Ist ein linker Herrenwitzbold the next Brüderle? Ist es zu fassen, dass ein früherer Kulturchef des Spiegel weniger klug ist als ein Siebtklässler? Die Berichterstattung über die Lage in der Ukraine hat ein neues journalistisches Genre hervorgebracht: das „apocalypsticle“. Ein dreiteiliger Fernsehfilm zum Thema NSU (unter Beteiligung Stefan Austs) ist in Planung. 6,7 Prozent der Summe, die Facebook für Whatsapp zahlt, zahlt die Deutsche Bank an die Kirch-Erben. Eine Literaturdebatte, die mehr sein könnte als das, bricht vielleicht auch gerade los, und die Mitte der Woche ausgebrochene Debatte über die Frage, ob Blogs eigentlich noch gebraucht werden, ist selbstverständlich noch nicht vorbei.
Der Vorspann macht bereits deutlich, dass wir in nachrichten- und thesenreichen Stunden leben, jedenfalls drängen heute sehr viele unterschiedlichste Themen aus dem nicht gerade engen Beobachtungsraum des Altpapiers nach oben. Halbwegs objektiv betrachtet, dürfte es aber geboten sein, mit Betrachtungen zur Berichterstattung in der Ukraine und der Lage der vor Ort arbeitenden Journalisten einzusteigen.
Eva Riedmann stellt im Tagesspiegel Journalisten vor, die jenseits des Mainstreams arbeiten:
„Seit Beginn der Proteste auf dem Maidan (haben sich) viele unabhängige Journalistenkollektive gebildet. Für ihre Arbeit bekommen sie meist kein Geld – außer kleinen Spenden, ein Mittagessen oder technische Unterstützung. Viele arbeiten deshalb nicht mit professionellem Equipment, drehen Filme und fotografieren mit dem Smartphone.“
Außerdem geht es um Hromadske-Radio. Dort
„arbeiten professionelle freie Journalisten, die sich für eine alternative Protestberichterstattung zusammengeschlossen haben. Aktuell gibt es den Radiosender nur online, Ziel ist es aber, bald eine Sendefrequenz zu bekommen.“
Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung ruft derweil dazu auf, für zwei „unabhängige und investigative“ Medienprojekte - darunter Hromadske.tv, also möglicherweise eine Schwester des im Tagesspiegel erwähnten Radiosenders - und eine NGO zu spenden („unabhängig“ ist natürlich ein dehnbarer Begriff, aber das heute nur am Rande). Die Reporter ohne Grenzen sind schockiert darüber, „dass nun zum ersten Mal ein Journalist bei den Protesten getötet wurde“. Es handelt sich um den 32-jährigen Wiatscheslaw Weremij.
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Lan-Na Grosse hat für die taz mit dem Kommunikationswissenschaftler Christian Baden über die hiesige TV-Berichterstattung und die Kritik daran gesprochen. Grosse fragt unter anderem, warum es „ausländischen Medien“ gelang, „sehr viel schneller und souveräner“ zu reagieren:
„Das kann teilweise Zufall sein, kann aber auch daran liegen, dass ausländische Medien einen anderen Fokus haben. Deutsche Medien beschäftigen sich eher damit, was in der Zivilgesellschaft und im Land los ist, als beispielsweise amerikanische. Das führt dazu, dass deutsche Journalisten etwas mehr rumreisen, auch wenn sie natürlich versuchen, zu den entscheidenden Zeitpunkten in den Zentren der Macht zu sein. Hinzu kommt, dass hierzulande schon einige Male über die Ukraine berichtet wurde und man daher in der Berichterstattung an vorhandenes Wissen anknüpfen kann.“
Mit der US-amerikanischen Berichterstattung beschäftigt sich Politico. Was nicht heißt, dass der Artikel für Leser aus Deutschland keinen Nährwert hat. Sarah Kendzio ist die sehr häufige Verwendung des Begriffs „apokalyptisch“ aufgefallen, sie benennt sogar ein neues journalistisches Genre entstanden ist: das „apocalypsticle“. Wir haben es dabei mit einer Anwendung der bisher vor allem von der Plattform Buzzfeed popularisierten Darstellungsform auf den Bürgerkrieg zu tun. So sieht ein Buzzfeed-Apocalypsticle übrigens aus.
Worin besteht für den User der Reiz der in diesen Listicles präsentierten Fotos?
