Ey, Egotripper, lest mal Gadamer!

Heute auf der Agenda: Texte und Metatexte zur Zeitungszukunftsdebatte, Einschätzungen zum politischen Journalismus und zur Demoskopie hier zu Lande. Und was gibt eigentlich die Merkel-Doku im ZDF her? Außerdem: Beckenbauers „Vitaminspritzen“-Thesen, leidende ZDF-Freie, 25 Jahre Gladbecker Geiseldrama.

Zu den großen Debattenthemen dieses Tages gehört ein Interview, das Manfred Bissinger mit Günter Grass geführt hat und in der SZ (Seite 11) erschienen ist. Es ist die Kurzfassung eines Gesprächs, das in diesem Buch abgedruckt sein wird. Mediale Aspekte spielen in der in der SZ publizierten Fassung nur am Rande eine Rolle - die vermeintlich „brisanten“ Stellen haben irgendwas mit Lafontaine zu tun, siehe Haupttext auf Seite 1 der SZ -, aber uns interessiert natürlich, was dort über Journalismus gesagt wird. Bissinger bemerkt an einer Stelle:

Kampagnen-Journalismus gab es immer. Früher allerdings hatten wir ein Lager rechts und eines links von der Mitte. Die Leser hatten mehr Möglichkeiten, sich selber ihr Urteil zu bilden.“

Die Äußerung wirft Fragen auf, nicht zuletzt deshalb, wenn sie von jemandem kommt, der mal dem linken „Lager“ angehörte. Man interpretiert Bissinger wohl nicht falsch, wenn man ihm nachsagt, er beklage es, dass es heute weniger „Lager“ gibt als früher. Aber wie viele gibt es noch? Die Antwort hängt natürlich auch davon ab, wo man die „Mitte“ ansiedelt.

Thomas Leif und Lutz Hachmeister äußern sich diesbezüglich deutlicher. In einem Interview, das auf der vom alten ARD-Haudegen Leif verantworteten Plattform talk-republik.de zu sehen ist, sagt Hachmeister, die journalistische Klasse sei heute im Kern bürgerlich und konservativ, ihr „affirmativer Journalismus“ führe zur „Ermüdung“. Und Leif merkt an:

„Die kritischen Linksintellektuellen, die es ja vielleicht mal gab, den reflektierenden Journalismus, den kann man heute mit der Lupe suchen.“

Hachmeister geht nicht direkt darauf ein, stimmt aber implizit zu:

„Es ist ja nicht zufällig, dass gerade die Frankfurter Rundschau quasi nicht mehr existent ist (..,) - und dann ironischerweise von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gekauft wird. Vor 20 Jahren hätte man es umgekehrt gesehen. Man hätte der FAZ keine große Zukunft vorausgesagt, nach dem Motto: Die stirbt mit ihren Lesern (...)“

Die Äußerungen stammen keineswegs aus einem tagesaktuellen Video: Der Clip wurde bei YouTube am 4. August eingestellt. Das Interview kursiert aber erst jetzt, weil newsroom.de am Montag Teile daraus zitiert hat. Das ist ja ein gar nicht mal seltenes Phänomen: Manche Beiträge gehen am Tag ihres Erscheinens unter, können, falls sie zufällig am richtigen Informationsknotenpunkt landen, ein paar Tage später dann aber doch noch ein passable Verlinkungskarriere machen.

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Es geht in dem Interview auch um den öffentlich-rechtlichen Hauptstadtjournalismus, der „inhaltlich-politisch im Sinne einer kritischen Reflexion tot“ sei, wie Hachmeister sagt. Bemerkenswert ist noch, dass Hachmeister am Ende des Interviews betont, er würde dem Aspekt der „Beschleunigung“, dem er 2007 in seinem Buch „Nervöse Zone. Politik und Journalismus in der Berliner Republik“ noch große Bedeutung zugemessen hatte, heute weniger stark gewichten. Es fehle heute an „politischen Projekten, die von Publizisten unterstützt oder mit Gegnerschaft bedacht werden“. Wenn diese mit „Verve und Charme vermittelt“ würden, setzten sie sich auch durch, Beschleunigung hin oder her.

