Dass die Grünen beim Katholikentag einen eigenen Empfang ausrichten, ist keineswegs selbstverständlich. Vor zwanzig Jahren hätte es das nicht gegeben, da hatte die Partei mit Kirchens noch wenig am Hut. Aber man wird ja älter und überlässt die schneidende Religionskritik heute lieber den Piraten (die irgendwann vielleicht auch noch dazulernen).
Grünen-Empfänge bei den Katholiken sind also etwas, wo man zumindest mal kurz hinschauen sollte. Diesmal traf man sich am späten Abend in einem Café direkt am Mannheimer Nationaltheater, mit Lampen aus den 1970ern und auch sonst viel Retrolook. Das passte gut zu Winfried Kretschmann, dem neuen Urgestein der Grünen und seines Zeichens nicht nur baden-württembergischer Landesvater, sondern auch noch rechtgläubig und Mitglied im ZdK, dem Katholikentagsveranstalter.
Kretschmann gestaltete sein Grußwort aber leider recht uninspiriert, nicht einmal einen Seitenhieb gegen den rausgeworfenen Umweltminister Norbert Röttgen, mit dem er sich gern über Atommüll stritt ("Irgendwo muss das Zeugs ja hin!"), gestattete er sich. Auch die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast, die den miesepetrigen Gesichtsausdruck zu ihrem Markenzeichen gemacht hat, und ZdK-Chef Alois Glück, der in einer unverständlich altbayerischen Fremdsprache parliert, sorgten nicht gerade für Heiterkeit.
Ein geborener Komödiant
Das kann man von Josef Winkler nicht behaupten. Der Grüne mit indischen Wurzeln, kirchenpolitischer Sprecher seiner Partei, legt bei seinen Begrüßungen zu Kirchen- und Katholikentagen regelmäßig ein unnachahmliches komödiantisches Talent an den Tag. So hieß er neben den Politikern, Journalisten und dem anderen Volk natürlich auch die zahlreich anwesenden Kleriker willkommen – "Klerikerinnen haben wir zurzeit noch keine." Das saß. Eine kleine Stilkritik in einen Scherz verpackt, perfekt. Großes Gelächter.
Winkler erwähnte auch Nikolaus Schneider, den EKD-Ratsvorsitzenden, der allerdings etwas später eintraf – und prompt aufs Korn genommen wurde. "Herr Schneider, ich habe Sie schon begrüßt. Gott sei Dank waren Sie noch nicht da, sonst hätte die Begrüßung noch länger gedauert." Schneider lächelte und führte prompt seine Frau Anne aufs Tanzparkett: erst Walzer, ganz staatstragend, den brachte das Duo Kretschmann/Künast auch noch hin. Danach so etwas wie… na ja, könnte Swing gewesen sein. Beschwingt waren sie jedenfalls. Siehe Foto. Rock war es jedenfalls nicht. Sonst hätte es ja gleich geheißen: Protestanten rocken den Katholikentag.