Ärger ist ein guter Teaser

Frische Fernsehvorschauen: das Kanzler-Duell im September (wievielte Wahl war Anne Will?), der Guttenberg-Filmfilm nächste Woche, runder Geburtstag des biologisch jugendlichsten Einschaltquoten-Senders. Außerdem: Vertraulichkeits-Ärger für den Spiegel, die bisher positivste nicht-lobbyistische LSR-Auslegung, aber auch neue negative.

Einer der großen Zuspitzer im deutschen Journalismus ist der Bundesvorsitzende der Journalistengewerkschaft DJV, Michael Konken. Seine Kolumne im aktuellen Heft des DJV-Magazins journalist (S. 6) trägt die Überschrift "Nimm den Raab" und schmettert los:

"... Warum nicht gleich die 'Tagesschau' aus dem Dschungelcamp, moderiert von Dieter Bohlen? Denkbar wäre auch, Politikmagazin wie 'Monitor' oder 'Panorama' von Florian Silbereisen moderieren zu lassen, mit ein bisschen Volksmusik im Hintergrund."

Als, wie gesagt, Gewerkschaftschef spitzt man natürlich nicht mit dem Schnitzbeitel zu, sondern eher mit dem Dampfhammer. Konken-Kolumnen lesen sich am besten, wenn man sie sich in einen Saal hinein gebrüllt vorstellt, in dem die Journalistengewerkschaftler gerade die roten Fahnen in den Ecken abgestellt haben, um vorm Weiterdemonstrieren ein paar Biere zu zischen. Übrigens - wir nähern uns schon der Tagesaktualität! - ist Konken, anders als es anfangs scheint, durchaus für Stefan Raab als Mitmoderator des Kanzlerduells. Denn, heißt es später:

"Der Berufsjugendliche Stefan Raab erreicht mit seinen Sendeformaten Zielgruppen, die anderen Sendern verloren gegangen sind. Die alten medialen Zöpfe müssen ab. ..."

Wunderbare Formulierungen. Bloß litt die Aktualität ein wenig unterm Dampfhammer. In der Tagespresse heißt es gerade, eigentlich müsse Raab Peer Steinbrück, der ihn als Duell-Moderator zunächst abgelehnt hatte (siehe Altpapier), ja dankbar sein. Denn "nur drei Jahre nachdem der Entertainer den Höhepunkt seiner Karriere erreicht hat", stehe Raab "vor dem Ende", schreibt Jakob Wais in der Welt. Das ist natürlich ebenfalls zugespitzt; vor allem hilft es, beim Lesen den großen Vorzug Raabs mitzudenken, dass er zu den wenigen Entertainern ohne guten Draht zur, sondern mit gesunder Skepsis gegenüber der Springerpresse gehört.

Dennoch guter Artikel, zumal Wais die quasitägliche Raab-Show "TV total" als Wurzel des Übels identifiziert:

"Raab braucht: neue Gags, neue Show-Konzepte - und er braucht vor allem wieder ein Verständnis dafür, welche Themen die Menschen in diesem Land bewegen, was sie wirklich unterhält. Mit dem Abspielen lustiger bis peinlicher Videoschnipsel lässt sich keine gute Show mehr füllen, das können YouTube und die unzähligen Fail-Blogs längst besser - und vor allem sehr viel schneller."

Der letzte Satz lautet aufmunternd: "Schlag dich selbst, Raab!".

[+++] Die heutige Mediencelebrity-Toppersonalie ist (wenn man davon absieht, dass zwar leider nicht die ARD Thommy Gottschalk wegen einer neuen Musikshow, aber immerhin Thommy Gottschalk der ARD deswegen abgesagt hat, siehe Tsp./ EPD), dass das Quartett der Moderatoren feststeht, das in fast exakt einem halben Jahr das Duell zur Bundestagswahl moderieren wird.

Neben Raab und dem ewigen Peter Kloeppel auf der männlichen und Privatsender-Seite sind öffentlich-rechtlicher-seits Maybrit Illner (der übrigens Klaudia Wick wegen ihres Pilawa-Nachfolge-Jobs in der BLZ zu bedenken gab, dass sie, "dieser Tage, wo jeder jederzeit auf jedem Kanal alles moderiert", so Gefahr laufe, ihr "Alleinstellungsmerkmal" aufzugeben) und - das ist neu - Anne Will dabei.