Eine Erkenntnis des Interviews lautet, dass, wenn man über eine Krise der Medien redet, auch über eine inhaltlich-intellektuelle Krise reden muss, über ein Phänomen, das mit dem Internet erst einmal nichts zu tun hat. Die Erkenntnis ist nicht neu, aber sie geht ja oft unter.

Als gute Ergänzung zum Hachmeister-Interview eignet sich eine Studie zweier Politikwissenschafts-Doktoranden aus Konstanz und Bern: „German public opinion has become less polarised over the past 30 years“, lautet das Fazit. Die London School of Economics präsentiert die Untersuchung in ihrem Blog European Policies and Policy:

„Our findings for the German case contrast with evidence from the United States. In a similar analysis (...), Delia Baldasssarri and Andrew Gelman have shown that polarisation slightly increased from 1972 to 2004. On the other hand, recent studies on polarisation of mass opinion in the UK (...) or the Netherlands (...) have, like our study on Germany, reported trends of depolarisation rather than polarisation. We hesitate to interpret existing evidence in this young research field as evidence for institutionally or elite induced movements in public opinion. Too little is known about the interplay between elite and mass polarisation.“

Als Nicht-Wissenschaftler kann man sich aber durchaus zu der spekulativen Frage inspirieren lassen, welche gesellschaftlichen und medialen Ereignisse in den vergangenen rund 30 Jahren dazu beigetragen haben könnten, dass wir es heute mit einer „Entpolarisierung“ zu tun haben. Um mal ein paar zu nennen: die „geistig-moralische Wende“ im Herbst 1982, das Erscheinen der gefälschten Hitler-Tagebücher im bis dahin als linksliberale Bastion geltenden Stern im Frühjahr 1983, der Start des Privatfernsehens im Januar 1984 (der von der „geistig-moralischen Wende“ schwer zu trennen ist). 1985 verabschiedete sich, aber das natürlich nur am Rande, der oben zitierte Manfred Bissinger endgültig von der Linken, als er von konkret zu Natur wechselte - nachdem er sich als Senatssprecher in Hamburg zwischenzeitlich schon vorher verabschiedet hatte.

[+++] Die Einschätzungen Hachmeisters und Leifs zum Zustand des politischen Journalismus kann man heute anhand des Films „Macht Mensch Merkel“ überprüfen  - und natürlich anhand dessen Rezeption. Michael Hanfeld vergleicht die Doku von Bettina Schausten und Mathis Feldhoff mit „Kante Klartext Kandidat – Der Herausforderer Peer Steinbrück“ (siehe Altpapier). In dem aktuellen ZDF-Film tauchten

viel mehr Kritiker auf (...) als vor einer Woche in dem Steinbrück-Stück, das Claus Richter und Thomas Fuhrmann in der Reihe ‚ZDFzeit‘ gezeigt haben. Und doch vermittelt der Merkel-Film einen für die Porträtierte einträglicheren Eindruck. Die Steinbrück-Doku zeigte einen Herausforderer, der Durchhalteparolen nötig hat (...), ganz gleich, wie viel mediale Präsenz ihm zuteil wird (bei ARD und ZDF gehörte die vergangene Woche ihm). Darauf folgt die Amtsinhaberin, der keiner etwas kann, schon gar keiner aus der Phalanx der Beta-Männchen in den eigenen Reihen, deren Gejammer man nicht mehr hören kann.“

Julia Emmrich schreibt bei derwesten.de:

„Interessant wäre, was jene Merkel-Begleiter zu sagen hätten, die das Boot vorzeitig verlassen mussten: Doch weder Ex-Ministerin und Merkel-Freundin Annette Schavan noch Ex-Minister Norbert Röttgen wollten sich äußern. Um überhaupt einen internen Kritiker zu finden, musste das ZDF rechts außen suchen.“

Und fand dort den „CDU-Hardliner Jörg Schönbohm“ (Emmrich).