„The fascination of the photos is not that Ukraine no longer look familiar, but that it finally does. Ukraine looks like a movie set, like World War II, like the apocalypse. It spurs the imagination because it is real.“
Kendzio kategorisiert diese Bilder als „disaster porn“. Ihr Fazit lässt an Härte nichts zu wünschen übrig:
„Pornography has long been seen as prurient but inevitable, and, in the Internet era, so ubiquitous as to be banal. Now apparently pain is, too. In the era of disaster porn, watching people suffer provokes the same sly admission of guilt as watching people have sex.“
[+++] Interessant ist ein Vergleich zwischen dem Thema Ukraine und dem Fall Edathy, den Tim Slagman (welt.de) anlässlich der Anne-Will-Sendung (die sich am Mittwoch mit letzterem befasste) anstellt:
„An dem Chaos rund um den Maidan lässt sich begreifbar machen, warum die tatsächliche Diskussion um den Fall Edathy ein wenig eigentümlich wirkte. Die Täter und Opfer von Kiew, ihre Herkunft und ihre Motivation ließen sich konkret am Einzelfall ermitteln (...) Kiew und die Menschen auf und um den Maidan, die Gewalt, all dies ist konkret und physisch vorhanden. Wie aber lassen sich vergangene Gespräche rekonstruieren? Wie kommt man hinter das Ziel eines Telefonanrufs, wenn man vermutet, die Aussagen des Anrufers entsprächen nicht so ganz der Wirklichkeit?“
Eine Kritik zu einer noch aktuelleren Talkshow zum Thema Edathy (in der, anders als bei Will, der Protagonist Thomas Oppermann hockte) steht im Übrigen bei Spiegel Online.
Jürgen Busche nimmt im Freitag die Causa Edathy zum Anlass, darüber zu räsonieren, wie sich der Umgang von Journalisten mit Geheimnissen verändert hat:
„Als der frühere Finanzminister Theo Waigel im Kampf um die Macht in der CSU in Konkurrenz zu Edmund Stoiber geriet, wurde von dessen Parteifreunden Münchner Journalisten eifrig gesteckt, dass es im Privatleben Waigels nicht so aussehe, wie es sich für einen christlichen Politiker gehöre. Die angesprochenen Journalisten gaben sich ungläubig (...) Dabei hatten die Redaktionen längst sorgfältig formulierte Geschichten über Waigel in den Schubladen liegen, um vorbereitet zu sein, wenn die Konkurrenz das Schweigen bricht. Das geschah aber nicht. Schließlich lud Waigel etliche Journalisten zu sich nach Hause ein und sprach mit ihnen über das, was sie alle wussten und nun in angemessener Form an die Öffentlichkeit brachten.“
Busche geht in seinem Text - in dem Waigel im Übrigen durchgehend „Weigel“ heißt - aber auch auf aktuelle Unterschiede in der Berichterstattung über Hausdurchsuchungen ein. Stichwort: Ulrich Hoeneß. Von dessen Hausdurchsuchung
„wurde einiges unter Journalisten bekannt, was den Weg nicht in die Öffentlichkeit fand. Hier dachten wohl die Münchner Zeitungen, es sei nicht gut, den Zorn der Bayern-Fans über das schon erreichte Maß anzuheizen. Darauf angesprochen konnten sie immer sagen: Das sind Gerüchte, es ist schwer, dafür Bestätigung zu finden. Nur manchmal sagt man es, und manchmal ist es so.“
[+++] In seiner Titelgeschichte widmet sich der Freitag den medialen Protagonisten einer neuen „konservative Revolution“, also jene „Alphatiere“ und „Feuilleton-Cowboys“ wie Matthias Matussek und Ulf Poschardt, die vor allem bei Springer zugange sind. Aber nicht nur. Altpapier-Autor Matthias Dell etwa schreibt über den Nicht-Springerschen Kombattanten Harald Martenstein:
„Ob er wirklich schlicht ist oder nur so tut, lässt sich nicht sagen. Zur Beliebtheit trägt die Pose auf jeden Fall bei.“
Im Haupttext analysiert Axel Brüggemann:
„Keiner (von ihnen) würde sich je offen zur AfD bekennen (...) Ihre eigentliche Funktion besteht darin, den an sich biederen Politikern der Neuen Rechten einen vermeintlich modern geführten und aufgeklärten Diskursraum zu bieten. Erst in diesem journalistischen Umfeld, das zuweilen wie ein publizistisch-pubertierender Kindergarten anmutet, werden bislang bestehende Tabus scheinbar spielerisch und aus purer Lust an der Provokation gebrochen.“
Einen Ratschlag, was man in der Auseinandersetzung mit ihnen bedenken sollte, hat Brüggemann auch noch parat:
„Die meisten von ihnen, Matussek, Henkel, Sarrazin, Köppel oder Broder haben nichts mehr zu verlieren. Sie haben ihre journalistische oder politische Glaubwürdigkeit längst eingebüßt. Das macht sie so unberechenbar. Und gefährlich.“
Einer von ihnen, Matthias Matussek, der große Guru der Homophoben (siehe Altpapier), bestätigt diese These gerade in The European:
„(...) Gleichgeschlechtlichkeit (ist) ein Fehler der Natur. So wie es Taubheit gibt. Oder die Rot-Blindheit. Oder Erbkrankheiten wie die Ahornsirupkrankheit.“
Eva Herman hätte es vermutlich differenzierter formuliert.
