV 4x7), während die Chefredakteurin von Lea eben dieses Blatt künftig in Hamburg macht - mit Kollegen, die dort eh schon hocken. Über den Journalismusverständnis des Hauses bzw. über den Status und Wert, den Redakteure dort haben, sagt das auch einiges aus. Auch nicht unkompliziert ist das, worauf Christian Meier (meedia.de) verweist: „Durch den Verkauf werden die Redaktionen und Produktionen der Titel, die sowohl bei Springer wie bei (Funke) eng miteinander verflochten sind – es gibt wohl keine Programmzeitschrift, die von einer einzelnen Redaktion gemacht wird, sondern Zentralredaktionen für mehrere Titel – wieder entflochten werden müssen. Und offenbar ist bisher keine offizielle Rechnung aufgemacht worden, wie viele Mitarbeiter eigentlich bei den Titeln beschäftigt sind, die nun den Besitzer wechseln.“

+++ Felix Salmon erläutert in seinem Blog den Ausspruch: „Breaking news is the most masturbatory thing journalists do. The reader couldn’t give a flying fuck who broke it.” Salmom meint: „When journalists start caring about scoops and exclusives, that’s a clear sign that they’re publishing mainly for the benefit of other journalists, rather than for their readers.“ (via @simonhurtz)

+++ Für Rundfunkhistoriker: Vor heute genau 90 Jahren begann mit der Norag die Geschichte des Radios in Norddeutschland (hans-bredow-institut.de)

+++ „Der Satz ‚Das deutsche Musikfernsehen ist tot‘, ersatzweise ‚mausetot‘ (Neue Osnabrücker Zeitung), gehört seit längerem zum medienjournalistischen Vokabular und ist ein schönes Beispiel dafür, wie markig vorgebrachte Formulierungen eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Gegenstand ersetzen“, schreibt Harald Keller in der Funkkorrespondenz - und beweist anhand des Programms in der kommenden Woche, dass die Leiche recht munter ist.

+++ Außerdem in der FK: eine Nachkritik zur Phoenix-Schwerpunktsendung „Drohnen & Co“ (Disclosure: Rezension ist von mir - RM)

+++ Und Peer Schader beschreibt im Stern-Blog Programmstörer die Vorgeschichte von Günni Wallraffs aktuellem Kampf gegen das Böse. Headliine: „Wie RTL mit seiner Burger-King-Recherche selbst geschaffene Märchen entzaubert.“ 

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.