"Einen neuen Aufbruch wagen", so lautet das Motto des Katholikentags. Doch das Mannheimer Treffen hat noch kaum angefangen, da zeichnen sich bereits wieder die Konfliktlinien ab, von der die Kirche beherrscht wird. "Katholikentage sind nicht mehr das, was sie mal waren", tönt der Kölner Kardinal Joachim Meisner. Ihm fehlt die "katholische Mitte", was immer das ist – und natürlich auch die gebotene Treue zum Papst und zum rechten Volk Gottes.
Der konservative Leitwolf
Was stört den konservativen Leitwolf des deuschen Katholizismus an dem Treffen? Vor allem wohl, dass es von Laien veranstaltet wird, nicht von der Amtskirche. Bei Katholikentagen sieht man nicht nur schwarze Priestergewänder, sondern die ganze bunte Vielfalt der Kirche. Das ist manchen dann doch zu bunt, und sie bleiben weg. Kardinal Meisner etwa war schon lange nicht mehr bei einem Katholikentag. Deshalb weiß er gar nicht, was er in Mannheim verpasst.
Während die einen also die Rolle der Laien in der katholischen Kirche weiter verkleinern wollen, beklagen die anderen die Dominanz der Bischöfe beim Katholikentag. Der prominente Sozialethiker Friedhelm Hengsbach sagt, die Amtskirche setze die Rahmenbedingungen, setze Diskussionen ab und lade unbequeme Leute aus. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter übe sich hingegen in "Unterwerfungsgesten".
Den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch (Foto: dpa), ficht das vorerst nicht an. Als Freiburger Erzbischof ist er Mit-Gastgeber des Treffens, da Mannheim zu seiner Diözese gehört. Er freut sich auf den Katholikentag, lobt die "Vielfalt der religiösen Angebote" und weist die Befürchtung zurück, die Katholiken zögen sich aus der Gesellschaft zurück. Just in dem Augenblick, in dem Zollitsch schildern will, worin denn die "Aufbrüche" des Treffens bestünden, versagt das Mikro seinen Dienst. Wenn das mal kein schleches Vorzeichen ist.
Noch zwei Stunden bis zum Eröffnungsgottesdienst auf dem Marktplatz. An dem werden auch der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer und Baden-Württembergs grüner Landesvater Winfried Kretschmann teilnehmen. Gerade regnet es Bindfäden vom Mannheimer Himmel, keine guten Aussichten für den Abend der Begegnung. Aber vom schlechten Wetter haben sich Christen noch nie die Laune verderben lassen.