Bemerkenswert an dem Text Matusseks ist aber vor allem, dass er aus einem Fragebogen für Schüler zitiert, dessen Sinn er nicht begriffen hat. Darauf geht Stefan Niggemeier ein:
„Es handelt sich um Fragen, mit denen sich klassischerweise Lesben und Schwule konfrontiert sehen. Dadurch, dass die Fragen, Mythen und Stereotypen (...) umgekehrt und auf Heterosexualität angewandt werden, sollen die Schüler erkennen, wie sinnlos diese Fragen sind (...) Sie (...) sind schlimm, falsch und grotesk. Genau das ist der Witz. Das zu erkennen und auf die Fragen zu übertragen, mit denen sonst Homosexuelle konfrontiert werden, ist das Lernziel dieses Fragebogens. Dieses Fragebogens für Siebtklässler. Und der Mann, dessen Leseverständnis nicht ausreicht, um das richtig zu interpretieren (...) war eine Weile Kulturchef beim Spiegel.“
[+++] Wer „versucht sich“ gerade „als gelehriger Schüler Brüderles“? Es ist laut Christian Bommarius (Berliner Zeitung) jener Mann, dem die TSG Hoffenheim ihre Torhymne verdankt. Wir reden hier von dem Komponisten und Linken-Politiker Diether Dehm, der sich gegenüber der Zeit-Redakteurin Elisabeth Niejahr verhaltensauffällig verhalten hat. Diese berichtet in der aktuellen Ausgabe des Wochenblatts vom Parteitag der Linken in Hamburg. Als sie sich an einen Tisch stellt, um mit Dehm zu reden, passierte, wie sie schreibt, Folgendes:
„Er verabschiedet schnell einen Kollegen und wendet sich mir zu: ‚Macht nichts, ich rede sowieso lieber mit Frauen.‘ Dann tischt er einen Witz auf: ‚Kennen Sie den Unterschied zwischen Onanieren und Geschlechtsverkehr?‘ Leider fällt mir spontan dazu nichts ein. ‚Beim Geschlechtsverkehr lernt man mehr Leute kennen‘, löst er das Rätsel. Ich versuche, unbeeindruckt auszusehen.“
An dieser Stelle kann man natürlich nicht anders, als mit Niejahr zu sympathisieren. Ansonsten ist ihr Artikel in einem enervierend pseudo-naiven Tonfall verfasst, die Autorin performt eine Mischung aus Kindlich- und Omihaftigkeit, die ganz gut passt zu der Haltung, die in den aktuellen, von den Freischreibern gerade parodierten Zeit-Werbeclips zum Ausdruck kommt. Jedenfalls geht der Einstieg von Niejahrs Text so:
„Manchmal kaufe ich am Samstag Fisch und Gemüse auf einem Ökomarkt. Es gibt dort auch Chili-Tofu, Schokolade mit Pfefferkörnern und veganes Eis. Wer hier einkauft, auf dem Berliner Kollwitzplatz, muss nicht sparen.“
Dass Niejahr nicht sparen muss, ist natürlich äußerst erfreulich, aber darum geht es nicht, sondern:
„Trotzdem hat der 41-jährige Linken-Abgeordnete Stefan Liebich ausgerechnet hier bei der Bundestagswahl zum zweiten Mal ein Direktmandat erkämpft.“
Links wählende Chili-Tofuesser - was für ein Phänomen! Wenn Zeit-Herausgeber Helmut Schmidt das nicht bald durchanalysiert, sind wir aber sehr enttäuscht.