[+++] Dass die Berichterstattung zu den Bundestagswahlen im Fernsehen in irgendeiner Form anregend sein wird, dafür spricht, wenn wir Hachmeister und Leif glauben, eher wenig. Medienseiten müssen sich aber trotzdem jetzt schon damit beschäftigen, zum Beispiel heute der Tagesspiegel:

„Fest steht, dass die Zahl der unentschiedenen Wähler wächst. Das ZDF reagiert darauf und wird drei Tage vor der Bundestagswahl ein ‚Politbarometer‘ ins Programm bringen. Das ist neu, bisher gab das Zweite die Umfragewerte zehn Tage vor der Wahl bekannt. Chefredakteur Peter Frey begründete die Änderung am Montag in Berlin damit, dass der Bürger immer kurzfristiger seine Wahl-Entscheidung treffe und der Sender sein von der Forschungsgruppe Wahlen gewonnenes Wissen dem Publikum nicht vorenthalten wolle. Anders die ARD, sie wird nach Aussage von Chefredakteur Thomas Baumann ‚nach gegenwärtigem Stand an ihrer in den letzten Jahren geübten Praxis, in den letzten neun Tagen vor der Wahl keine Umfragedaten zur sogenannten ‚Sonntagsfrage’ zu veröffentlichen, festhalten.‘ Dafür spreche eine ganze Reihe von Gründen (...) Für Baumann ist die von manchen gehegte Hoffnung, mit kurz vor der Wahl publizierten Daten zur Sonntagsfrage dem tatsächlichen Wahlergebnis näherzukommen, ‚nicht begründet‘. Zudem könnten kurz vor dem Wahltermin publizierte Daten zur ‚Sonntagsfrage‘ eine unbeabsichtigte manipulative Wirkung entfalten – etwa kurz vor dem Wahltag den Eindruck erwecken, die Wahl sei bereits gelaufen – und damit eine Demobilisierung der Wahlberechtigten provozieren.“

Ein anderer Aspekt kommt in dem Artikel aber nicht vor: Prognosen können auch dazu beitragen, dass eine Partei, die darin außergewöhnlich schlecht abschneidet, nach der Wahl plötzlich prima da steht, weil Sympathisanten durch die Vorhersage aufgeschreckt wurden - siehe die vergangenen Landtagswahlen in Niedersachsen bzw. einen Cicero-Beitrag aus dem Mai dieses Jahres.

[+++] Vor Texten und Metatexten zur Zeitungszukunftsdebatte bei Spiegel Online (siehe diverse Altpapiere) kann man sich weiterhin kaum retten. Die Kritik wird lauter - wobei man natürlich sagen muss: Egal, wie diese Debatte bisher verlaufen wäre: Dass die Reaktionen nicht nur positiv ausfallen würden, war vorprogrammiert, so etwas liegt in der Natur der Sache, wenn ein derart namhaftes Medium und ein Zampano wie Cordt Schnibben dahinter stehen.

Ein aktueller Primärtext stammt von Konrad Lischka: „Was kommt, wenn die Regionalzeitung geht“ - darüber macht er sich Gedanken. Steffen Grimberg hält nicht so viel von Lischkas Text und empfiehlt als Alternative einen praktisch gleichzeitig erschienenen Guardian-Text, in dem Roy Greenslade schreibt:

„I still believe passionately in the importance of real local journalism. It is an absolute bulwark of democracy, and it is utterly failing to fulfil that role. At its best, it strengthens communities. And it can be the most enormous fun (...) There isn't anything more worthwhile in this business then getting out there and learning what makes people tick.“

Nun zu den Metatexten: Stefan Winterbauer (meedia.de) hat ja nicht so oft Recht, gegen die Beobachtung, dass die Debatte von einem „gewissen Adabeitum und selbstherrlicher Ego-Pflege“ geprägt sei und man dort „das immergleiche Insider-Geschwätz von vorgestern“ lese, lässt sich nicht viel sagen. Sascha Lobo haut als Gastautor in Stefan Niggemeiers Blog in eine ähnliche Kerbe:

„Jeder einzelne bisherige Teilnehmer der Debatte empfiehlt als Lösung der Zeitungskrise letztlich: sich selbst (...) Die deutsche Mediendebatte krankt daran, dass ihre Teilnehmer unfähig oder unwillig sind, die eigene Perspektive zu verlassen. ‚Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte‘, sagte der Philosoph Hans-Georg Gadamer. Wenn man selbst die Lösung ist, wäre demnach keine Debatte möglich.“

Lobo verarztet jeden Beteiligten - auf die unterhaltsamste Weise hat dies aber vor ein paar Tagen Don Alphonso getan, als er in seinem FAZ-Blog die in der Debatte stark vertretenen Unternehmensberater kritisierte:

„Sie sind Mitte 40 bis Mitte 50, sie arbeiten in kleinen, handwerklichen Betrieben. Es gibt viele davon, der Konkurrenzdruck ist hoch, das Geschäftsfeld ist nicht allzu profitabel, sie schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch. Sie nehmen jede Arbeit an, die sie halbwegs beherrschen, und wenn sie das nicht tun, hoffen sie dennoch, dass am Ende bezahlt und nicht moniert wird. Die Kunden kennen sich zum Glück oft nicht besonders gut aus, und andere Handwerker machen auch keinen besseren Pfusch.