Der Tagesspiegel mit gutem Draht zu den Protagonisten des Getalkes verspricht am Anfang seines Berichts zu schildern, "warum sich die Talkerin am Ende durchsetzte". Allerdings ist die Auflösung der Durchsetzungs-Story unspektakulär, bzw. könnte daran sogar spektakulär sein, dass Will nur dritte Wahl gewesen sei. Erst habe Frank Plasberg, der bei der letzten Wahl mit dabei war, abgelehnt ("Vier Journalisten fragen zwei Politiker, das ist eine Erfahrung, die ich nur einmal machen wollte"). Dann schlug

"der WDR ... in der Chefredakteursrunde dann offenbar Ulrich Deppendorf, Leiter des ARD-Hauptstadtstudios vor, der sich dann auch gegen Will durchsetzte. Dass das aber in Sachen Frauenförderung und der Rolle der Talkerin in der ARD einige Fragen aufgeworfen hätte, ist dann den Fernsehdirektoren wohl schnell klar geworden",

berichtet Sonja Pohlmann. Hat Will wenigstens Günther Jauch ausgestochen? Auch nicht, Jauch wollte gar nicht, auch weil "es mit Raab bereits einen Unterhaltungsjournalisten in der Runde gibt", wie er dem Tsp. sagte, und talkt lieber am Abend des Wahlsonntags im Anschluss an Deppendorfs Talkrunde.

Jedoch: Silke Burmester, die TAZ-Kriegsreporterin, sieht dieselbe Sache kämpferischer: "Die ARD-FernsehdirektorInnen haben den acht Doofmännern" - den ARD-Chefredakteuren, die sich pro Deppendorf ausgesprochen hatten - "die lange Nase der Vernunft gezeigt und sich über die Votierung hinweggesetzt", schildert sie die Vorgänge. Wie Sie gewiss längst wussten oder andernfalls eben bemerkt haben: Die TAZ-Kriegsreportage ist ebenfalls ein meinungsstarkes Kolumnenformat mit Konken-Power, bloß eines, das sich an etwas jugendlicheres oder zumindest berufsjugendlicheres Publikum wendet.

[+++] Der biologisch jugendlichste Sender im klassischen Einschaltquoten-Fernsehen ist RTL 2 und ging dieser Tage bzw. "exakt heute vor 20 Jahren" auf Sendung. Deshalb stehen Geburtstags-Artikel auf der Agenda. Der von Hans Hoff aus der SZ gestern ist frei online zu haben, ein Interview mit dem aktuellen Geschäftsführer Jochen Starke gibt's bei dwdl.de. Und heute also würdigt ebenfalls der Tagesspiegel den Trashsender, der sein Konkurrenzprogramm so sehr prägte, dass er wegen des Trashs rundum gar eigentlich gar nicht mehr als Trashsender bezeichnet werden kann:

"Dieses Fernsehen über und mit Menschen wie dir und mir, möglichst unverstellt und unverkrampft und doch in einer fernsehaffinen Situation, dieses B-Fernsehen durchzieht und prägt die Programmgeschichte",

meint Joachim Huber. Ihm ist für diesen Artikel ein veritables Kunststück gelungen - einen Medienwächter aus dem bekanntlich recht irren deutschen Landesmedienanstalten-Föderalismus als zitablen Experten heranzuziehen:

"'RTL 2 ist ein Sender, der immer wieder versucht, seine Nische zu finden und etwas zu machen, was es vorher in Deutschland noch nicht gab',
sagte Michael Fingerling von der zuständigen hessischen Medienanstalt LPR."

[+++] Kurzer Einschub: Der aktuellste Beitrag zum Landesmedienanstalten-Föderalismus steht auf der FAZ-Medienseite 31 (derzeit nicht frei online): "Die Drittsendevergabe für Sat.1 ist ein Aberwitz", lautet die Überschrift. Die jüngste Entscheidung der rheinland-pfälzischen Medienwächter über die im Programm größerer Privatsender gesetzlich vorgeschriebenen sog. "Drittanbieter" sei

"ein Lehrbeispiel für deutsche, für rheinland-pfälzische, für sozialdemokratische Medienpolitik; für eine Politik, die im kleinsten Karo unterwegs ist und das Gegenteil dessen zementiert, was sie sich auf die Fahnen geschrieben hat",

schreibt Michael Hanfeld. Was dieses ohnehin kaum darstellbare Dritt-Problem aktuell weiter verkompliziert: Einerseits zieht Sat.1 ja landesmedienanstaltenrechtlich nach Schleswig-Holstein um, andererseits ist Sat.1 einschaltquotenmäßig vielleicht schon gar kein größerer Privatsender mehr.