[+++] Eine Antwort auf den am Mittwoch das Altpapier prägenden Wolfgang-Michal-Beitrag für Carta zur Lage und Zukunft der Blogs findet sich ebd. Jürgen Fenn plädiert dort für ein neues Format, für eine
„Netzlese als eine Art rein blogosphärischer Perlentaucher oder ein Blog-Altpapier“.
Fenn stellt sich „eine Art Digest“ vor, „der einordnet und hervorhebt und erzählt, der ein eigenes Narrativ hervorbringt“.
Entstehen können solche Formate paradoxerweise aber nur in im weiteren Sinne altmedialen Zusammenhängen, denn der Aufwand dafür ist derart immens, dass ihn niemand leisten kann, der nicht dafür bezahlt wird. Wer könnte das besser beurteilen als wir, die wir uns bemühen, jeden Werktag einzuordnen, hervorzuheben und ein eigenes Narrativ hervorzubringen?
Ein weiterer Vorschlag Fenns:
„Ein Blog wie Carta hätte – wie jedes andere Projekt auch – eine Zukunft als ein kritischer Knoten im Web, als ein Sammelpunkt für diejenigen, die nach Alternativen suchen, die einen anderen Blick auf die Dinge pflegen; als ein Ort, den der Freitag seit Augstein aufgegeben hat und den es seitdem im Print nicht mehr gibt in Deutschland.“
[+++] Das globalmedienwirtschaftliche Thema der Stunde - Whatsapp geht für 19 Milliarden Dollar an Facebook - kommentiert Andrian Kreye auf der SZ-Meinungsseite:
„Will Zuckerberg (...) nur einen Rivalen vom Markt kaufen? Amazon fährt solche Strategien. Investiert in einen Vertrieb zu Dumpingpreisen, nur um die Konkurrenz platt zu machen. Der Kampf im Silicon Valley wird jedoch nicht nur gegen die Konkurrenz geführt, sondern auch darum, in jede erdenkliche Nische des Lebens vorzudringen. Die großen Erfolge feiern Firmen, die menschliche Gewohnheiten prägen. Es sind ja Basisfunktionen des täglichen Lebens, die da verkauft werden: eine Frage stellen; etwas mitteilen; etwas kaufen. Apple gelang es sogar, das Handwerk zu verändern: Es wird nicht mehr getippt, sondern geschoben und gewischt. (...) Und die Nutzer? Sie sind der begehrte Rohstoff, sie besiedeln ein Kampfgebiet. Sie müssen aufpassen, dass sie keinen Kollateralschaden erleiden.
Sind 19 Milliarden zu viel? Vielleicht, wenn man bedenkt, dass man American Airlines für weniger Geld hätte kaufen können (weitere Beispiele in diesem Tumblr). Bei wiesaussieht, das einen Beitrag des Internet-Magazins crossgepostet hat, lautet die Antwort dagegen:
„Nein. Die Schnittmenge zwischen Whatsapp- und Facebook-Usern ist sehr groß. Aus den täglich 50 Mrd. verschickten Nachrichten und dem Kontaktbuch der einzelnen User lassen sich wertvolle Daten sammeln. Diese helfen in der Zukunft die Werbebotschaften auf den Facebook Seiten und der App noch gezielter zu schalten. (...) Zuletzt sind die Wachstumszahlen bei Facebook in der jungen Zielgruppe zurückgegangen. Mit Whatsapp wirkt man dem entgegen.“
Auch die FAZ beantwortet die Preisfrage im übrigen mit „Nein“:
„19 Milliarden sind gar nicht so viel“.
+++ Vergleichsweise gering fällt da die Summe aus, die die Deutsche Bank an die Kirch-Erben zahlen muss (siehe auch Altpapier von gestern): 925 Millionen Euro bzw. 1,268 Milliarden Dollar (Tagesspiegel, Handelsblatt).