Die Frage, die sich nach der Lektüre der Artikel Winterbauers, Sascha Lobos und Don Alphonsos aufdrängt, lautet folgendermaßen: Wie konnte es denn dazu kommen, dass Unternehmensberater und andere Egotripper mit Gebrauchtwagenhändlercharme, die lediglich ihre Haut zu Markt tragen und den Inhalt der Selbstvermarktung unterordnen, überhaupt führende Positionen in der Medienzukunftsdebatte erarbeiten konnten? Was sagt das aus über die Diskursbetrieb?

[+++] Der Umgang mit dem Thema Doping im ZDF war gestern das Hauptthema in dieser Kolumne, heute spielt er unter anderen Vorzeichen eine Rolle. Diverse Medienbeobachter beschäftigen sich mit Äußerungen Franz Beckenbauers in der Jubiläumsausgabe des „Aktuellen Sportstudios“, zum Beispiel Claudio Catuogno in der SZ:

„Es gibt Momente, da stößt sogar Franz Beckenbauer mit seiner unbekümmerten Jovialität an Grenzen (...) Doping im Fußball? Als er noch Spieler war, habe man das Wort noch gar nicht gekannt - das hatte Beckenbauer kürzlich sinngemäß mitgeteilt, im Zusammenhang mit der derzeit viel diskutierten Studie über Doping in Westdeutschland. Das sei aber interessant, hakte nun der ZDF-Mann Michael Steinbrecher nach: Hatte nicht Beckenbauer selbst 1977 in einem Gastbeitrag für den Stern geschrieben: ‚Medizinisch ist heute in der Bundesliga praktisch noch alles erlaubt, was den Spieler zu Höchst- und Dauerleistung treibt. (...) Nicht alles, was heute mit Fußballern gemacht wird, ist harmlos, die Grenzen zum Doping sind fließend'?“

Dietrich Leder kommentiert in seiner Kolumne bei funkkorrespondenz.de:

„Nun kann der Medienprofi Beckenbauer, der sich wie immer charmant und gar nicht arrogant zeigte, wirklich nicht mehr alles erinnern, was unter seinem Namen alles gegen teures Honorar veröffentlicht worden ist oder was er jemals in eine Kamera gesprochen hat. Doch seine Reaktion bewies auch, dass er das Thema Doping mit einer Brachialstrategie, die besagt, dass Doping für Fußballer angesichts der Häufigkeit der Spiele keinen Sinn ergebe, aus der heilen Welt der Bundesliga und – vor allem – der Nationalmannschaft verdrängen möchte. An diesem ‚Sportstudio‘-Abend redete er sich allerdings um Kopf und Kragen, als er zunächst erklärte, dass ihn nie ein Manager, Trainer oder Arzt genötigt habe, etwas zu nehmen, von dem er nicht gewusst habe, was es denn sei. Um dann fortzufahren, dass die deutschen Spieler – beispielsweise bei der WM 1966 in England, bei der Beckenbauer als Nationalspieler dabei war – schon ‚Vitaminspritzen‘ bekommen hätten. Dass es sich um ein reines Vitaminpräparat – und nicht, wie unterstellt, um ein Aufputschmittel – handele, hätten die Ärzte gesagt. Hier unterbrach ihn Steinbrecher nun zu Recht: ‚Also, Sie haben etwas bekommen, aber wussten nicht genau, was drin war?‘ Worauf Beckenbauer erklärte, was keiner behauptet hatte: ‚Ich bin kein Arzt‘, und so zugleich gestand, dass sein Eingangssatz, er habe stets gewusst, was ihm verabreicht worden sei, falsch war.“

Und der Blog fussballdoping.de hat die „entscheidenden dreieinhalb Minuten“ transkribiert.