Zurück zu Hubers RTL2-Medley: Ansonsten lässt er dort Sendergesichter Revue passieren (bzw die Sendergesichter, die ein Tagesspiegel-Ressortleiter, der privat natürlich lieber öffentlich-rechtliches Getalke guckt, halt kennt): Guido Westerwelle, Zlatko Trpkovski, die "Erdbärkäse-Nadine", Stephanie zu Guttenberg.

Und er hat in diesem Schwung für aufmerksame Leser einen Fehler im Text versteckt:

"...Jamie Oliver war da. Erotik machte 'Peep', 'Bravo TV' mit Heike Makatsch schaffte es 1986 bis zur Grimme-Preis-Nominierung, zum Preis selber schaffte es 'Der Sandmann' (1986 mit Götz George)..."

Nicht Grimme oder George sind der Fehler, bloß: Wie sollten die Daten sich mit dem 20-Jährigen anno 2013 vertragen? "Der Sandmann" war 1995/ 96. Damals führte Nico Hofmann, der Teamworx-Produzent, noch Regie... Und wir haben bereits die zweite Überleitung zum nächsten Thema:

####LINKS####

[+++] Janz Berlin war jestern im schönsten Kino der Stadt, dem Delphi-Palast. Dort war Premiere von Hofmanns neuester Produktion: "Der Minister", die Freiherr-zu-Guttenberg-Story für Sat.1, in der Alexandra Neldel die bereits erwähnte Freifrau bzw. die freie Bearbeitung dieses Vorbild gibt.

Es war eine jener Premierenfeiern, "auf der Frauen mit großen Ohrringen und passend zur Farbe der Schuhe lackierten Fingernägeln rumlaufen und ständig kichern müssen, wenn sie M&M’s aus den Porzellanschalen fingern", berichtet Jürn Kruse in der TAZ routiniert (und mit der TAZ-eigenen Bild-Zeitungs-Fixierung: Ist Ernst Elitz inzwischen echt als offizieller Bild-Zeitungs-Reporter unterwegs?).

Vom "Haha-wir-zeigen-wie-Zweitklässler-mit-dem-Finger-auf-den-hingefallenen-Trottel-Klamauk" des Films selbst ist Kruse nicht so begeistert, außer von Katharina Thalbach als Darstellerin der Film-Bundeskanzlerin:

"für den Namen Murkel kann sie ja nichts. Wie sie mit hochgezogenen Schultern in ihren Sakkos die Kabinettsrunden leitet oder ihrem Mann gegenüber bei Brötchen und Aufschnitt die Minister abwatscht, das ist wirklich amüsant. Vermutlich weil Thalbach als einzige ihre Figur ernst nimmt, ihr dadurch eine gewisse Würde verleiht und so eine Fallhöhe für Scherze schafft..."

Aber Nico Fried, als Leiter des Berliner Süddeutsche-Büros ein Guttenberg-Kenner, ist auf der SZ-Medienseite begeistert: "Es ist der Idealfall einer politischen Satire, wie es ihn im deutschen Fernsehen selten gibt", lobt er, zwar "nicht auf dem Über-Niveau des frühen Helmut Dietl angesiedelt", aber Fried ist Berliner genug um zu wissen, dass schon der mittlere Dietl, der in Bayern halt immer als Maßstab gilt, des Niveau des frühen nicht mehr erreichte.

"Produzent Nico Hofmann hat Guttenberg zur Vorpremiere eingeladen. Gekommen ist er nicht. Es mag die Ironiefähigkeit des Ex-Ministers überfordert haben, dass ausgerechnet der Fall des populärsten Politikers der vergangenen Jahre sich nun als sehr geeignet erweist, auch die politische Satire wieder populär zu machen",

lautet der Schluss. Falls noch der bratwurstjournalistische DPA-Bericht interessiert: hier (KSTA).

[+++] Da wir nun in der glamourösen Grauzone, in der Starjournalisten und erfolgreiche Vertreter der Macht gern unter sich sind oder zumindest aus diesen oder jenen Gründen solche Eindrücke erwecken: Andreas Voßkuhle, der Bundesverfassungsgerichtspräsident, kam hier im Altpapier schon mal prominenter wegen seines Dressings vor. Also nicht wegen der BVG-Berufskleidung, sondern wegen der vom süddeutschen Starjournalisten Heribert Prantl einfühlsam geschilderten Salatzubereitung in Voßkuhles Küche (siehe dieses Altpapier). Dazu ist noch viel geschrieben worden (siehe z.B. dieses), richtig wichtig ist es auch nicht mehr. Bloß hat Voßkuhle nun wieder oder (was er selbst zum Prantl-Fall meinte, wurde ja weniger bekannt) erstmals Ärger mit der Qualitätspresse.