+++ Michael Hanfeld berichtet für die FAZ von Planungen Stefan Austs und der Produzentin Gabriela Sperl, die Geschichte der NSU als Trilogie zu verfilmen: „Ein Spielfilm über den rechtsextremen Terror – das klingt gewagt. Erscheint den Filmemachern aber möglich und nötig, um, wie Gabriela Sperl im Gespräch sagt, die Geschichte von ihren Anfängen bis zu dem zurzeit in München gegen das NSU-Mitglied Beate Zschäpe laufenden Gerichtsprozess aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.“
+++ Außerdem in Hanfelds Ressort: Mehr Frankfurter Allgemeiner Zweifel an der Währung Quote (siehe Altpapier vom Montag). Unter anderem geht es um „die Fehlermarge“, die auch in der „sehenswerten“ 3sat-Dokumentation „Die Macht der Quote“ Thema war: „Bei einem Marktanteil von zehn Prozent betrage die statistische Ungenauigkeit 0,8 Prozent. Das heißt – je geringer der Marktanteil oder die Einschaltquote ist, desto weniger kann man auf sie geben. Was für kleine Sender und Programme, die sich von vornherein an ein bestimmtes Publikum richten, fatal ist.“
+++ Und auf der Aufmacherseite des FAZ-Feuilleton beweist Dietmar Dath wieder einmal, dass er ein Schnellschreiber ist. Zum erst gestern in der Zeit erschienenen Maxim-Biller-Riemen über den hiesigen Literaturbetrieb hat er schon eine auch nicht gerade kurze Gegenrede parat. Es ist hier nicht der geeignete Ort, diese Debatte zusammenzufassen (zumindest nicht heute), deshalb seien hier zwei möglicherweise neugierig machende Zitate herausgegriffen, die in keinem direkten Zusammenhang stehen. Biller geißelt unter anderem die vermeintlich anpasserische migrantische „Onkel-Tom-Literatur“ („Auch sie entscheiden sich wie ihre deutschen Kollegen sprachlich meist für den kalten, leeren Suhrkamp-Ton oder für den reservierten Präsensstil eines ARD-Fernsehspiel-Drehbuchs“). Und Dath schreibt: „Maxim Biller semmelt der Bewusstseinsindustrie eins rein, das ist seine Begabung, das kann und soll er. Aber die Zustände, die er ablehnt, reimen sich zu gut auf die Zustände in den Städten, an den Schulen, in den Parlamenten, als dass sie sich auf die Formate der Bewusstseinsindustrie werden stutzen lassen. Das Allerbeste an der Literaturdebatte, die Biller will, ist der Umstand, dass sie sich als Literaturdebatte allein gar nicht führen lässt.“
+++ Christoph Bauer, der neue Vorstandsvorsitzende von M. DuMont Schauberg, kündigt auf der SZ-Medienseite im Gespräch mit Caspar Busse an: „Wir werden natürlich keine neue Tageszeitung starten, aber Ergänzungen. Es geht um zusätzliche Inhalte, um neue Zielgruppen. Ein Thema ist: Wie erreichen wir die jungen Menschen, gerade in Berlin?“ Ob konkret „ein neues Wochenmagazin für Junge“ (Busse) geplant sei, beantwortet Bauer ausweichend („Vorstellbar ist vieles“). „Die Tageszeitung ist die Formel 1 des Journalismus“, sagt Bauer auch noch, und man fragt sich, was es über den Zustand der Verlagsbranche aussagt, wenn deren Bauers glauben, mit solchen im ersten Moment knalligen, aber letztlich bedeutungsleeren Formulierungen aufwarten zu müssen.
+++ Nach mehr als vier Jahren hat die Staatsanwaltschaft München I das Verfahren gegen den gerade vom NDR-Medienmagazin „Zapp“ gewürdigten Journalisten Hubert Denk aus Passau eingestellt (dpa/Münchener Merkur). Zu den Hintergründen siehe ein Artikel des Betroffenen. Auch im Altpapier stand gelegentlich etwas zu der Causa.
+++ Ein Jahr, nachdem Nikolaus Förster, der Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins Impulse, Gruner + Jahr diesen Titel abgekauft hat, zieht er eine Bilanz (kress.de).
+++ Dass die ARD uns rechtzeitig davon in Kenntnis setzt, dass sie das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 unter anderem mit einem Eventfilm unter dem Arbeitstitel: „Die Luthers“ zu begehen gedenkt (siehe dwdl.de), wissen wir als kirchlich finanzierte Medienkolumne natürlich außerordentlich zu schätzen. Nico Hofmann ist nicht beteiligt, ansonsten könnte man das erste große Interview zum Film wahrscheinlich Anfang 2015 in der FAZ lesen.
Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.