[+++] Da es heute ja ohnehin schon ein ZDF-lastiger Tag ist, greifen wir auch gern noch einen taz-Artikel auf, der beschreibt, dass man am Lerchenberg die Einsparforderungen der KEF nicht zuletzt dergestalt umsetzt, dass die Freien zu leiden haben.

„Der große, stolze öffentlich-rechtliche Sender: perspektivlos, zynisch, asozial."

Diese harschen Worte zitiert Daniel Bouhs aus einem „Rundschreiben“ Ludger Blankes, der Kameramann im Berliner Hauptstadtstudio und Mitglied des Personalrats ist. Außerdem berichtet Bouhs:

„Mancher arbeitet nun nur noch indirekt für das ZDF, das Elemente seines Programms auslagert. So belasten die Leistungen nicht den Personal-, sondern nur noch den Produktionsetat - den hatte die KEF nicht kritisiert. Bei dem Polittalk ‚Log in‘ etwa sind nur noch die Chefs beim ZDF unter Vertrag, die meisten Mitarbeiter bei der Produktionsgesellschaft Probono.“


ALTPAPIERKORB

+++ Legal Tribune Online blickt anlässlich des 25. Jahrestages zurück auf die Berichterstattung über das Geiseldrama von Gladbeck - und die Folgen diverser journalistischer Grenzübertritte. Claudia Kornmeier schreibt: „Die Presse war von Anfang an mit dabei. Journalisten führten zunächst Telefoninterviews mit den Tätern, als sich diese noch in der Bank verschanzt hatten. Später übertrugen private wie auch öffentlich-rechtliche Sender die Gespräche der Journalisten mit den Geiselnehmern und ihren Opfern im Fernsehen. Ein Fotograf übernahm irgendwann so etwas wie die Vermittlerrolle zwischen Geiselnehmern und Polizei. Am Ende stieg ein Journalist sogar in das Fluchtauto, um den Tätern den Weg zur Autobahn zu zeigen.“

+++ Eine hübsche Beobachtung zu den Krawalldebatten im britischen Fernsehen und Radio hat Laurie Penny unter der Überschrift „Our news is dominated by people in expensive suits, shouting at each other“ für die Wochenzeitschrift New Statesman notiert: „My least favourite part of any TV debate is the moment you step off the shiny set and back into the real world, when you have to make friendly small talk with the person you were ‚debating‘, as sound engineers go through the delicate process of removing the radio microphones without ransacking your underwear. It goes beyond professional politeness to an exchange of secret smiles, an understanding that we may pretend to hate each other on screen, but we’re all friends really, when the cameras are off. We’re part of the same media elite, we run in the same circles and we’re playing the same game.“

+++ Katharina Riehl widmet sich auf der SZ-Medienseite dem Film „Das Glück ist eine ernste Sache“, den die ARD am Mittwoch zeigt - und berichtet auch Vielsagendes über den ARD-Apparat. Es geht hier nämlich um einen Film, „den der NDR schon im Herbst 2008 drehen ließ, 2009 auf dem Hamburger Filmfest zeigte und erst jetzt ins Fernsehen bringt, was offenbar weniger mit dem Film selbst zu tun hat als mit dem System der ARD. Mit Fragen danach also, wann ein Sender einen Film abrechnen muss und welche Mischung von Filmen eine Landesrundfunkanstalt wie der NDR ins erste Programm bringt. Zu oft in einem Jahr will, zum Beispiel, der NDR nicht tragischkomisch sein. Und dann kann das schon mal dauern.“

+++ Mit einer Helmkamera hat ein Kriegsfotograf seine Arbeit im syrischen Aleppo dokumentiert (The Unknown Photographer Blog)

 +++ Das vom oben zitierten Lutz Hachmeister geführte Institut für Medienpolitik liefert für Urlaubsheimkehrer eine Übersicht über die verschiedenen Interpretationen von Jeff Bezos‘ Motiven beim Kauf der Washington Post.

+++ Die sexistische Eigenwerbung, mit der die Nordhäuser Neue Zeitung zu fragwürdiger Berühmtheit gelangt ist (siehe Altpapier von Donnerstag) ist Thema bei Spiegel Online.

Neues Altpapier gibt es wieder am Mittwoch.