"Die Bundespressekonferenz (BPK) will am Mittwoch eine öffentliche Rüge gegen den 'Spiegel' aussprechen. Grund ist, dass Redakteure des Nachrichtenmagazins über ein als vertraulich eingestuftes Hintergrundgespräch mit Verfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle berichtet haben sollen",

meldet wiederum die Welt. Der BPK-Vorsitzende Gregor Mayntz (der gerade wiedergewählt wurde, wie der Tsp. berichtet, ohne aber die brisante News zu haben) werfe dem Spiegel "sogar Falschberichterstattung vor", was die Behauptung betrifft, Voßkuhle habe "die große Bühne gesucht".

Der Spiegel-Bericht ist online noch kostenpflichtig. Allerdings drehte Spiegel Online die Info daraus mit der Einleitung "Gleich drei Spitzenpolitiker von CDU und CSU brachte Andreas Voßkuhle gegen sich auf, als er am Mittwoch vor der Bundespressekonferenz in einem Hintergrundgespräch Stellung bezog..." klickträchtig weiter. Ärger ist schließlich ein guter Teaser. Und ob "in einem Hintergrundgespräch Stellung beziehen" sich nicht sowieso ausschließt - darüber werden vermutlich noch einige Journalistendiskussionen geführt werden.


Altpapierkorb

+++ Topthema Leistungsschutzrecht. Wie gestern, so auch heute spektakuläre Interpretationen. Christian Rath, der kompetente Justizexperte der TAZ, hat die (zumindest jenseits der Lobbys, die für das Gesetz stritten) bislang positivste Lesart des Gesetzestextes: "Auch in Zukunft kann jeder auf jeden beliebigen anderen Text verlinken. Verlage wie heise.de, die nun ausdrücklich die Verlinkung ihrer Texte erlauben, sorgen da mit solchen Ankündigungen nur unnötig für Verwirrung. Selbst Suchmaschinen dürfen verlinken, so viel sie wollen..." Und "Blogger, Vereine, Unternehmen und alle sonstigen Nutzer können ihre Links weiterhin mit Snippets illustrieren. Sie brauchen dafür keine Genehmigung. Das gilt auch, wenn sie kommerzielle Zwecke verfolgen. Denn auch ein kommerzieller Blogger bleibt ein Blogger und wird keine Suchmaschine." +++ Auf der Gegenseite versammeln sich heute Stefan Niggemeier, von dem man das ja wusste (Das Gesetz soll auch in der vor der Abstimmung veränderten Fassung "den Ver­la­gen, wie zuvor, die Mög­lich­keit geben, gegen Google und jeden klei­nen Aggre­ga­tor vor­zu­ge­hen, der nichts wei­ter tut, als ein­ein­halb Sätze eines Such­er­geb­nis­ses als Vor­schau anzuzeigen"), und der netzpolitische Sprecher der Jungen Union Deutschlands. Dieser Henrik Bröckelmann leitet seinen Text für die FAZ-Medienseite mit "Ich stamme aus einer Kaufmannsfamilie. Sowohl die Familie meines Vaters als auch die Familie meiner Mutter waren seit Generationen selbständige Einzelhändler..." ein und endet mit: "Solange wir solche Gesetze beschließen, kann man sich die Klagen darüber, dass es kein deutsches Unternehmen von Weltformat wie Google oder Facebook gibt, sparen." Plausibelstes Argument dazwischen: "Kleine Verlage und junge Startups werden kaum in der Lage sein, teure Lizenzverhandlungen und lange Prozesse um die Auslegung des Leistungsschutzes zu führen. Stattdessen werden die ohnehin schon großen Verlage und Internetfirmen gestärkt." +++ Dass die aktuelle Gesetzesfassung solche konträren Lesarten ermöglicht, ist wohl ihre größte Schwäche. +++ Wenngleich pippilangstrumpfhaft einsteigend dennoch salomonisch ("Und doch hat es keinen Sinn, sich nur auf Verlage und die Politik einzuschießen. Denn ihr größter Widersacher Google verhält sich nicht besser..."): Kai Schächtele bei Carta. +++

+++ Der "Mitbegründer der Süddeutschen Zeitung in München" und "Miterfinder des 'Streiflichts' als 'Leuchtturm im Sturmgebraus der täglichen Hiobsbotschaften'", der 1960 verstorbene Franz Josef Schöningh, bzw. seine Nazivergangenheit ist Thema dieses Buchs und daher heute auch im Feuilleton (S. 13) der Zeitung, an der seine Erben noch bis beteiligt waren. "Auch für die Süddeutsche Zeitung ist diese Studie sehr unerfreulich. Sie hat sich durch die Jahrzehnte wenig um die Vorgeschichten ihrer Gründergeneration gekümmert", schreibt Joachim Käppner. +++

+++ Anlässlich des sehr merkwürdigen zeit.de-Satzes "Der Holocaust hatte offenbar weit größere Ausmaße, als bisher angenommen" hat Stefan Reinecke einen sehr lesenswerten TAZ-Kommentar über den "Kurzschluss zwischen wissenschaftlichem Vermarktungsinteresse und medialer Nachfrage nach schlagzeilenfähigem Material" geschrieben. +++ Und da wir gerade dabei sind: Der schon am Montag hier als Artikel des Tages verlinkte Onlinetext von Sebastian Heiser zu den Mauerabriss-Meldungen ebenfalls in der heutigen Druck-TAZ. +++

+++ "Als in Cannes Rainer Werner Fassbinders Film 'Angst essen Seele auf' den Kritikerpreis gewann, fragten viele deutsche Reporter fassungslos die Hauptdarstellerin Brigitte Mira, wie sie, Ulknudel vom Dienst, ihre dramatische Rolle habe bewältigen können. 'Das habe ich immer schon gekonnt, ihr wolltet es bloß nicht sehen', lautete die lakonische Antwort. Das ist fast vierzig Jahre her. Aber am hiesigen Schablonendenken hat sich kaum etwas geändert...": Nicht gerade straffe, aber schöne Einleitung Dieter Bartetzkos zu seiner Besprechung des heutigen ARD-20.15-Uhr-Films "Schenk mir dein Herz" (liebevoll aufbereitet bei tittelbach.tv, auch hier nebenan Tagestipp) in dem Paul Kuhn, der lange in ähnlichen Schablonen steckte, die Hauptrolle spielt. +++

+++ "Anzunehmen ist, dass Pilawa, der mit seiner Firma 'Herr P. GmbH' auch als Produzent aktiv ist, schon sehr genau weiß, was für ihn das Beste ist. Andererseits hat das der letzte Blondschopf, der vom ZDF zum Ersten wanderte, auch gedacht. Und wie es für Gottschalk endete, dürfte allgemein bekannt sein" - Hans Hoff auf der SZ-Meinungsseite über Jörg Pilawa. +++

+++ Ferner war die SZ-Medienseite erstens bei der Beerdigung Christian Semlers, neben "Bundestagsabgeordneten und Lebenskünstlerinnen, ergrauten Revoluzzern" sowie der "halben Redaktion der Tageszeitung taz". Lässt sich zweitens von der in Manhattan wohnhaften New York Daily News-Redakteurin Gina Pace Eindrücke vom TV-Programm der Deutschen Welle schildern. Und würdigt drittens die Aufnahme Heidi Klums in die "America's Got Talent"-Jury, also "der US-Ausgabe von 'Das Supertalent', nur vollkommen ohne Dieter Bohlen, dafür mit dem ehemaligen Spice Girl Mel B und immerhin Moderator Howard Stern". +++

+++ Dieter Pfaff ist tot. Frühmorgens brachte bild.de die Meldung ganz oben (neben derselben über Hugo Chavez) und nennt darin "Der Dicke" "seine Kult-Serie". Was das Blatt frfeilich nicht hindert, auch auf die neueste GEZ-Aufregung (siehe Altpapier gestern) einzusteigen. +++

+++ Wird's am nächsten Sonntag, wenn erstmals Til Schweiger antritt, wieder ein Kult-"Tatort" (bzw. gibt es überhaupt "Tatorte", die nicht Kult sind?). Jedenfalls: der beliebte Altpapier-Autor Matthias Dell heute in der Berliner Zeitung, und zwar mit folgender These: "Til Schweiger wird den 'Tatort' vielleicht nicht revolutionieren - renovieren wird er ihn auf jeden Fall." Und das ist keineswegs auf die Filmhandlung bezogen... +++

Neues Altpapier gibt's wieder am Donnerstag.